Gitarrenwochen in Grevenbroich Gipsy Swing vom Feinsten in der Villa Erckens

Grevenbroich · Joscho Stephan und Richard Smith kennen sich seit dem Jahr 2002, als der deutsche Gitarrist eine Konzertreise nach Nashville unternahm. Ihr virtuoses Zusammenspiel hat auch zu etlichen gemeinsamen Kompositionen geführt.

 Das Joscho Stephan-Trio begeisterte die Hörer bei ihrem Konzert mit Gipsy Swing in der Villa Erckens.

Das Joscho Stephan-Trio begeisterte die Hörer bei ihrem Konzert mit Gipsy Swing in der Villa Erckens.

Foto: Dieter Staniek

Joscho Stephan, die deutsche Nummer eins als Gipsy-Swing-Gitarrist, ist bei den Grevenbroicher Gitarrenwochen Stammgast: Das erzählte Kulturchef Stefan Pelzer-Florack in seiner kurzen Begrüßung des Publikums beim vollkommen ausverkauften Abend in der Villa Erckens. Der Mönchengladbacher Joscho Stephan (40) hatte hochkarätige Kollegen mitgebracht. Richard Smith (47), herausragender britischer Fingerstyle-Gitarrist in der Tradition amerikanischer Countrygitarristen, und Volker Kamp (41), vielseitiger Instrumentalist und Theatermusiker, sorgten im Trio mit seinem Kontrabass für einen grandiosen Abend.

Der „Düsseldorf Stomp“ zur Eröffnung des Konzertes ließ das begeisterte Publikum bereits jubeln. Virtuose Soli beider Gitarristen erstaunten die Hörer ebenso wie das perfekte Zusammenspiel im Dialog der Instrumente. „Ist auch ein Bass-Solo etwas für Euch?“, fragte Joscho Stephan die Zuhörer. Der zustimmende Beifall ließ Volker Kamp mit einem erlesenen Solo in Django Reinhardts „Minor Blues“ glänzen.

Überragend war auch ein Solo von Richard Smith. Der gebürtige Engländer, der seit exakt 20 Jahren in Nashville/Tennessee lebt, glänzte in dem Stück „The Entertainer“ von Scott Joplin mit seinen enormen spieltechnischen Fähigkeiten. Geradezu mühelos klang sein Wechsel zwischen Fingerstyle und Flatpicking (mit Plektrum).

Joscho Stephan und Richard Smith kennen sich seit dem Jahr 2002, als der deutsche Gitarrist eine Konzertreise nach Nashville unternahm. Ihr virtuoses Zusammenspiel hat auch zu etlichen gemeinsamen Kompositionen geführt. Das Lied „Here, there and everywhere“ hat „vielleicht die schönste Melodie, die wir beide im vergangenen Jahr geschrieben haben“, meinte Joscho Stephan. Wie wahr! Virtuose Improvisationen machen den Charleston „I wonder, where my Baby is Tonight“, dem Josephine Baker bereits 1926 Glanz verlieh, auch zum Highlight in der Villa Erckens.

Dabei ist es unmöglich zu sagen, wer der beiden Gitarristen origineller ist. Richard Smith pendelt stilistisch zwischen amerikanischem Western Swing und europäischem Gipsy-Jazz, Joscho Stephan spielt Gipsy-Swing in Reinkultur. Das Publikum begeisterten beide eng verwandten Spielarten. Es kam nochmals voll auf seine Kosten, als unter den Zugaben der mitreißende Gipsy-Jazz „Minor Swing“ von Django Reinhardt – seit beinahe 80 Jahren Jazz-Standard – einen wunderbaren, musikalischen Abend in der Villa Erckens beendete.

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