Grevenbroich FC-Fans wollen zu Fuß nach Köln gehen

Grevenbroich · Die Mitglieder des 1. FC Köln-Fanclubs "Jetzt erst recht 2007" stehen vor einem großen Marsch: "Steigen wir auf, gehen wir zu Fuß zum letzten Heimspiel der Saison", haben sie versprochen. Am 4. Mai wird dieses Versprechen eingelöst.

 Richard Sachse (2. v. l.) und seine Mitstreiter vom 1. FC Köln-Fanclub "Jetzt erst recht 2007" bejubeln den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga - und wandern am 4. Mai zu Fuß zum letzten Saison-Heimspiel gegen den FC St. Pauli.

Richard Sachse (2. v. l.) und seine Mitstreiter vom 1. FC Köln-Fanclub "Jetzt erst recht 2007" bejubeln den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga - und wandern am 4. Mai zu Fuß zum letzten Saison-Heimspiel gegen den FC St. Pauli.

Foto: Lothar Berns

Als sich am Montagabend im Rhein-Energie-Stadion alle in den Armen lagen, wusste Richard Sachse: Jetzt gilt es, ein Versprechen einzulösen. Aus Erleichterung fügte er diesem Satz noch einen Stoßseufzer hinzu: "Endlich". Denn auch Richard Sachse jubelte an diesem Abend. Der 64-Jährige ist Fan des 1. FC Köln, beim Fußball schlägt sein Herz rot-weiß, und in der kommenden Saison spielt sein Verein wieder in der Bundesliga.

"Endlich wieder Erstliga-Fußball", sagt Sachse. Und da kommt er dem Versprechen, das er Werner Spinner, Präsident des 1. FC Köln, bei einem Treffen gab, gerne nach: "Wenn der FC aufsteigt, dann marschieren wir Grevenbroicher Fans zu Fuß zum letzten Heimspiel."

Das "Wir" ist schnell erklärt: Richard Sachse ist Kassierer des 1. FC Köln-Fanclubs "Jetzt erst recht 2007" aus Grevenbroich - mit seinem Versprechen stand er daher nicht lange allein. Schon 23 der 130 Mitglieder des Vereins haben zugesagt, mit nach Köln zu laufen. Sachse ist sicher, dass weitere folgen. Nicht umsonst lautet die Kult-Hymne aller Fußball-Fans schließlich "You'll never walk alone".

An gutes Schuhwerk sollten die Fans beim Marsch am 4. Mai denken. Es wird vermutlich anstrengend, aber nicht der beschwerlichste Gang, den sie gemeinsam zurückgelegt haben. Beschwerlicher waren der Abstieg ihres Vereins in die zweite Liga und der lange Weg zurück nach oben. Fußballfans sind leidensfähig, sie stehen zusammen - in guten wie in schlechten Zeiten. Die Köln-Fans hoffen, dass mit dem Aufstieg endlich wieder die guten Zeiten beginnen. Wie sich diese anfühlen, weiß kaum einer so gut wie Richard Sachse.

Seit 1958 ist er Fan des 1. FC Köln. Das erste Heimspiel, das er sah, war gegen Westfalia Herne. Herne spielte vor Gründung der Fußball-Bundesliga erstklassig, heute kämpft der Klub in der Oberliga Westfalen - und damit in der fünften Liga - gegen den Abstieg. "So ist es vielen Vereinen, die ich während meiner ersten Jahre als Kölner Fan im Stadion sah, ergangen", sagt Sachse.

Für seinen Verein hingegen ging es erst mal bergauf. Der erste Deutsche Meister nach Gründung der Bundesliga 1963 war: der 1. FC Köln. Sachse spielte damals mit Freunden auch selbst Fußball, auf dem Platz eiferte er seinem Idol Leo Wilden nach. Neben dem 15maligen Nationalspieler hat Sachse alle Kölner Fußball-Legenden live im Stadion gesehen, von Overath über Littbarski bis Podolski. Von Häßler über Schumacher bis Toni Polster. Bei der Frage nach seinem Lieblingsspieler aber kommt die Antwort so rasch, als ging es darum, eine Zeile aus der Stadion-Hymne "Mer stonn zo dir" zu soufflieren. "Heinz Flohe", sagt Richard Sachse, und es klingt wie eine Würdigung.

Auf dem Fußmarsch zum letzten Saison-Heimspiel gegen den FC St. Pauli werden die Fans ausreichend Gelegenheit haben, sich über die alten und die neuen Helden zu unterhalten. Über die große Vergangenheit und die Zukunft des Vereins, der immer wieder durch überbordende Erwartungen ins Straucheln geriet. "Wir genießen jetzt den Moment nach all den schweren Zeiten, die es in den vergangenen Jahren für den FC gab", sagt Sachse. "Aber wir wissen, dass im kommenden Jahr nur der Klassenerhalt zählt. Aber dafür ist der Klub gerüstet und richtig gut aufgestellt."

(NGZ)
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