Grevenbroich Firmen in die Schulen holen

Grevenbroich · Als erste Stadt im Kreis wirbt Grevenbroich massiv für das Kreis-Netzwerk "Wirtschaft pro Schule": Vier Grevenbroicher Schulen sind dabei. Drei Firmen wollen um Nachwuchs werben und Wissen vermitteln.

Dass man Partys nicht nur feiern, sondern auch professionell planen kann, weiß Oliver Becker. Er ist studierter Veranstaltungsplaner, kümmert sich um Scheinwerfer ebenso wie um die richtige Anwendung von Sicherheitskonzepten etwa zum Neusser Schützenfest, und bildet Kaufleute in seiner Branche aus. "Viele kennen diese Ausbildungsmöglichkeit nicht", sagt der Firmenchef (37) aus Kapellen. Für ihn ein Grund, im kommenden Schuljahr beim Kreisprojekt "Wirtschaft pro Schule" aktiv zu werden.

Zu diesem Netzwerk gehören seit dem Start vor sechs Jahren aktuell 20 Schulen und 30 Firmen — vom Ein-Mann-Handwerksbetrieb über den Mittelständler bis zum internationalen Konzern. "Das ist ein Erfolgsprojekt", meint Jürgen Steinmetz als Vertreter des Landrats. Die Jugendlichen würden mehr über Ausbildungs-Chancen aus erster Hand und über Bewerbungsverfahren erfahren, die Unternehmer könnten direkt Kontakt zum potenziellen Nachwuchs knüpfen. Bürgermeisterin Ursula Kwasny sieht die Chance, "etwas gegen den Fachkräftemangel zu unternehmen".

In Grevenbroich sind das Erasmus-Gymnasium, die Katholische Hauptschule (KHS), die Hans-Sachs-Hauptschule und die Käthe-Kollwitz-Gesamtschule dabei. Zum nächsten Schuljahr werden neben "Becker Veranstaltungstechnik" auch der Lebensmittelmarkt "Real", das Seniorenzentrum "Lindenhof" und die Fachsportschule Sascha de Vries als Grevenbroicher Firmen dabei sein.

Wie "Wirtschaft pro Schule" funktioniert, erläutert Projektbetreuerin Tanja Thies: "Die Schulen schicken uns ihre Terminwünsche. Daraus können die Unternehmer einen Termin für ihren Besuch (Dauer: eine Doppelstunde) in der jeweiligen Schule auswählen."

Im Kontakt mit den Jugendlichen sieht Thorsten Beineke (30), Leiter des "Real"-Marktes in Noithausen mit 160 Mitarbeitern und 17 Azubis, eine "Chance": Viele junge Leute kennen die Aufstiegs-Chancen nicht, die sich ihnen im Einzelhandel bereits in jungen Jahren bieten." Oft sei auch nicht bekannt, dass Nachwuchs für Handwerksberufe wie Metzger oder Verkäufer im Lebensmittelhandwerk ausgebildet werde. Warum ein Job in der Lebensmittelbranche reizvoll sei: "Ich weiß um 8 Uhr noch nicht, wie mein Tag um 13 Uhr aussieht", sagt Beineke.

Informationen aus erster Hand

Sascha de Vries, Chef der 400 Mitglieder starken Fachsportschule, will auf Perspektiven aufmerksam machen. Der frühere Hauptschüler hat selbst erfolgreich den Weg bis zum Fachabitur zurückgelegt: "Bei mir gibt es zurzeit vier Auszubildende als Sport- und Fitnesskaufleute." Wenig bekannt sei auch das Bachelor-Studium für Gesundheitsmanagement.

(NGZ/rl)
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