Grevenbroich Flüchtlinge engagieren sich in Erasmus-Mensa

Grevenbroich · Drei Asylbewerber aus Syrien helfen freiwillig im Gymnasium. Sie haben Hilfe in Grevenbroich erfahren - und wollen etwas zurückgeben.

Abeer Eschmawi hat Sprachen an der Universität von Damaskus studiert. Die junge Frau stand kurz vor dem Diplom-Abschluss, als sie wegen des Bürgerkriegs aus ihrer syrischen Heimat flüchten musste. Jetzt lebt die 28 Jahre alte Asylbewerberin in einem Wohnheim in Neukirchen und hofft darauf, ihre Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. Doch untätig abwarten will sie nicht: Abeer Eschmawi engagiert sich seit einigen Wochen ehrenamtlich in der Mensa des Erasmus-Gymnasiums. "Auf diese Weise lerne ich nicht nur die deutsche Sprache, sondern auch die Deutschen und deren Kultur kennen", sagt sie.

Die 28-Jährige ist kein Einzelfall: Auch Akaria Chakifeh (38) und Wissam Zaghloul (27) - zwei syrische Männer, die es ebenfalls nach Grevenbroich verschlagen hat - haben sich in der Mensa gemeldet, um das Helferteam zu unterstützen. "Sie haben in Deutschland viel Hilfe erfahren und möchten dafür nun etwas zurückgeben", bringt Renate Glees die Motivation der Flüchtlinge auf den Punkt. Die Vorsitzende der Schulpflegschaft ist beeindruckt von dem freiwilligen Engagement der Syrer: "Irgendwann standen sie vor der Türe unserer Mensa und fragten nach, ob sie uns behilflich sein könnten. Das ist ein ganz anderes Bild von Flüchtlingen, als es uns mancher vermitteln möchte."

Als Gewalt und Bombenterror zunahmen, flüchteten die Studenten Abeer Eschmawi und Wissam Zaghloul. "Bevor es zu dem schrecklichen Bürgerkrieg kam, haben wir unser Land geliebt, wir waren glücklich. Doch zuletzt gab es keine andere Möglichkeit als die Flucht", schildern die Kinder palästinensischer Eltern.

Auch der Anstreicher Akaria Chakifeh flüchtete vor dem Terror: Mit seiner Frau und vier Kindern im Alter zwischen sechs und 13 Jahren strandete er im Oktober in Grevenbroich. Seine beiden ältesten Mädchen besuchen seit einigen Wochen das Erasmus-Gymnasium. Dort werden sie ehrenamtlich von Rasim Natur (74) betreut, einem Palästinenser, der seit Jahrzehnten in Deutschland lebt. Anfang Februar werden die Kinder einen Deutsch-Intensivkursus besuchen, danach wird entschieden, welche Schulform für sie die richtige ist.

Michael Jung begrüßt das ehrenamtliche Engagement der drei syrischen Flüchtlinge in der Mensa des Gymnasiums. "Das ist ein wichtiger Schritt zur Integration", sagt der Schulleiter: "Im täglichen Umgang mit dem Personal und den Schülern erwerben sie nicht nur Sprachkompetenzen, sondern lernen auch, sich in das soziale Gefüge einzugliedern. So wachsen sie schrittweise in deutsche Strukturen hinein."

Abeer Eschmawi und Wissam Zaghloul wollen in Deutschland bleiben, sie möchten ihr Studium zu Ende bringen und hier arbeiten. Auch Akaria Chakifeh hofft auf eine Aufenthaltsgenehmigung - alleine schon wegen seiner vier Kinder: "Die Zukunft unseres Landes ist unsicher, sie hätten dort keine Chance auf Bildung", sagt er. Traumatisiert vom Bürgerkrieg haben die drei Syrer nur einen Wunsch: "Wir möchten in Frieden leben können."

(NGZ)
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