Im Grevenbroicher Lidl-Lager geht die Sorge um Fahrer bangen um ihre Arbeitsplätze

Von Wiljo Piel

Von Wiljo Piel

Im Grevenbroicher Lager des Einzelhandelskonzerns Lidl geht die Angst um: 33 Lastwagenfahrer bangen um ihre Arbeitsplätze. Sie befürchten, dass das Unternehmen künftig ganz auf einen eigenen Fuhrpark verzichten und statt dessen Speditionen mit den täglichen Fahrten beauftragen wird. Doch die Geschäftsleitung winkt ab: "Wir planen keinen Abbau des Fuhrparks", erklärte ein Firmensprecher, der allerdings nicht namentlich genannt werden wollte.

Vom Zentrallager im Industriegebiet Ost werden rund 128 Lidl-Märkte im Umkreis von etwa 100 Kilometer beliefert. Dafür werden Fahrer und Fahrzeuge gebraucht - ein sicherer Job. Die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicehrungen (HBV) ist jedoch anderer Meinung.

Sie machte gestern auf den "schleichenden Arbeitsplatzabbau" aufmerksam. "Die Ausgliederung von Fuhrparks im gesamten Unternehmen Lidl hat auch in Grevenbroich dazu geführt, dass in den vergangenen fünf Jahren die Anzahl der firmeneigenen Lastwagen fast um die Hälfte reduziert wurde", erklärte die Düsseldorfer Gewerkschafts-Sekretärin Gisa Prentkowski-Freitag.

Im Gegenzug beauftrage das Unternehmen bundesweit immer mehr Speditionen, und biete seinen Fahrern gleichzeitig an, in deren Dienste zu treten. "Und das bereitet den Arbeitnehmern, die bei Lidl bessere Konditionen erhalten, große Sorgen." Zwischen dem Einzelhandels-Tarif, nach dem die Lidl-Fahrer bezahlt werden, und dem der ÖTV klaffte nämlich eine Lücke von gut tausend Mark: "Und das ist eine ganze Stange Geld. Eine Fortführung dieser Ausgliederung würde die Fahrer - über 80 Prozent sind über 40 Jahre alt - und ihre Familien hart treffen", meinte Gisa Prentkowski-Freitag gegenüber der NGZ

Aussagen der Geschäftsleitung bezeichnet sie als widersprüchlich: "Einerseits wird behauptet, dass in Grevenbroich keine Fahrer-Entlassungen geplant sind. Andererseits wird auf der Fahrerversammlung erklärt, dass die Fahrer bei Lidl keine Zukunft mehr haben werden", so die HBV-Sprecherin.

Das hat auch Wolfgang Hinz, Betriebsratsvorsitzender im Grevenbroicher Zentrallager, unlängst bei einer Versammlung der Lidl-Betriebsräte erfahren: "Viele Kollegen haben festgestellt, dass langsam, aber sicher die Fuhrparks abgeschafft werden. Seit fünf Jahren werden keine neuen Lastwagen mehr gekauft, die vorhandenen Fahrzeuge werden immer älter und reparaturanfälliger - und es geschieht nichts. Auch werden keine neuen Fahrer eingestellt", erklärte er auf Anfrage der NGZ.

Und das gebe den Kollegen zu denken: "Die Sorge der Fahrer ist groß, dass der Fahrpark aufgegeben oder ausgegliedert werden soll." Gemeinsam mit der Gewerkschaft HBV will der Betriebsrat am morgigen Freitag eine Fahrerversammlung veranstalten, um darin das weitere Vorgehen abzusprechen. Ein Sprecher des Unternehmens, der jedoch nicht namentlich genannt werden wollte, betonte gegenüber der NGZ, dass Lidl keinen Abbau des Fuhrparks plane.

Es sei jedoch Tatsache, dass das Unternehmen derzeit nicht in den Fuhrpark, sondern in den Bau von Filialen investiere. Die Zahl der Laster sei zurückgegangen weil viele Wagen nun doppelt eingesetzt würden: "Früher hatte jeder Fahrer ein Fahrzeug, das jedoch oft auf dem Hof stand. Heute nutzen wir unseren Fuhrpark halt besser. Das ist aber kein Indiz für einen Arbeitsplatzabbau."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort