Weiterbildung in den Sommerferien Grevenbroicherinnen machen Praktikum in spanischer Kita

Grevenbroich · In der Sonne Nord-Galiciens faulenzen Luisa Bongards (18) und Alexandra Jülichmann (19) nicht, sondern absolvieren freiwillige Praktika. In einer Kita sammeln die beiden Schülerinnen Praxiserfahrung und perfektionieren ihr Spanisch.

 Alexandra Jülichmann und Luisa Bongards besuchen das BBZ und absolvieren in ihren Ferien jetzt ein Praktikum in einer spanischen Kita.

Alexandra Jülichmann und Luisa Bongards besuchen das BBZ und absolvieren in ihren Ferien jetzt ein Praktikum in einer spanischen Kita.

Foto: Alexandra Jülichmann

, Während ihre Mitschüler den Sommerferien entgegen fiebern, bilden sich Luisa Bongards (18) und Alexandra Jülichmann (19) fort. Die beiden Schülerinnen am Berufsbildungszentrum Grevenbroich (BBZ), die dort das Erziehungswissenschaftliche Gymnasium besuchen und als Abschluss Abitur nebst Erzieherinnenausbildung anstreben, absolvieren ein Praktikum in Vigo, das im nordspanischen Galicien liegt. Dort arbeiten sie einen Monat in einer Kindertagesstätte.

„Es geht uns fabelhaft“, schwärmen die beiden von ihrem Alltag – der sich „so komplett und total von dem in Deutschland unterscheidet“. „Vorher hatten wir einige Bedenken“, erinnert sich Alexandra an ein bisschen Furcht vor der eigenen Courage. Vor allem die Sprachkompetenz bereitete beiden Magengrummeln. „Aber auch, wenn unser Wortschatz nicht perfekt ist, funktioniert alles wunderbar“, erzählen sie über die Kommunikation mit Kindern, Kollegen sowie den Gasteltern. Zur Not, und die gab es an den ersten Arbeitstagen, wurde „mit Händen und Füßen gesprochen“, sagt Luisa lachend. „Und mit der Mimik kann auch viel zum Ausdruck gebracht werden.“

Bereits um 7 Uhr öffnen sich die Kita-Pforten, erst um 20 Uhr ist Feierabend. „Aber wir sind nur von 9 bis 16 Uhr im Einsatz.“ Der Morgenkreis ist ähnlich wie in deutschen Kitas ein festes Ritual, bei den gemeinsamen Mahlzeiten herrscht Disziplin, und die Kleinen tragen einheitliche Kita-Leibchen. Anders als in der Heimat bleiben die Lütten aber nicht „permanent unter Beobachtung der Erzieher, sondern beschäftigen sich gerne, gut und oft alleine“. Freiraum für Kreatives wie Bauen und Basteln wird groß geschrieben, gleichzeitig aber wird spielerisch und konsequent gelernt – durchaus per Arbeitsblatt. „Denn“, so erklären die Wahl-Spanierinnen, „die Räume heißen Klassen, und wer in die Grundschule kommt, bekommt Hüte wie an der High School sowie ein Diplom.“

„Das ist hier alles faszinierend anders“, führt Luisa auch über die Entwicklung der Kinder aus. „So mancher Dreijährige ist so weit wie ein fünfjähriges Kind in Deutschland.“ Auch soziale Kompetenzen werden „stark gefördert“, nicht die Erzieherinnen alleine trösten bei Tränenoffensiven, „da kümmern sich die älteren um die jüngeren Kids“. Das Konzept gefällt den beiden BBZlerinnen, „sicher wird es nicht Eins-zu-eins im deutschen Alltag umsetzbar sein. Aber im Ansatz oder für Projekte lässt sich einiges von den spanischen Konzepten abgucken“, sind sie sich sicher.

Mit gemischten Gefühlen reisen sie zurück nach Grevenbroich. „Es hat sich so unglaublich gelohnt, da sind so viele wichtige Erfahrungen, die wir machen konnten“, empfiehlt das Duo allen Mitschülern ein Auslandspraktikum zur Nachahmung als lebenslängliche Eindrücke. „Es lohnt sich, anderes kennenzulernen und jenseits bisheriger Kategorien zu denken“ – nicht nur im Beruf, auch in Familienstrukturen.

„Wir sind super herzlich in den Familien aufgenommen worden“, wie selbstverständlich nahmen sie an Festen teil. „Am liebsten würden wir euch adoptieren“, zitieren die zwei durchaus gerührt eine der Großmütter und ihr Angebot, lebenslänglich zu bleiben.

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