Grevenbroich Erste Ernte im XXL-Treibhaus

Grevenbroich · Rot, glänzend und süß: So sind die ersten Tomaten aus den Neurather Treibhäusern, die mit Kraftwerkswärme beheizt werden. Bis zu sechstausend Tonnen sollen pro Jahr geerntet werden. Abnehmer: der Discounter "Netto".

 Präsentierten die erste Tomaten-Ernte: Die "vier Neurather Gärtner" (v.l.): Wilhelm Baum, Carsten Knodt, Mathias Draeg und Dirk Drießen.

Präsentierten die erste Tomaten-Ernte: Die "vier Neurather Gärtner" (v.l.): Wilhelm Baum, Carsten Knodt, Mathias Draeg und Dirk Drießen.

Foto: L. berns

Die erste Ernte im NRW-größten Gewächshaus: Der richtige Zeitpunkt, um über Tomaten zu sprechen. Grevenbroichs Bürgermeister Ursula Kwasny wies auf "treulose Tomaten" hin, Johannes Lambertz, Vorstandsvorsitzender von RWE Power, erinnerte an die Redewendung "Tomaten auf den Augen haben" , Landrat Jürgen Petrauschke stellte sein liebstes Tomatengericht ("Tomantenbrot") vor.

Wilhelm Baum (48), einer der vier "Neurather Gärtner", warf einen Blick in die Zukunft: "Nach 2012 werden wir prüfen, ob sich eine Erweiterung des Gewächshausparks am Kraftwerk Neurath lohnt." Zudem soll ab Dezember getestet werden, ob nicht auch mit Niedertemperaturheizung aus dem Kraftwerk die Tomaten der Sorte "Lyterno" reifen: "Das wäre eine sensationelle Möglichkeit, denn die Restwärme steht in sehr großer Menge zur Verfügung", so Baum.

Gegenüber dem Braunkohlekraftwerk Neurath, auf einer Fläche von 110 000 Quadratmetern, wurde für rund zwölf Millionen Euro ein Gewächshauspark errichtet. Zwischen fünf- und sechstausend Tonnen des Lieblingsgemüses der Deutschen sollen hier pro Jahr wachsen. Energie liefert das gegenüberliegende Kraftwerk: Dazu wurde das Fernwärmenetz, das Häuser in Neurath beheizt, ausgebaut.

Zurzeit wird per Kraft-Wärme-Kopplung 70 Grad warmes Wasser verwendet, um die Temperatur im Mega-Gewächshaus konstant auf 20 Grad Celsius zu halten. Jetzt wird eine Versuchsfläche von einem Hektar Größe geplant, um nur noch 40 Grad warmes Wasser aus der Restwärme des Kraftwerks zu nutzen. "Mit diesem Gartenprojekt haben wir die Chance, Technologien für die effiziente Nutzung von Niedertemperaturwärme unserer Kraftwerke weiterzuentwickeln", so RWE-Vorstandsvorsitzender Lambertz.

Ein exklusiver Abnehmer für die roten Vitaminbomben ist mit dem Discounter "Netto" gefunden worden. Die Grevenbroicher können die Rispentomaten etwa in der neuen Filiale in der Coens-Galerie erwerben, insgesamt sollen tausend Zweigstellen des Discounters beliefert werden. "Wir setzen auf hochwertige Qualität aus regionaler Erzeugung", so Markus Bobenhausen von "Netto".

"Wir sind froh, einen Partner zu haben, der auch zu einer längerfristigen Bindung bereit ist", sagt Henning Schmidt (58), Vorstandsvorsitzender des Vermarkters "Landgard". Er lobte den Mut der vier Individualisten Wilhelm Baum aus Düsseldorf, Matthias Draek aus Straelen, Dirk Drießen aus Nettetal und Carsten Knodt aus Tönisvorst, die ein "derart innovatives Projekt wie den Gewächshauspark" gewagt hätten.

(NGZ)
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