Grevenbroich Feinstaub: Tagebau rüstet nach

Grevenbroich · Grevenbroich Ein trauriger Rekord: Von 67 Mess-Containern in Nordrhein-Westfalen belegt die Gindorfer Station den fünften Platz. An der St.-Leonhard-Straße wurden seit Anfang Dezember des vergangenen Jahres bereits 42 Überschreitungen des Grenzwerts von Feinstaub (PM10) registriert.

Grevenbroich Ein trauriger Rekord: Von 67 Mess-Containern in Nordrhein-Westfalen belegt die Gindorfer Station den fünften Platz. An der St.-Leonhard-Straße wurden seit Anfang Dezember des vergangenen Jahres bereits 42 Überschreitungen des Grenzwerts von Feinstaub (PM10) registriert.

Ab der 36. Überschreitung wird ein Aktionsplan fällig, dessen Entwurf seit am Montag öffentlich im Rathaus ausliegt. "Bis zum 24. September besteht für jeden die Gelegenheit, Anregungen oder Kritik zu diesem Plan zu äußern", erklärt Klaus Gähl, Chemie-Ingenieur im Dienst der Stadtverwaltung.

Ein Blick in den 28 Seiten starken Entwurf zeigt: Zwei Drittel der Feinstaub-Gesamtbelastung sind auf den regionalen Hintergrund der Station zurückzuführen. Den stärksten lokalen Beitrag liefert mit 17 Prozent der Tagebau Garzweiler.

"Auffällig ist hier der Bereich des vorgelagerten Kohlebunkers, auf den allein elf Prozent der Gesamtbelastung entfallen", zitiert Gähl aus dem Aktionsplan. Ebenso fällt auf, dass der Verkehr auf der Landstraße 116 - sie liegt zwischen der Mess-Station und dem Tagebau - nach derzeitigem Kenntnissstand keinen Einfluss auf die Belastungssituation hat.

Der Beitrag sonstiger Feinstaub-Quellen im Bereich der Stadt werden auf sieben Prozent geschätzt. Darin enthalten: Verkehr, Hausbrand und Industriebetriebe. Nicht näher aufgeführte Immissionen aus dem nördlichen und südlichen Bereich der Station tragen zu jeweils vier Prozent zur Gesamtbelastung bei. Der Beitrag aus Richtung des Kraftwerks Frimmersdorf wird mit etwa einem Prozent als gering eingestuft.

"Nähere Untersuchungen werden im Rahmen des Luftreinhalteplans vorgenommen, der bis 31. Oktober 2008 vorgelegt wird", betont Gähl. Hierbei wird es nicht nur zu einer Verursacher-Ermittlung kommen: "Es wird auch analysiert, inwiefern der Feinstaub mit anderen Inhaltsstoffen belastet ist - zum Beispiel mit Polycyclischen Aromaten oder Schwermetallen."

Da der Tagebau als lokaler Hauptverursacher der Feinstaubbelastung gilt, werden jetzt folgende Gegenmaßnahmen im Betrieb fällig:

l Nasse Gurtreinigung : Die Bandanlagen im Bandsammelpunkt und am Kohlebunker werden mit nassen Gurtreinigungsanlagen ausgerüstet. Nach Erfahrungswerten der Bergischen Universität Wuppertal lassen sich hiermit deutliche Reduzierungen des Feinstaubaustrags erzielen. Bei einer Prototyp-Anlage konnte eine Absenkung der Feinstaubkonzentration um etwa 57 Prozent nachgewiesen werden. Die Umrüstung der Bandanlagen im Kohlebunker wird derzeit vorbereitet. Noch in diesem Jahr soll eine Anlage in Betrieb genommen werden.

l Beregnung : Im Bereich der Fördergeräte und im Bunker werden die Beregner verbessert. Neue Düsenformen sollen zu einer Feinstaubreduzierung von bis zu 38 Prozent führen. Aufbauend auf den Erfahrungen aus dem Tagebau Hambach wird in Garzweiler das Kohlefördersystem im Bunker entsprechend umgerüstet.

l Abdeckungen : Zur Verminderung der Grobstaubemissionen wurden bereits Abdeckungen an den Kohleförderwegen im Bereich der Bandübergaben installiert. Es wird davon ausgegangen, dass diese Maßnahme ebenfalls geeignet ist, den Feinstaubaustrag zu reduzieren.

lBefeuchtung: Die unbefestigten Wege im Tagebau werden bei Bedarf benässt, um den Staub des Off-road-Verkehrs zu minimieren.

l Reinigung : Im Bereich der befestigten Flächen im Tagebau ist ein intensiver Einsatz von Kehrmaschinen erforderlich, um zum Beispiel eine erneute Aufwirbelung des durch Immissionsschutzmaßnahmen niedergeschlagenen Staubs zu verhindern. Dafür wird zukünftig eine neuartige Kehrmaschine mit Hochdruckreinigung eingesetzt. Nach der Offenlegung wird sich die Aktionsplan-Projektgruppe am 27. September zusammenfinden, um über die eingegangenen Anregungen zu diskutieren.

"Am 5. Oktober wird der Aktionsplan fertiggestellt. Nichtsdestotrotz setzt RWE Power schon jetzt verschiedene Projekte um. Denn unser Ziel ist, möglichst kurzfristig wirksame Maßnahmen zu ergreifen", erklärt Klaus Gähl. Ob die Mess-Station über den 31. Dezember hinaus in Gindorf stehen bleiben wird, ist noch offen: "Wir hoffen aber, dass die Messungen fortgesetzt werden, damit wir kontrollieren können, ob die ergriffenen Maßnahmen auch wirksam sind."

Info Der Entwurf des Feinstaub-Aktionsplanes steht im Internet unter der Adresse www.grevenbroich.de zum Download (pdf-Format) zur Verfügung.

(NGZ)
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