Grevenbroich Finanzamt auf dem Schlachthof

Grevenbroich · Grevenbroich Grevenbroich bleibt Finanzamts-Standort. Hochoffiziell abgesegnet ist diese Nachricht nicht. Denn laut Stephanie Hagelüken, der Sprecherin des NRW-Finanzministeriums, wird die geplante Fusion der Finanzämter Grevenbroich und Neuss II noch immer untersucht: "Wir überprüfen nach wie vor die Wirtschaftlichkeit eines solchen Vorhabens - entschieden ist da noch nichts", erklärte sie am Dienstag knapp auf Anfrage der NGZ.

 Finanzamts-Chef Sven Raupach und seine Stellvertreterin Edda Hamacher müssen sich bald mit Umzugsplänen beschäftigen: Auf dem ehemaligen Schlachthof an der Merkatorstraße wird die Behörde ein neues und größeres Domizil finden.

Finanzamts-Chef Sven Raupach und seine Stellvertreterin Edda Hamacher müssen sich bald mit Umzugsplänen beschäftigen: Auf dem ehemaligen Schlachthof an der Merkatorstraße wird die Behörde ein neues und größeres Domizil finden.

Foto: NGZ

Grevenbroich Grevenbroich bleibt Finanzamts-Standort. Hochoffiziell abgesegnet ist diese Nachricht nicht. Denn laut Stephanie Hagelüken, der Sprecherin des NRW-Finanzministeriums, wird die geplante Fusion der Finanzämter Grevenbroich und Neuss II noch immer untersucht: "Wir überprüfen nach wie vor die Wirtschaftlichkeit eines solchen Vorhabens - entschieden ist da noch nichts", erklärte sie am Dienstag knapp auf Anfrage der NGZ.

Wenige Stunden später signalisierte der Grevenbroicher Planungsausschuss grünes Licht für den Bau eines neuen Finanzamtes auf dem ehemaligen Gelände der Firma Hammel Kind an der Merkatorstraße. Wie passt denn das zusammen?

"Wir haben von Finanzminister Helmut Linssen persönlich die Information, dass er die Entscheidung pro Grevenbroich getroffen hat. Wir bleiben Finanzamts-Standort - definitiv. Und das war ein hartes Stück Arbeit", betonte Bürgermeister Dr. Axel Prümm am Abend gegenüber unserer Zeitung. Nachdem im Sommer 2006 die geplante Finanzamts-Fusion bekannt wurde, habe sich die Stadt vehement für einen Verbleib der Behörde eingesetzt - denn es war zu befürchten, dass Grevenbroich gegenüber Neuss die Verlierer-Rolle hätte einnehmen können. "Der CDU-Landtagsabgeordnete Karl Kress, unser Wirtschaftsförderer Ulrich Held und ich haben gleich mehrfach mit dem Finanzminister und dessen Büroleiter verhandelt - wir haben in vielen Gesprächen hart um unseren Standort gerungen", schildert Prümm.

Der Grund für diese Bemühungen: Ein Fortzug des Amtes aus Grevenbroich hätte nicht nur die Kaufkraft geschwächt ("Fast 150 Mitarbeiter decken ihren täglichen Bedarf in der Stadt"), sondern auch einen wichtigen Dienstleister für Bürger und Gewerbetreibende vor Ort abgezogen. Unterstützt wurde die Stadt vom Grevenbroicher Architekten Hans-Joachim Onkelbach, der - sozusagen als "Argumentations-Verstärker" - eine außergewöhnliche Planung für ein neues Finanzamt auf demKind-Gelände entworfen hat: ein Finanzamt in Euro-Form (die NGZ berichtete). "Auch das hat dazu beigetragen, dass unser Standort gesichert ist", glaubt Prümm.

Wie viele Mitarbeiter das neue Finanzamt beherbergen wird, ist derzeit unklar, da Details zur Fusion noch nicht feststehen. Der Bürgermeister geht jedoch davon aus, dass es "weit mehr als 100 sind, die aus Neuss zu uns kommen werden". Das 10 000 Quadratmeter große Gelände an der Merkatorstraße - zum Teil im städtischen Besitz - biete die Fläche für einen entsprechend dimensionierten Verwaltungsbau. Wie Planungsdezernent Werner Hoffmann am Dienstag im Fachausschuss mitteilte, hat der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes bereits einen Architektenwettbewerb für dieses Areal gestartet: "Mit Ergebnissen ist im Frühsommer zu rechnen."

Der Bürgermeister erwartet von der Ansiedlung des Finanzamtes an dieser Stelle einen kräftigen Schub für das Entwicklungsgebiet Merkatorstraße: "Ich gehe davon aus, dass auch die Grundstücke auf der gegenüberliegenden Seite, die sich im Besitz der Bahn-Immobiliengesellschaft befinden, rasch auf Interessenten stoßen - und zwar der höherwertigen Kategorie", meint Prümm in Anspielung auf bereits öffentlich gewordene Pläne für den Bau eines Bordells (die NGZ berichtete).

Und was wird aus den beiden bestehenden Finanzamts-Immobilien an Erckens- und Bahnstraße? Hier habe die Stadt - gemeinsam mit der Finanzverwaltung und dem Architekten Onkelbach - dem Minister einen "interessanten Vorschlag" unterbreitet: "Wir werden dabei helfen, dass die Grundstücke künftig adäquat genutzt werden", signalisiert der Rathaus-Chef. Leer stehende Verwaltungsgebäude soll es künftig nicht geben, die Flächen sollen vielmehr einer "vernünftigen städtebaulichen Planung" für Wohnen und Gewerbe zugeführt werden. Dafür müssten die beiden Bürohäuser voraussichtlich abgerissen werden.

(NGZ)
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