Elektroschrott im Zerlegezentrum Fast wie bei Wall-E: Grevenbroicher räumen die Erde auf

Grevenbroich · Auf dem Gelände der EXNO AG im Industriegebiet Ost wird Elektroschrott aus den umliegenden Städten zerlegt und zur Wiederverwendung aufbereitet.

 Peter Hochhausen (l.) und Cavan Nelleßen vor einem Haufen Elektro-Schrott, der aus den umliegenden Städten angeliefert wird.

Peter Hochhausen (l.) und Cavan Nelleßen vor einem Haufen Elektro-Schrott, der aus den umliegenden Städten angeliefert wird.

Foto: Georg Salzburg(salz)

In der fernen Zukunft haben die Menschen die Erde längst verlassen und leben in einem überdimensionalen Raumschiff, während Roboter die Unmengen Müll, die sie auf der Erde hinterlassen haben, für sie aufräumen. Mittlerweile ist „WALL-E“ der einzige noch funktionsfähige Roboter auf dem Planeten und hat ein eigenes Bewusstsein entwickelt. Unermüdlich räumt er die Erde auf, verpackt Schrott und Müll in gepresste Pakete – bis er sich in „EVE“ verliebt und ihr ins Weltall folgt …

So romantisch geht es im Zerlegezentrum der NOEX AG, einer Tochter der EGN, nicht zu. Und es sind auch keine Roboter, die dort unermüdlich den Elektroschrott von Menschen aus einem Umkreis von rund 50 Kilometern verarbeiten. Etwa 35.000 Tonnen bearbeiten die rund 70 Mitarbeiter jährlich, täglich werden zwischen 130 und 150 Tonnen angeliefert. Darunter befinden sich neben ausgedienten Fernsehern, Stereoanlagen, Monitoren, Computern, Toastern, Waschmaschinen, Trocknern und Spülmaschinen auch Kühlschränke.

„Wir halten eine aufwendige Anlage bereit, um die Kühlgeräte komplett schadstoffzuentfrachten“, erklärt Cavan Nelleßen, der für die Vermarktung des recycelten Wertstoffs zuständig ist. Zunächst muss dafür das umweltschädliche FCKW entfernt werden. „Wer seinen Kühlschrank in der Natur wild entsorgt, schadet der Umwelt in etwa genauso, als würde er mit dem Diesel-Pkw nach Tokio und zurück fahren“, weiß der 28-Jährige, der derzeit ein berufsbegleitendes Studium zum Betriebswirt absolviert. Etliche Stationen später werden die einzelnen Wertstoffe der Kühlschränke – Aluminium, Eisen und Kunststoff – in Behältern aufgefangen. Das FCKW wird mittels Stickstoff gebunden und so sicher abgeleitet.

An anderer Stelle ist ein großer Bagger damit beschäftigt, entsorgte Waschmaschinen, Trockner und andere große Küchengeräte – abgesehen von Kühlschränken – zu einem riesigen Berg aufzutürmen. Derweil werden in Halle 4 die Kleingeräte auseinander genommen und fachgerecht für die Wiederverwertung sortiert. Vorranging handelt es sich dabei um Fernseher, deren Bestandteile einen größeren Wert besitzen, als die meisten Menschen denken. „Die Platinen beinhalten Gold, Silber, Kupfer und Palladium, die Kabel sind oftmals mit Kupfer ummantelt. Und auch das Glas ist etwas wert, muss aber zunächst von der umweltschädlichen Bleischicht befreit werden“, erklärt Nelleßen.

Für die EXNO AG hat der Umweltschutz einen großen Stellenwert. „Deswegen wollen wir, dass die Industrie die Produkte – vor allem Elektrogeräte – langlebiger und recyclingfreundlicher macht“, betont EGN-Sprecherin Kristiane Helmhold. Cavan Nelleßen hat gleich ein Negativ-Beispiel parat: „Die Kinderschuhe, die beim Laufen leuchten, können nicht wiederverwertet werden. Sie müssen verbrannt werden.“ Doch die Umweltarbeit endet nicht am Geländetor: „Experten von uns besuchen Grundschüler und geben ihnen Umweltunterricht. Außerdem haben wir mehrfach den Dormagener Umweltschutzpreis gesponsert“, sagt Kristiane Helmhold.

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