Grevenbroich Förster kämpfen gegen aggressive Pilze im Wald

Grevenbroich · Das "Falsche weiße Stengelbecherchen" lässt die Eschen sterben. Im Grevenbroicher Stadtwald sind rund 20 Prozent der Bäume betroffen.

 Stadtförster Frank Wadenpohl macht sich Sorgen um den Eschenbestand in Grevenbroich. Ein aggressiver Pilz bedroht viele Bäume.

Stadtförster Frank Wadenpohl macht sich Sorgen um den Eschenbestand in Grevenbroich. Ein aggressiver Pilz bedroht viele Bäume.

Foto: M. Reuter

Stadtförster Frank Wadenpohl kämpft gegen einen unsichtbaren Feind: das "Falsche weiße Stengelbecherchen". Der Pilz bedroht die Eschen, hat mittlerweile auch im Stadtwald viele Bäume befallen und absterben lassen. Auf "rund 15 bis 20 Prozent" schätzt der Stadtförster den Anteil der erkrankten Bäume. Und das Schlimmste: Es gibt keine Rettung. "Bei einem einzelnen Baum kann man die befallenen Triebe abschneiden, muss aber nach jedem Schnitt das Werkzeug desinfizieren, am besten über einer offenen Flamme", schildert der Experte. Ein solches Vorgehen funktioniere im eigenen Garten, "doch das kann man im Wald absolut vergessen. Das ist ein Kampf gegen Windmühlen", räumt Frank Wadenpohl ein.

Im Jahr 2011 gab es die ersten vereinzelten Fälle von Eschensterben im Grevenbroicher Stadtforst, im vergangenen Jahr verschärfte sich die Lage: Der aggressive Pilz tauchte an immer mehr Bäumen auf. Inzwischen bedroht "Chalara fraxinea" (so der lateinische Name) den Bestand von Eschen in ganz Mitteleuropa. Und Frank Wadenpohl fürchtet das Schlimmste für die Eschen — er zieht Vergleiche mit dem Ulmensterben: "Heute gibt es nur noch vereinzelte Ulmenarten", sagt Wadenphl. Ein Pilz, der über den Ulmensplintkäfer übertragen wird, habe den Bestand komplett rasiert. Die Ulme — einst ein beliebter Baum und an fast jeder Straße in den Niederlanden — sei fast völlig verschwunden.

Infizierte Eschen seien laut dem Stadtförster auch für Laien rasch zu erkennen: Bereits im Juli würden sie ihre Blätter verlieren. Denn das "Falsche weiße Stengelbecherchen" lässt die Bäume austrocknen Die Knospen vertrocknen, und die Blätter sterben ab. "Dies betrifft sowohl angepflanzte Bäume als auch solche, die durch Selbstaussaat entstanden sind", hat der Förster beobachtet. Allerdings befalle der Pilz nicht jede Esche: "Manchmal steht ein gesunder Baum neben einem kranken; es gibt also auch resistente Eschen."

Wie ernst das Eschensterben im Grevenbroicher Stadtwald ist, das haben Experten von der "Forstlichen Versuchsanstalt" untersucht. Sie haben einen Bericht erarbeitet, in dem die Bäume in drei unterschiedliche Krankheitsstufen klassifiziert werden sollen. "Das Ergebnis liegt allerdings noch nicht vor", sagt Frank Wadenpohl.

Eine Konsequenz aus der Bedrohung durch den Pilz: Im Stadtwald werden seit 2012 keine Eschen mehr gepflanzt. Für den Stadtförster heißt das, er muss auf andere Baumarten ausweichen, doch: "Bei Anpflanzungen sind bestimmte Richtlinien zu beachten", erläutert Wadenpohl. Als Alternativen für die Esche — ein typischer Baum der Region an Flussläufen — nennt er Stieleiche, Bergahorn, Erle oder Waldkirsche.

Der Wirtschaftsbetrieb Wald leidet unter dem Pilzbefall der Eschen nicht: "Das Holz können wir weiterhin verkaufen. Es ist sehr gefragt als Kaminholz", so der Stadtförster. Rund 35 000 Euro pro nimmt die Stadtverwaltung aus Holzverkäufen ein.

(NGZ)
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