Grevenbroich Erster Technik-Check für BoA-Block "Gustav"

Grevenbroich · 1000 Arbeiter überprüfen zurzeit am BoA-Block "G" alle wichtigen Teile. 32 Millionen Euro kostet RWE Power die Hauptuntersuchung

 Christoph Götte vor einem Schaufelrad der Turbine (o.). Zum Teil riesige Bauteile werden geprüft. Im Kessel herrscht derzeit gähnende Leere (r.).

Christoph Götte vor einem Schaufelrad der Turbine (o.). Zum Teil riesige Bauteile werden geprüft. Im Kessel herrscht derzeit gähnende Leere (r.).

Foto: G. Salzburg,RWE

Aus dem Kühlturm von "Gustav" am Kraftwerk Neurath kommen keine Schwaden, während es über Nachbarblock "Friedrich" mächtig dampft. Im Inneren des BoA-Blocks "G" dagegen herrscht reges Treiben. Rund 1000 Arbeiter, davon 200 RWE-Beschäftigte, sind dort mit der Revision beschäftigt. "Nach rund drei Jahren Betrieb " steht jetzt für den Block die erste Hauptuntersuchung an", erklärt Revisionsleiter Rainer Hübl beim Rundgang. Alle wichtigen Teile werden überprüft - visuell, mit Röntgen- und Ultraschallgeräten sowie Magnettechnik. "Auch Endoskospe werden eingesetzt - wie beim Arzt", sagt Hübl. Rund 32 Millionen Euro investiert der Konzern in die Revision, für die exakt 48,33 Tage veranschlagt sind.

In der gewaltigen Maschinenhalle ist die Kraftwerks-Turbine vollständig zerlegt, fein säuberlich liegen rund 1000 große und kleine Einzelteile neben der Anlage aneinandergereiht - ein riesiges Puzzle. "Jedes Bauteil im Kraftwerk ist mit einer Nummer versehen, an der man erkennen kann, wo es hingehört", erläutert Christoph Götte, einer der Teamleiter von RWE Power. Während einige Arbeiter reinigen, prüfen andere, ob es im jahrelangen Betrieb zu Schäden gekommen ist. An einer ähnlichen Turbine in einem englischen Kraftwerk seien Risse aufgetreten, erklärt Hübl. Klar, dass auch in Neurath darauf geachtet wird.

 Christoph Götte vor einem Schaufelrad der Turbine (o.). Zum Teil riesige Bauteile werden geprüft. Im Kessel herrscht derzeit gähnende Leere (r.).

Christoph Götte vor einem Schaufelrad der Turbine (o.). Zum Teil riesige Bauteile werden geprüft. Im Kessel herrscht derzeit gähnende Leere (r.).

Foto: G. Salzburg,RWE

Einige Meter weiter hat die Firma Alstom "die größte mobile Drehbank Europas" aufgestellt, wie Michael Booz vom Turbinen-Hersteller erläutert. In die Mega-Werkbank ist einer der beiden 108 Tonnen schweren Niederdruckläufer eingespannt - die sonst vom Dampf angetriebenen Schaufelräder haben bis zu rund fünf Meter Durchmesser. RWE nutzt die Hauptuntersuchung nicht nur zu Reparaturen und Instandhaltung, sondern auch zu Verbesserungen an der Technik. So werden zum Teil geänderte Schaufeln eingebaut. Ziel ist es, den Gesamtwirkungsgrad, rund 43 Prozent, um etwa ein Prozent zu erhöhen.

Etliche Meter darüber wird am Dampferzeuger gearbeitet - hier wird geschweißt, dort gehämmert. Im 90 Meter hohen und 26 Meter breiten Kessel, in der es sonst 1200 Grad heiß ist, herrscht gähnende Leere. Auf 60 Meter Höhe wird am Dampferzeuger, wie Christoph Götte erklärt, zurzeit eine weitere Verbessereng eingebaut - ein Mischverteiler. Der sorgt dafür, dass die Rohre am Dampferzeuger sich gleichmäßiger als bislang erhitzen - so sollen Schäden am Material verhindert werden. Der Arbeitsplatz dort oben stellt besondere Herausforderungen. Um im Kessel den Aufbau eines riesigen Gerüsts zu vermeiden, wurde in 60 Metern Höhe eine Arbeitsbühne entlang der Wände errichtet. Für die Zeit der Revision steht angesichts der vielen Arbeiten und Beschäftigten im Kraftwerk ein Höhenrettungs-Team für Notfälle bereit. "Wir schreiben Arbeitssicherheit groß", betont Hübl.

In drei Wochen wird es im BoA-Block wieder ruhiger werden. Am Mittwoch, 1. Juli, soll "Gustav" wieder ans Netz gehen.

(NGZ)
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