Grevenbroich Flüchtlinge beziehen Unterkünfte - Rechte stören Empfang

Grevenbroich · Mittwochabend trafen an der Alten Feuerwache 85 Flüchtlinge ein, darunter zwölf Kinder. Weitere 65 sollen heute folgen. Innerhalb von 24 Stunden hatte die Stadt zwei Notunterkünfte geschaffen. Vertreter der rechten Szene störten den Empfang mit ihrer Präsenz.

Flüchtlinge in Viersen: Sporthalle ist neue Unterkunft
7 Bilder

Viersen: So werden die 150 neuen Flüchtlinge untergebracht

7 Bilder
Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen

Teile der Schlossstraße waren vom Ordnungsamt abgesperrt. Busse fuhren vor, Männer Frauen und Kinder stiegen gegen 18 Uhr mit Taschen und Koffern aus. 85 Asylbewerber kamen gestern aus Unna in Grevenbroich an, die nächsten Wochen werden sie in der Alten Feuerwache und der Turnhalle an der Schlossstraße leben.

Verfolgt wurde das Eintreffen der Flüchtlinge von fünf jungen Männern, die von der Polizei der rechten Szene zugeordnet werden und überprüft wurden. "Sie sind uns bekannt und stammen zum Teil aus dem Rhein-Kreis Neuss", sagte Polizeisprecherin Diane Drawe. Es seien Platzverweise erteilt worden, "um jegliche Provokation zu vermeiden". Auch der Staatsschutz wurde informiert. Noch bis in die Abendstunden hinein waren mehrere Streifenwagen rund um die Alte Feuerwache im Einsatz.

Bereits im Januar hatte die Partei "Die Rechte" in Neurath und Frimmersdorf zahlreiche Flugblätter mit Parolen verteilt, die sich gegen die Aufnahme von Flüchtlingen richteten. Bürgermeisterin Ursula Kwasny, Politiker und viele Grevenbroicher verurteilten diese Aktion.

Erst vorgestern hatte die Bezirksregierung Arnsberg die Stadt aufgefordert, Unterbringungsmöglichkeiten für 150 Asylsuchende zu schaffen - ein Kraftakt. Am Dienstag Abend hatten 16 Helfer des Roten Kreuzes die Turnhalle und die Alte Feuerwache in Schlafsäle verwandelt. "Die 150 Feldbetten kommen aus Hessen. Die Kapazitäten in NRW sind erschöpft", erklärt Kreisbereitschaftsführer Martin Scherhag. Wolldecken und Einmal-Bettwäsche wurden besorgt, ebenso Hygiene-Beutel mit Zahnbürste, Kamm und Waschlappen.

Wo sonst gefeiert wird, steht in der Alten Feuerwache nun Bett an Bett, Sichtschutz zwischen den Reihen soll für ein Minimum an Privatsphäre sorgen. Daneben stehen bunte Baby-Betten. "Die haben wir noch rasch besorgt, als wir erfuhren, dass viele Kinder dabei sind", so Dezernent Claus Ropertz.

Die erste Stunde in Grevenbroich: Die Menschen warteten auf die medizinische Erstuntersuchung durch Mitarbeiter des Gesundheitsamtes und niedergelassene Ärzte im Zelt. Im Saal der Feuerwache stand der Eintopf mit Huhn bereit. Rund 40 bis 50 Helfer waren im Einsatz. Die Unterkünfte sollen zunächst für drei Wochen vorgehalten werden.

"Das ist das Wunschziel. Wir können nicht prognostizieren, wie sich die Situation entwickelt", erklärt Christoph Söbbeler von der Bezirksregierung Arnsberg. Grevenbroichs Erster Beigeordneter Michael Heesch geht davon aus, dass die beiden Gebäude längerfristig nicht genutzt werden können. "Für die Turnhalle suchen wir nach Alternativen, damit wir den Vereinen etwas anbieten können", sagt Heesch. Nach den Ferien muss zudem der Sportunterricht für die Haupt- und die Grundschule sichergestellt werden. "Daran wird gearbeitet", signalisiert Schulamtsleiter Thomas Staff. Sollte keine zufriedenstellende Lösung gefunden werden, müsse notfalls Unterricht ausfallen, betont Heesch. Bis auf weiteres gestrichen sind die Jugendkunstschul-Kurse im Saal der Alten Feuerwache.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort