Grevenbroich Frau rettet Hund aus der Erft
Grevenbroich · Ohne zu zögern, lief Gabriele Schäfer in die Erft, um einen Labrador aus der Strömung zu holen. "Eine solche Hilfsbereitschaft ist heute selten", freut sich Hundebesitzer Kurt Kaiser – mehrere andere hätten Hilfe abgelehnt.
Ohne zu zögern, lief Gabriele Schäfer in die Erft, um einen Labrador aus der Strömung zu holen. "Eine solche Hilfsbereitschaft ist heute selten", freut sich Hundebesitzer Kurt Kaiser — mehrere andere hätten Hilfe abgelehnt.
Kurt Kaiser zeigt auf eine Stelle am anderen Ufer. "Dort unter den überhängenden Ästen ist Enzo verschwunden." Labrador-Rüde Enzo sitzt wohlbehalten auf der Wiese an der Erft, doch am Freitag Nachmittag hatte der 71-jährige Grevenbroicher Angst um seinen 13 Jahren alten Hund. Bis Gabriele Schäfer das Tier beherzt aus der Erft rettete, pitschnass mit ihm ans Ufer zurückkehrte.
Kurt Kaiser geht mehrere Male am Tag mit dem Labrador an der Apfelwiese und Erft spazieren. Wieder einmal war es heiß. "Enzo geht außerordentlich gern ins Wasser. Da aber seine Knochen müde sind, lasse ich ihn nur an einer Furt in die Erft, aus der er leicht wieder herauskommt", erzählt der Grevenbroicher. Doch an diesem warmen Tag wollte Enzo gar nicht raus, schwamm Richtung Flutgraben, verschwand am gegenüberliegenden Ufer unter Grün. "Ich hörte es noch zwei Mal im Wasser plumpsen", schildert Kaiser. Was nun? Er leidet an Muskelschwund, kann selbst nicht ins Wasser. "Ich bat einige Mädchen um Hilfe, aber sie wollten nicht ins Wasser." Auch ein Mann habe nein gesagt.
Doch dann kam Gabriele Schäfer mit ihrem Mops Kalle vorbei, hörte vom Vorfall. Sie zögerte keine Sekunde, ein Tier war in Not. In voller Montur — samt Schuhen und Handtasche — lief sie ins Wasser, watete durch den mit Pflanzen bestandenen Fluss. "Das Wasser stand mir bis zur Brust." Der Schlick am Grund hielt sie fast fest. "Ich hätte schwimmen und nicht gehen sollen", weiß sie nachher. Mittlerweile war Enzo wieder zu sehen, sprang kurz ans Land — und wieder zurück ins Wasser. "Ich sah, wie er im Fluss leicht wackelte, befürchtete einen Schwächeanfall", so Kaiser. "Die Strömung zog den Hund mit", schildert Gabriele Schäfer.
Sie erreichte das Tier, ergriff die Leine, zog es mit. Wohlbehalten erklommen Hund und Retterin die Böschung. Ich war durchnässt, einen Schuh hat die Erft behalten", schildert die 44-Jährige. Barfuß ging es nach Hause zum Umziehen. Die gebürtige Berlinerin zog die Liebe vor sieben Jahren nach Grevenbroich. "Ich würde für jeden Hund nochmals das gleiche tun", versichert die gelernte Arzthelferin. "Ich bin sehr tierlieb. Ich habe immer von einem Lottogewinn geträumt, mit dem ich einen Gnadenhof für Tiere aufmachen wollte."
Kurt Kaiser ist dankbar für die Rettung: "Solche spontane Hilfsbereitschaft ist heute selten", sagt der 71-Jährige, der mit seinem Bruder eine Feilenhauerei betrieben hat — heute führt sie sein Neffe. Hund Enzo ist, seitdem er sechs Wochen alt war, in der Familie. Ein Wermutstropfen bei der Rettungsaktion: Im Rahmen der Aktion trat Gabriele Schäfers Hund in eine Scherbe, Kalle musste zum Tierarzt. Ihre Bitte: "Es wäre schön, wenn die Menschen mehr Rücksicht auf Tiere nehmen würden und auf den Wiesen keine Glasscherben hinterlassen würden."