Grevenbroich Ex-Chef kritisiert die Krankenhaus-Führung

Grevenbroich · Professor Hans Rainer Willmen, früherer ärztlicher Direktor, forderte die Ablösung der Krankenhaus- und Pflegedienstleitung.

Professor Hans Rainer Willmen, ehemaliger ärztlicher Direktor an St. Elisabeth, hat in einem Leserbrief (siehe unten) die sofortige Ablösung der Krankenhaus- und Pflegedienstleitung in Grevenbroich gefordert. Ihr wirft er eine "Vielzahl von Fehlentscheidungen" vor - etwa die geplante künftige Aufteilung der Frauenklinik mit dem Wegfall eines eigenen Chefarztes oder den Fortgang des Oberarztes Dr. Clemens Stock, der den Verlust des zertifizierten Brustzentrums bedeute. Das Klima im Krankenhaus sei derzeit außerordentlich schlecht, so Willmen: "Das liegt an fragwürdigen Entscheidungen und an mangelnder Kommunikation."

Willmen sieht Landrat Hans-Jürgen Petrauschke in der Pflicht: "Er muss dafür sorgen, dass die Dinge wieder ans Laufen kommen." Damit schließt sich Willmen einer Forderung an, die unlängst anonym an den Chef der Kreisverwaltung gestellt wurde - unterzeichnet von "engagierten Mitarbeitern" des Krankenhauses. In dem Brief wird "ein Bündel nicht nachvollziehbarer strategischer Entscheidungen" kritisiert, etwa die Schließung der tageschirurgischen Station oder die Neustrukturierung der Ambulanz.

Hans-Jürgen Petrauschke will sich zu anonymen Briefen nicht äußern. Er weist die Kritik des früheren Direktors aber zurück: "Herr Willmen stand im vorigen Jahrtausend in den Diensten des Kreises, seitdem hat sich die Situation grundlegend geändert. Heute gilt es, insbesondere die Wirtschaftlichkeit zu erhalten, damit Krankenhäuser eine gute Entwicklung haben. Wir kämpfen darum, einen großen Arbeitgeber und eine dauerhafte ortsnahe Versorgung zu erhalten."

Vor diesem Hintergrund sei für die Frauenheilkunde an St. Elisabeth mit Dr. Günter Noé, dem gemeinsamen Chefarzt für Dormagen und Grevenbroich, eine "exzellente Lösung" gefunden worden, sagt Petrauschke. Aktuell gelte es, einen Nachfolger für Dr. Clemens Stock zu finden, der zum 1. November seinen Dienst antreten soll. Das Brustzentrum sei aber nicht in Gefahr, betont Ralf H. Nennhaus, Direktor der Rhein-Kreis-Neuss-Klinken: "Gemeinsam mit dem St. Johanna-Etienne- und dem Lukas-Krankenhaus haben wir ein hohes Interesse daran, dieses Zentrum zu erhalten."

Auch Nennhaus verteidigt die für die Frauenheilkunde und Gebursthilfe gefundene Lösung: "Sie wird am stärksten vom Krankenhausplan NRW 2015 betroffen sein." Zurzeit habe die Abteilung in Dormagen und Grevenbroich insgesamt 90 Betten. Künftig könnte diese Zahl auf 50 bis 60 reduziert werden. "Es macht keinen Sinn, für eine Klinik mit 25 bis 30 Betten einen eigenen Chefarzt zu generieren", meint Ralf H. Nennhaus.

Die von Hans-Rainer Willmen ausgesprochene Forderung nach einer Ablösung kommentiert er so: "Es ist schlimm, wenn Auseinandersetzungen persönlich werden. Ich respektiere den ehemaligen ärztlichen Direktor, der sich viele Jahre engagiert hat. Im Moment verhält er sich unglücklich und schadet dem Haus, in dem er von Dingen berichtet, deren Hintergründe er nicht kennt." Die Einschätzung, dass das Klima in St. Elisabeth schlecht sei, könne Nennhaus nicht teilen.

(NGZ)
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