Tagebau Garzweiler Großes Gerät im Dauereinsatz

Grevenbroich · Das Verfüllen der östlichen Restmulde im Braunkohletagebau Garzweiler soll noch ein gutes Jahrzehnt andauern.

Foto: Carsten Pfarr

Ein Stahlkoloss steht in einer gigantischen Grube: Der Absetzer 742 – er ist 141 Meter lang und 48 Meter hoch – verfüllt als eines von drei Großgeräten die sogenannte „östliche Restmulde“. Bevorzugt wird aktuell der nördliche Bereich, direkt südlich von Jüchen, zugeschüttet. Dafür sind die Absetzer rund um die Uhr im Einsatz.

„Der Tagebau gräbt sich durch die Landschaft und wandert als V-förmiger Einschnitt durch das Gebiet“, versinnbildlicht RWE-Pressesprecher Guido Steffen die Arbeiten im Braunkohlebetrieb. Durch das Verlegen der Autobahn 44, die seit knapp einem Jahr wieder auf ihrer alten Trasse verläuft, entstand in Garzweiler I allerdings ein „Verkippungs-Rückstand“: die „östliche Restmulde“, ein Bereich zwischen den bereits rekultivierten Bezirken im Osten und dem laufenden Tagebau im Westen, getrennt durch den für die A 44 aufgeschütteten Damm.

Eben dieses 1000 Hektar große Loch wird seit einigen Jahren mit höchster Priorität von RWE wieder verfüllt und rekultiviert. Dazu arbeiten die Großgeräteführer in drei Schichten, tags wie nachts, bei gutem wie schlechtem Wetter. Lediglich extremer Wind verhindert die Arbeit der hochmodernen Geräte.

 Werner Sienknecht präsentiert die 3D-Ansicht der Sohle.

Werner Sienknecht präsentiert die 3D-Ansicht der Sohle.

Foto: Carsten Pfarr

Der Absetzer 742 ist seit Frühjahr 2018 im Einsatz in der östlichen Restmulde. Er ist einer von zwei teilautomatisierten Absetzern in Garzweiler. „Früher waren fünf bis sechs Personen im Einsatz, um den Absetzer zu steuern – heute reichen zwei“, erinnert sich Geräteführer Werner Sienknecht. Zwar ist der 742er heute 42 Jahre alt, die Technik wurde allerdings ständig angepasst und gewartet. In der Führerkabine sitzt mittlerweile nur noch bei Störungen ein Geräteführer. Die Steuerung läuft über eine Fernbedinung. Gemütlich im Freien stehend betrachtet Uwe Schack, wie der Absetzer über seinen 87 Meter langen Ausleger den Abraum verfüllt – bis zu 6700 Kubikmeter stündlich.

 Uwe Schack bedient den Absetzer mit einer Fernsteuerung.

Uwe Schack bedient den Absetzer mit einer Fernsteuerung.

Foto: Carsten Pfarr

Über ein Tablet prüft der Geräteführer die Daten. Neben aktueller Verfüllmenge und Art des Abraums (Sand, Kies, Ton) werden ihm ebenfalls der Soll- und der Ist-Wert angezeigt – GPS- und Radarsensoren machen es möglich. Was früher händisch und über Pläne lief, funktioniert heute digital. Der Soll-Wert ist erreicht, der Schwenkarm kann die nächste Stelle zum Verfüllen nicht erreichen. Schack gibt über die Fernbedienung einen Warnton ab und fährt den 2400 Tonnen schweren Stahlkoloss über die mannshohen Ketten nach vorne. In neuer Position wird das Verfüllen fortgesetzt. Der Abraum kommt von den Schaufelradbaggern am anderen Ende des Garzweiler Tagebaus. Eine gute halbe Stunde benötigt das Material, bis es vom Bagger über die 13 Kilometer Förderband beim Absetzer ankommt und verfüllt wird.

 Die Bandanlagen transportieren den Abraum mit 27 Stundenkilometern.

Die Bandanlagen transportieren den Abraum mit 27 Stundenkilometern.

Foto: Carsten Pfarr
 Bauern bestellen die rekultivierte Ackerfläche zwischen der östlichen Restmulde und der Autobahn.

Bauern bestellen die rekultivierte Ackerfläche zwischen der östlichen Restmulde und der Autobahn.

Foto: Carsten Pfarr

Bis die gesamte Grube zugeschüttet ist, dauere es noch bis Anfang der 2030er Jahre, schätzt Pressesprecher Steffen. Dann soll das Land, wie so oft schon geschehen, rekultiviert werden. Garzweiler sei klassisches Landwirtschaftsgebiet, berichtet Steffen. Daher werden die Flächen sieben Jahre lang zwischenbewirtschaftet, bis der Boden biologisch aktiviert sei. Dann werde das Gebiet an Landwirte übergeben. Die Stadt Jüchen hingegen benötige die Fläche für ihr Wachstum. Daher solle das Gebiet nicht landwirtschaftlich, sondern industriell genutzt werden. Und auch das sei möglich, wenn das Loch aufgeschüttet ist und universell Verwendung finden kann.

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