Weltjugendtag Garzweiler Technik für den Papst

Grevenbroich · Von Julia Nakötter

Rund 30 Mitarbeiter des Tagebaus Garzweiler setzen das Marienfeld zum Weltjugendtag "unter Strom". Damit Benedikt XVI. auf dem Papsthügel durch ein Mikrofon sprechen kann, wurden 20 Kilometer Kabel verlegt. Das ehemalige Abbaufeld gilt heute noch als Außenstelle von Garzweiler.

In knapp vier Wochen blickt die "Welt" auf den ehemaligen Tagebau Frechen. Auf dem 257 Hektar großen rekultivierten Marienfeld wird das Bild des neuen Papstes Benededikt XVI. auf Großleinwände projiziert, Lautsprecher und Mikrofone übertragen die Worte des Heiligen Vaters direkt vom aufgeschütteten Papsthügel zu 800 000 Jugendlichen unterschiedlicher Nationen. Den Strom für die Großveranstaltung liefert RWE Power, das technische Know how kommt aus dem Tagebau Garzweiler.

"Wir haben die Hardware für dieses Ereignis in den vergangenen Wochen herbei geschafft. 30 Mitarbeiter aus dem Bereich der Tagebau-Stromversorgung haben fünf Transformatoren in der Nähe des Papsthügels aufgebaut sowie rund 20 Kilometer Kabel verlegt", berichtet Walter Krudewig.

Als Leiter der Stromversorgung im Tagebau Garzweiler hat der Diplom-Ingenieur - neben dem täglichen Betrieb - bereits mehrere Baggertransporte im Revier mit Energie versorgt. "Doch diese Veranstaltung ist eine echte Herausforderung. Auf dem Marienfeld wird es an zwei Tagen einen Strombedarf von 15 000 Kilowatt geben, vergleichbar einer Kleinstadt mit rund 25 000 Einwohnern.

Doch gerade das Team aus Garzweiler besitzt die nötige Erfahrung und der Tagebau die technische Ausstattung für dieses Großereignis", weiß Krudewig. Überdimensionierte, unter der Erde vergrabene Mittelspannungskabel, fünf Transformatoren-Stationen sowie 42 Schaltschränke, die für den neuen Bandsammelpunkt des Tagebaus Garzweiler II bestimmt sind - und drei Monate früher als nötig angeliefert wurden -, werden während des Weltjugendtags erstmals ans "Netz" gehen. Seit Mitte Juli funktioniert bereits die Energiezufuhr für den Papsthügel. Das gesamte Marienfeld wird am 3. August "unter Strom gesetzt".

Walter Krudewig: "Im Umkreis von 300 Metern stehen dann Steckdosen für die Videoleinwände, das Licht und den Ton bereit, damit sich der Papst auch das nötige Gehör verschaffen kann." Vier voneinander unabhängig arbeitende Stromkreise, die dem Hochspannungsnetz angeschlossen sind, sichern - auch bei einem Ausfall einer Leitung - die Energieversorgung. Abgebaut werden die Garzweiler Geräte direkt nach der Abschlussmesse mit Papst Benedikt XVI. Während der Vigilfeier, dem Nachtgebet, überprüfen 30 Tagebau-Mitarbeiter die Funktionen der Trafostationen.

Tagebauleiter Lutz Kunde: "Dass wir uns mit dieser Sachleistung am Weltjugendtag beteiligen können, freut mich sehr. Zumal der ehemalige Tagebau Frechen, nachdem er 1986 ausgekohlt war, zur Rekultivierung dem Tagebau Garzweiler zugeschlagen wurde. Damals wie heute heißt das Gebiet unter Fachleuten eigentlich Tagebau Garzweiler - Außenkippe Frechen." Über eine Milliarde Kubikmeter Abraum und Löss wurden bis 2004 über Förderbänder aus Garzweiler Richtung Frechen transportiert.

Seitdem ist das Abbaufeld vollständig verfüllt und "auch die früheren 50 Tagebaumitarbeiter aus Frechen sowie die Geräte haben ihren Standort Richtung Grevenbroich verlagert", berichtet Lutz Kunde. Zum Abschluss der Rekultivierung des Marienfelds wurde im vergangenen Jahr in der Nähe des heutigen Papsthügels ein Wegekreuz aufgestellt. "Damals kreiste ein Hubschrauber ganz tief über die Besucher und wir haben uns gefragt, ob dies vielleicht schon der Heilige Vater sein könnte", sagt Lutz Kunde schmunzelnd.

Zum Abschluss des Weltjugendtags sind nicht nur die Mitarbeiter des Tagebaus in der Nähe des Papstes - alle 175 Garzweiler Azubis sind unter anderem von RWE eingeladen, an der Abschlussmesse teilzunehmen. "Zudem besuchen polnische Jugendliche des Kooperationspartners BOT aus Beltachow die Veranstaltung. Sie sind bereits öfters in Garzweiler zu Gast gewesen", berichtet Tagebauleiter Kunde.

(NGZ)
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