Grevenbroich Feinstaubwerte wieder hoch

Grevenbroich · Nur an 35 Tagen im Jahr darf der Feinstaub bei Messungen die 50-Mikrogramm-Marke übersteigen, 2011 lag der Tagesmittelwert 34 Mal darüber. SPD und Grüne fordern von RWE Verbesserungen am Tagebau-Kohlebunker.

 Der Braunkohletagebau ist ein bedeutender Feinstaub-Verursacher, SPD und Grüne fordern von RWE Power weitere Maßnahmen.

Der Braunkohletagebau ist ein bedeutender Feinstaub-Verursacher, SPD und Grüne fordern von RWE Power weitere Maßnahmen.

Foto: Michael Reuter

Die neue, zweite Feinstaub-Messstation auf dem Frimmersdorfer Schulhof ist seit Dezember in Betrieb, in wenigen Wochen werden erste Ergebnisse erwartet. Bereits ausgewertet sind dagegen die Daten der Gindorfer Station für 2011 — und die zeigen: Die Feinstaub-Werte sind wieder hoch. "Der Tagesmittelwert 2011 lag an 34 Tagen über 50 Mikrogramm je Kubikmeter Luft", erklärt Sabine Wurzler, Fachbereichsleiterin beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV). Seit Januar 2012 wurden bereits sieben Überschreitungstage ermittelt. Ein örtlicher Hauptverursacher beim Feinstaub ist der Tagebau.

50 Mikrogramm sind eine wichtige Marke: Der Feinstaub-Tagesmittelwert darf nach aktuellem Stand nur an 35 Tagen im Jahr diesen Wert übersteigen. Allerdings weist die Statistik für die Gindorfer Station für 2011 nur 16 statt 34 Überschreitungstage aus. Der Grund: Die Europäische Kommission hatte für Grevenbroich 2010 eine Fristverlängerung zur Einhaltung der Werte gewährt: Bis Juni 2011 galt eine Grenze von 75 Mikrogramm. Die ist nun aber passé — seitdem gilt wieder die niedrigere Grenze.

Besonders hoch waren die Werte Mitte des vergangenen Jahrzehnts: Nach je 46 Überschreitungen 2006 und 2007 wurde die Reißleine gezogen, vereinbarten Behörden und RWE einen Aktions- und dann eine Luftreinhalteplan. Transportbänder wurden eingehaust, eine Spezialkehrmaschine beschafft, zusätzliche Beregnungsanlagen installiert. Laut Konzern konnte die Feinstaubbelastung aus dem Tagebau um 20 Prozent reduziert werden.

Doch reicht das? Die Zahl der 34 Tageswerte über 50 Mikrogramm lag 2011 nur ganz knapp unter der jetzt erlaubten Zahl — und über den Überschreitungen früherer Jahre (Infokasten). "Prinzipiell war 2011 die Feinstaubbelastung an vielen Stationen in NRW hoch. Grund sind viele Hochdruck-Wetterlagen, bei denen die bodennahe Luft nicht nach oben entweichen kann", erklärt Sabine Wurzler.

Ungeachtet dieses Wetter-Phänomens fordern Politiker von RWE Verbesserungen: "Der Kohlebunker muss eingehaust werden, die bisherigen Maßnahmen reichen nicht aus", so Grünen-Fraktionsvorsitzender Dirk Gawlinski. Auch SPD-Fraktionschef Horst Gerbrand erklärt: "Weitere Vorkehrungen sind nötig, vor allem am Kohlebunker. Bislang stand die SPD hinter RWE Power, aber die Belastung für die südlichen Stadtteile muss reduziert werden. Dort mehren sich die kritischen Stimmen."

Bei der Bezirksregierung sind derzeit keine weitergehenden Maßnahmen geplant, aber "wir werden die Entwicklung beobachten", so Sprecherin Stefanie Paul. RWE-Sprecher Andre Bauguitte betont: "Wir arbeiten ständig an Verbesserungen. So begrünen wir Flächen im und am Tagebau, die längere Zeit brach liegen." Allerdings seien den Bemühungen manchmal Grenzen gesetzt: "Bei Minustemperaturen im zweistelligen Bereich können wir die Beregnungsanlagen nicht einsetzen, da das Wasser gefriert."

(NGZ)