Grevenbroich Ex-MdB Wimmer fragt: Wer zahlt für Tagebaufolgen?

Grevenbroich · Was wäre, wenn der Tagebau weitaus früher als geplant stillgelegt würde? Für Jüchens Bürgermeister Harald Zillikens wären die Folgen zurzeit kaum abschätzbar. "Das würde viele Probleme mit sich bringen", sagt der Verwaltungschef der Nachbarkommune. Mit 2500 Hektar nimmt der Tagebau immerhin mehr als ein Drittel der Gemeindefläche ein.

"Läuft der Tagebau aus, hätten wir nicht nur Probleme mit den Arbeitsplätzen", erklärt Zillikens: "Auch die Frage des wiederansteigenden Grundwassers müsste geklärt werden, ebenso die Nachfolgegestaltung der Tagebaulandschaft und die Wiederherstellung der Verkehrswege." Dies müsse von langer Hand geplant werden.

"Die Energiewende hat Auswirkungen, die unvorhersehbar waren" – so fasst es der ehemalige Bundestagsabgeordnete Willy Wimmer (CDU) aus Jüchen vor dem Hintergrund eines Ausstiegs-Szenarios zusammen: "Jetzt werden uns unter Umständen die Dinge übergestülpt, von denen wir keine Ahnung haben konnten." Vor diesem Hintergrund müssten "ernste Fragen" an den Tagebaubetreiber gestellt werden – etwa diese: "Sind die Rückstellungen, die für die Bewältigung der Grundwasserproblematik und die Rekultivierung gebildet werden mussten, noch vorhanden?"

Auch für Grevenbroich würde ein vorzeitiger Ausstieg aus der Braunkohle Probleme mit sich bringen – vor allem finanzieller Art: "Unser Haushaltsdefizit würde sich durch den Wegfall von Gewerbesteuern deutlich vergrößern", betont Rathaussprecher Andreas Sterken.

Und auch der Einzelhandel hat Sorge: "Tagebau und Kraftwerke sind ein Wirtschaftsfaktor für die Stadt und die Umlandgemeinden, aus denen unsere Kunden kommen", sagt Werbering-Vorsitzender Fred Schlangen: "Ein Ausstieg wäre von existenzieller Bedeutung."

Weder Zillikens noch seine Grevenbroicher Amtskollegin Ursula Kwasny glauben daran, dass RWE ernsthaft an einen frühzeitigen Abbruch des Tagesbaus denke: "Ich bin nicht beunruhigt", so Jüchens Bürgermeister. Seine Vermutung: Das Szenario könne auch ein taktisches Spiel vor dem Hintergrund der Koalitionsverhandlungen sein.

"Ein Ausstieg ist nie ein Thema gewesen", sagt Manfred Holz, Vize-Chef des Gesamtbetriebsrats von RWE Power. Was ihn ärgert: "Die Meldung platzt ausgerechnet in das gerade angelaufene Spar-Projekt ,Neo' rein. Das sorgt zusätzlich für Unsicherheit bei den Kollegen."

(wilp)
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