Ungewöhnliche Museumsführung in Grevenbroich Alter Römer führt durch Uhlhorn-Ausstellung

Grevenbroich · Amüsant und trotzdem faktenreich führt Frank Kellner als „echter“ Römer, entsprechendes Outfit inklusive, durchs Museum.

Der Mann fällt auf. Nicht allein wegen seines handgewebten Gewandes aus garantiert reinen Naturstoffen und einer ledernen Sandale, wie sie sonst nur bei „Asterix“ an Caesars Fuß zu sehen ist. Seine Sesterzen trägt er in einem Beutel und seine Finger ziert typisches Geschmeide. Kurzum: Lucius Caecilius Iucundus ist ein waschechter Altrömer. Am kommenden Sonntag führt er durch die Uhlhorn-Ausstellung in der Villa Erckens. „Pecunia non olet (Geld stinkt nicht)“ ist die Veranstaltung betitelt.

„Wir wollen ein unterhaltsames Fenster in die Antike öffnen“, sagt Thomas Wolff. Seit 20 Jahren kennt er Frank Kellner, den Mann, der in die Rolle des alten Römers schlüpft. Kellner, aus Kapellen gebürtig und in Wevelinghoven zu Hause, wurde „sechsjährig vom Thema angefixt“, saugt seither wie ein Schwamm alles über Archäologie und Artverwandtes auf, ist seit 20 Jahren ehrenamtlicher Mitarbeiter beim Amt für Bodendenkmalpflege und gerne mit seinem „fahrbaren Museum“ unterwegs. Kein Frontalvortrag, sondern ein interaktives Erleben sind seine Beiträge - gespickt mit vielen Anekdoten. Die berühmten Worte „Geld stinkt nicht“ stammen von Kaiser Tiberius. Der übernahm nicht nur die Regentschaft nach Vorgänger Nero, sondern vor allem dessen maroden Staatshaushalt. „Also ersann er Maßnahmen, um an Geld zu kommen“, so etwa die Urinsteuer. Angeblich tunkte er eine Münze in diesen besonderen Saft – der zur Lederverarbeitung bei Gerbern genutzt wurde – und sprach denn die legendären Worte. Aber auch die Formulierung „Krösus sein“ als Synonym für Reichtum weiß er zu erläutern. „Tauschhandel war lange üblich. Aber nicht jeder wollte Weihrauch gegen Schafe tauschen. Also mussten Alternativen gefunden werden.“ So wurde Metall geprägt, nicht mit irgendwas, sondern dem Konterfei desjenigen, der sozusagen für den Wert dieses Metallstücks stand: Die Erfindung der klassischen Münze geht auf Krösus zurück.

„Die Dauer des Vortrags hängt davon ab, was für Fragen die Gäste stellen und welche Themen sie interessieren“, berichtet Kellner. Vor allem zum Thema Münzen und ihren Werten, ebenso wie den ersten Geldfälschern, die schnöde Kupfermünzen mit Silber überzogen, um einen Wert vorzutäuschen, den sie gar nicht hatten, kann er berichten. „Im Grunde genommen waren diese alten Römermünzen ein Vorläufer vom Euro“, sagt „Jucundus Julianus“ über die alte Währung. Denn von Ägypten über Gallien bis zu den Goten haben diese Münzen zu den besten römischen Zeiten gegolten. Geldgeschichten sind auch immer Handelsgeschichten, leitet er gleich zum nächsten Thema über: Bernstein als Exportschlager, Weihrauch und antikes Geschirr sind Unteraspekte dieses Punktes – ebenso wie Bordellbesuche: „Die waren vor 2000 Jahren ganz normal und weniger anrüchig“, verweist er auf eine Welt ohne christliche Glaubenskonnotation und moderne Zivilisationsgeschichte.

„Eigentlich hätten die alten Römer schon die Currywurst erfinden müssen“, schließt er das Kapitel ab. Ihre Handelsbeziehungen reichten bis Indien mit seinen duftenden Gewürzmischungen.

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