Grevenbroich Firmenchef verärgert: Verletzt Post das Briefgeheimnis?

Grevenbroich · Da hat Lothar Schumacher nicht schlecht gestaunt: Weil die Deutsche Post schluderte, bekam der Unternehmer fremde Unterlagen. Auch seine Einkommenssteuererklärung kam nie beim Finanzamt Grevenbroich an.

 Lothar Schumacher mit den Unterlagen des Finanzamtes.

Lothar Schumacher mit den Unterlagen des Finanzamtes.

Foto: V. Straub

Mit der Bitte der Deutschen Post, die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen, wurden dem Unternehmer Lothar Schumacher (71) seine sorgfältig ausgefüllten, zusammengehefteten Unterlagen für die Einkommenssteuererklärung für das Jahr 2010 von der Deutschen Post zurückgeschickt. Doch der 71-Jährige ist keineswegs bereit, "die Unannehmlichkeiten einfach so zu entschuldigen". Es sei "ein Ding der Unmöglichkeit, dass die Post einfach fremde Briefe öffnet".

Doch der Brief wurde nicht nur geöffnet — er wurde mit anderen Unterlagen vermischt: Neben seinen eigenen Unterlagen fand Schumacher in dem Brief auch noch Spesenabrechnungen und Adresslisten des Technischen Hilfswerks (THW) in Rheine.

Doch damit nicht genug: In dem dicken Briefpaket waren zudem Unterlagen des Bundesamtes für Güterverkehr sowie ein Anschreiben an einen Rheiner Bürger, der vorerst nicht von der Mahnung des Finanzamtes Steinfurth erfahren wird — denn auch die landete bei Lothar Schumacher. "Mich empört nicht nur, dass meine zusammengeheftete Erklärung von etwa 30 Seiten mit Quittungen offenbar von einem Postbeamten geöffnet worden ist", sagt Schumacher. "Vielmehr besteht das Problem darin, dass ich die Unterlagen einen Tag vor Ablauf der Frist des Finanzamtes in meinem Briefkasten vorgefunden habe und sie nicht dort angekommen sind."

Das Finanzamt Grevenbroich, das für den Gründer und Inhaber einer Internetagentur in Mönchengladbach zuständig ist, zeigte aber Verständnis: "In derart ungewöhnlichen Fällen, in denen jemand eine Frist schuldlos versäumt und das belegen kann, räumen wir eine Nachfrist ein", sagte Bärbel Dahmen, stellvertretende Dienststellenleiterin.

Bei der Deutschen Post sucht man nach Erklärungen. "Was in diesem Fall passiert ist, kann ich mir nicht erklären. Schon allein wegen des Briefgeheimnisses, das allen Mitarbeitern bewusst ist, ist es erstaunlich, dass der Unternehmer nicht nur seine eigenen, sondern auch fremde Unterlagen bekommen hat", sagt Unternehmenssprecher Rainer Ernzer.

(NGZ)
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