Grevenbroich "Gotti" geht in Ruhestand

Grevenbroich · Wer heute Mitte 40 ist, erinnert sich bei seinem Namen an schöne Jugendzeiten in der Südstadt: Gottfried Brandt. Der Mann, der mehr als 30 Jahre den Jugendtreff St. Josef leitet, geht bald in den Ruhestand.

 Der Jugendtreff von St. Josef ist seine Welt: Gottfried Brandt leitet seit 31 Jahren die GOT in der Südstadt. Im nächsten Monat verabschiedet sich der 59-Jährige in den Ruhestand.

Der Jugendtreff von St. Josef ist seine Welt: Gottfried Brandt leitet seit 31 Jahren die GOT in der Südstadt. Im nächsten Monat verabschiedet sich der 59-Jährige in den Ruhestand.

Foto: M. Reuter

Südstadt Ob er der älteste seiner Art ist? Gottfried Brandt zuckt die Schultern. "Gut möglich", meint der 59-Jährige und lächelt: "In meiner Branche bin ich so etwas wie ein Dinosaurier — auf jeden Fall."

Seit mehr als drei Jahrzehnten leitet der Wevelinghovener den Jugendtreff in der Südstadt. Er hat Generationen von Grevenbroichern aufwachsen sehen, manchen Lebensweg in eine gerade Bahn gerichtet. Damit ist jetzt Schluss: Brandt geht in Altersteilzeit. Künftig werden Familie und Fischteich seinen Lebensmittelpunkt bilden — und nicht mehr die "Ganz offene Tür" (GOT) der Pfarre St. Josef.

Eigentlich hatte Gottfried Brandt mit der Jugendarbeit nichts am Hut. Er lernte bei der Maschinenfabrik Buckau etwas "Handfestes", Dreher, verdiente gutes Geld. "Später dachte ich mir aber: Das kann doch noch nicht alles gewesen sein", erinnert er sich. Brandt drückte wieder die Schulbank, wurde Sozialpädagoge. Und diesmal fand er den Job fürs Leben.

Ende der 70er Jahre legten die Salvatorianer die ersten Pläne für einen Jugendtreff in der Südstadt auf den Tisch. Der damals 29 Jahre alte Gottfried Brandt bewarb sich bei Pater Tony Maris um den Leiterposten — und hatte Glück: "Am 1. Januar 1979 bekam ich den Job", erzählt er. Die "Ganz offene Tür" — die zweitgrößte Einrichtung ihrer Art in Nordrhein-Westfalen — hält Brandt für einen Meilenstein in der Kinder- und Jugendarbeit: "Die Südstadt war ein neuer, heranwachsener Stadtteil mit vielen Problemen, da musste etwas passieren."

Gottfried Brandt gehört heute zu den bekanntesten Grevenbroichern, wer zwischen sechs und Ende 40 ist, kennt ihn. Die "Generation Golf" erinnert sich an Zeiten "mit dem Gotti", als in den 80ern empfindliche Vinyl-Platten von Foreigner und Whitesnake in der Jugendtreff-Disco aufgelegt wurden. Und heute — zu Zeiten von MP3-Playern und Stars wie Bushido und Lady Gaga — ist er immer noch ein beliebter Ansprechpartner für die kleinen und großen Probleme von Kindern und Jugendlichen. Glücksmomente empfindet er, wenn scheinbar "hoffnungslose Fälle" von damals ihm heute — erfolgreich im Berufsleben stehend — auf die Schultern klopfen und sagen: "Gottfried, Du hat einen Teil dazu beigetragen, dass etwas aus mir geworden ist."

Vor gut einem Jahr hat Gottfried Brandt mit seinem "Ablösungsprozess" begonnen. Auch, um seinem Nachfolger Christoph Bongers, der seit acht Jahren zum hauptamtlichen Team gehört, mehr Freiraum zu lassen. Wenn er in Altersteilzeit geht, will Brand mindestens ein halbes Jahr lang nicht mehr die Schwelle des Jugendtreffs überschreiten: "Das ist fair gegenüber der neuen Leitung, außerdem macht es den Abschied leichter", sagt er. Dass sich einiges in der GOT ändern wird, davon ist der 59-Jährige überzeugt: "Das ist nun mal der Lauf der Dinge."

In seiner Freizeit will sich Brandt mehr um Ehefrau Gertrud und Sohn Daniel kümmern. Und natürlich um seinen Teich, in dem prächtige Kois ihre Bahnen drehen. Außerdem gibt es da noch seine Moto Guzzi GT, die im Frühjahr mal wieder ausgefahren werden will. Und die vielen Freunde, mit denen sich die Brandts treffen. Wenngleich "der Gotti" mit Gleichaltrigen leichte Schwierigkeiten hat: "Manchmal verstehen die mich nicht. Vielleicht liegt das daran, dass ich durch den Umgang mit jungen Leuten im Kopf tolerant geblieben bin."

(RP)
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