Feuerwehreinsatz an Kampers Mühle Ein Stück Ur-Grevenbroich in Flammen

Grevenbroich · Am Sonntagabend ist in der Mühle Kamper gegenüber des Standesamtes ein verheerendes Feuer ausgebrochen. Dabei wurden weite Teile einer Lagerstätte für Maschinen und Motorräder zerstört. Die Löscharbeiten waren riskant.

Fotos: Brand in Grevenbroicher Mühle Kamper
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Brand in der Grevenbroicher Mühle Kamper

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Foto: Kandzorra, Christian

Es ist ein Stück Stadtgeschichte, das am Sonntagabend in Flammen aufgegangen ist: In der früheren Mühle Kamper an der Erft ist ein Feuer ausgebrochen, konkret im mittleren Teil des Gebäudekomplexes, der der Aufschrift auf dem Zufahrtstor zufolge dem Jahr 1273 entstammt. Bei dem Brand wurden weite Teile des Erdgeschosses und des ersten Obergeschosses zerstört. Dabei handelte es sich um Räume, in denen früher Getreide gelagert war und die bis jetzt als Lagerstätte unter anderem für Maschinen und historische Motorräder gedient haben sollen.

All das ist am Sonntag ein Raub der Flammen geworden. Die Feuerwehr war im Großeinsatz und mit rund 100 Kräften fast aller Grevenbroicher Einheiten sowie Feuerwehren aus Nachbarstädten vor Ort. „Gegen 20.20 Uhr haben mehrere Anrufer den Brand der ehemaligen Mühle gemeldet“, sagt Feuerwehr-Sprecher Thomas Kuhn. „Deshalb sind in kurzer Zeit sehr viele Kräfte alarmiert worden.“ Wie sich später herausstellte, war die hohe Zahl der Einsatzkräfte auch nötig, denn: Die Löscharbeiten stellten die Feuerwehr vor eine große Herausforderung.

 Der Blick vom Erftufer nahe des Alten Schlosses auf die historische Mühle, fotografiert im Juni 2021 bei Tageslicht.

Der Blick vom Erftufer nahe des Alten Schlosses auf die historische Mühle, fotografiert im Juni 2021 bei Tageslicht.

Foto: Kandzorra, Christian

Anders als bei fast allen gewerblich genutzten Objekten im Stadtgebiet lagen den Einsatzkräften keinerlei Gebäudepläne vor. Sie mussten sich in dem historischen Komplex zunächst ohne Hilfe zurechtfinden – und das bei Feuer und dichtem Rauch. „Für die ersten Kräfte vor Ort war das ein Blindflug“, sagt Kuhn. Später konnte der Eigentümer der Mühle auf einem Papier skizzieren, wie die Räume angeordnet sind.

Die schlechte Sicht war jedoch nicht das einzige Problem, vor dem die Feuerwehrleute standen. Sie mussten sich beeilen, weil in dem Gebäude viel Holz verbaut ist – ein Baustoff, der in Teilen Jahrhunderte trocknen konnte. „Wie Zunder“, sagt Kuhn. So galt es, ein Übergreifen der Flammen auf einen alten Lagerturm, auf ein Holztreppenhaus sowie auf ein benachbartes Wohnhaus zu verhindern. In dem Wohnhaus befanden sich vier Menschen, die den Brand rechtzeitig bemerkt hatten und sich ins Freie begaben. In der Mühle selbst hielt sich niemand auf. „Der Sachschaden dürfte in die Tausende gehen“, sagt ein Bewohner des vor den Flammen bewahrten Wohnhauses. Der Fernfahrer hatte den Feuerschein bemerkt und die Feuerwehr gerufen, als er dabei war, seinen vor dem Haus geparkten Lkw für eine Tour nach Italien vorzubereiten, zu der er am nächsten Morgen aufbrechen wollte. Zu dem Gebäudekomplex zählt auch ein Unterstand für einen Oldtimer, der von Ruß überdeckt wurde.

Das eigentliche Feuer war rund eine Stunde nach Eintreffen der Retter unter Kontrolle, die Nachlöscharbeiten sollten aber bis etwa 23.30 Uhr andauern. Zum Einsatz kam dafür auch eine Drohne der Feuerwehr Jüchen, die gegen 21.30 Uhr genau wie die Feuerwehr Rommerskirchen zur Einsatzstelle gerufen wurde. „Auch, weil wir zu diesem Zeitpunkt nicht abschätzen konnten, wie lang der Einsatz noch dauern würde“, sagt Sprecher Thomas Kuhn. Ein Knackpunkt: die Versorgung mit Atemschutzgeräten, ohne die ein Betreten der Brand-Räume nicht möglich war. „Wir haben sehr viele Atemschutzgeräteträger gebraucht“, berichtet Kuhn. Etwa zehn Trupps – 20 Kräfte – seien mit den Flaschen, in denen sich je 1800 Liter komprimierte Atemluft befindet, ins Innere gegangen und hätten gelöscht. „Bei schwerer Arbeit kann es sein, dass die Atemluft einer Flasche nur 15 Minuten reicht“, sagt Kuhn, der auch erklärt: „Grundsätzlich gilt, dass wir für den Rückweg die doppelte Zeit einplanen.“ Das heißt beispielsweise: Fünf Minuten Zeit, um im Objekt zu löschen, und zehn Minuten Zeit, um das Objekt sicher zu verlassen.

 Blick vom Erftufer nahe des Alten Schlosses auf das Mühlengelände. Die Feuerwehr leuchtete den Platz mit Hilfe einer Drehleiter aus.

Blick vom Erftufer nahe des Alten Schlosses auf das Mühlengelände. Die Feuerwehr leuchtete den Platz mit Hilfe einer Drehleiter aus.

Foto: Kandzorra, Christian
 Zahlreiche Einsatzfahrzeuge blockierten am Sonntagabend Schloßstraße und Karl-Oberbach-Straße.

Zahlreiche Einsatzfahrzeuge blockierten am Sonntagabend Schloßstraße und Karl-Oberbach-Straße.

Foto: Kandzorra, Christian
 Blick von der Erftbrücke gegenüber des Standesamtes auf den Gebäudeteil, in dem es brannte.

Blick von der Erftbrücke gegenüber des Standesamtes auf den Gebäudeteil, in dem es brannte.

Foto: Kandzorra, Christian
 Ein Drohnenpilot der herbeigerufenen Feuerwehr Jüchen bei der Arbeit.

Ein Drohnenpilot der herbeigerufenen Feuerwehr Jüchen bei der Arbeit.

Foto: Kandzorra, Christian

Wegen Öffnungen in den Böden aus Mühlenzeiten mussten die Einsatzkräfte bei Sichttendenz gegen Null hier besonders vorsichtig vorgehen. Thomas Kuhn fasst den Einsatz zusammen: „Ein schwieriges Objekt, hohes Risiko, aber das Feuer wurde früh entdeckt und früh unter Kontrolle gebracht.“

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