Die Grevenbroicherin Linde Schultze lebt in Brasilien Erst einmal herzhaft in Matjes und Spargel gebissen

Die Grevenbroicherin Linde Schultze lebt in Brasilien · An ihre Grundschulzeit in der Graf-Kessel-Schule erinnert sie sich sehr gut, ebenso an das elterliche Haus an der Montanusstraße. Als Linde Schultze zehn Jahre alt ist, zieht die Familie nach Eschweiler. Doch der Kontakt zu Freunden in Grevenbroich bleibt bestehen. Nach dem Abitur beginnt die heute 38-Jährige ein Biologie-Studium in Heidelberg. Während der Semesterferien arbeitet sie als Tierpflegerin in den Zoos von Köln und Frankfurt. Linde Nobre ist in Grevenbroich aufgewachsen und lebt seit sechs Jahren in Brasilien.

An ihre Grundschulzeit in der Graf-Kessel-Schule erinnert sie sich sehr gut, ebenso an das elterliche Haus an der Montanusstraße. Als Linde Schultze zehn Jahre alt ist, zieht die Familie nach Eschweiler. Doch der Kontakt zu Freunden in Grevenbroich bleibt bestehen. Nach dem Abitur beginnt die heute 38-Jährige ein Biologie-Studium in Heidelberg. Während der Semesterferien arbeitet sie als Tierpflegerin in den Zoos von Köln und Frankfurt. Linde Nobre ist in Grevenbroich aufgewachsen und lebt seit sechs Jahren in Brasilien.

Und schließlich erhält sie den Zuschlag für ein dreimonatiges Praktikum in einem Zoo in Kanada. Dort muss sie nicht nur Tiergehege säubern und Gemüse für die Fütterung klein schneiden, dort soll sie ein neues Konzept für die Haltung und Ernährung der Affen erarbeiten. Und damit beginnt die "Affenliebe", die die junge Frau bis heute nicht mehr los gelassen hat.

1992 schließt Linde Nobre ihr Studium ab und belohnt sich mit einer Reise nach Brasilien. "Wenn man die Affen plötzlich in freier Natur erlebt, dann wird der Zoo auf einmal uninteressant", so die Biologin, die eigentlich vorhatte, in einem der zahlreichen zoologischen Gärten zu arbeiten. Doch kurzerhand entscheidet sie sich anders: Sie führt das Stipendium eines Kollegen weiter, der in Südamerika das Sozialverhalten der Springaffen erforscht.

"Zwei Jahre bin ich im Urwald hinter den Affen hergerannt", formuliert Linde Nobre augenzwinkernd. Nach einiger Zeit, so die Forscherin, ließen es die Tiere zu, beobachtet zu werden. "Doch man sollte ihnen nie zu nahe kommen, um einen gewissen Respekt zu bewahren." Schließlich gehe das, was einige Hollywood-Filme so vermitteln möchte, vollkommen an der Realität vorbei. Affen, die im Urwald leben, seien nun einmal keine Kuscheltiere.

Nach zwei Jahren kehrt Linde Nobre nach Deutschland zurück, um ihre Forschungsergebnisse zu Papier zu bringen. Doch ihre Gedanken sind in Brasilien - und das nicht nur bei den frei lebenden Affen, sondern auch bei Fabio. Was aus dieser Liebe werden soll, ist ihr bei der Abreise nicht bewusst. Acht Monate später kommt Fabio für drei Monate nach Deutschland. "Danach war uns klar, dass wir zusammen bleiben wollten", erzählt die Wahl-Brasilianerin.

Sie startet noch einmal zu einer Urlaubsreise nach Südamerika - und am letzten Tag steht sie mit Fabio vor dem Standesbeamten. Zurück in Deutschland beendet Linde Nobre ihre Forschungsarbeiten und bricht wie selbstverständlich alle Zelte in Deutschland ab. Einen Schritt, denn sie nie bereut hat. "Ich habe in meinem Leben unglaubliches Glück gehabt." 1998 wird Tochter Claudina geboren.

Die kleine Familie lebt in der Stadt Una im Bundesland Bahia, fast 1.000 Kilometer von Rio entfernt. Linde Nobre liebt die unberührte Natur und den nur fünf Kilometer entfernten Strand. Doch sie möchte auch arbeiten und findet einen Job als Fremdenführerin. Als ihr Arbeitgeber Pleite macht, trifft sie wieder eine Entscheidung aus dem Bauch heraus: Sie macht sich selbständig, betreut Kreuzschifffahrts-Passagiere bei deren Landausflügen und übernimmt schließlich die Verwaltung des "Ecoparque de Una", eines 4.000 Hektar großen Parks im Regenwald, der der Naturschutzorganisation IESB (Instituto de Estudos S|2ocio-Ambientais do Sul da Bahia) gehört. "Change your point of view" (ändere deine Sichtweise) lautet deren Motto.

Die IESB propagiert einen ökologischen Tourismus, in dessen Mittelpunkt der Schutz der Natur steht. "Die Menschen, die wir durch den Park führen, sollen sich für die Natur begeistern", erklärt Linde Nobre. "Sie lernen Kuriositäten aus dem Regenwald kennen. Wenn wir Glück haben, sehen wir Löwen- oder Springaffen, Fußabdrücke von Pumas und die reiche Welt an Amphibien und Reptilien", berichtet die ehemalige Grevenbroicherin und die Begeisterung ist ihr deutlich anzumerken.

Höhepunkt der drei- bis vierstündigen Tour durch den Park ist der Gang über eine 22 Meter hohe und 100 Meter lange Hängebrücke, die von Schweizer Architekten konstruiert wurde. "95 Prozent der Touristen, die zu uns kommen, sind Brasilianer", informiert Linde Nobre. Die restlichen fünf Prozent seien deutsche oder schweizer Gäste. Viele Jugendliche aus der näheren Umgebung arbeiten in dem Park als Führer.

Für sie gäbe es ansonsten höchstens einen Job als ungelernte Kraft. "Bereits nach fünf Jahren können wir schon 60 Prozent der Kosten decken", freut sich die engagierte Naturschützerin, die langfristig auf das Projekt setzt und mit dem Ergebnis all diejenigen Lügen straft, die behaupten, ökologischer Tourismus hätte keine Zukunft. Am Montag fliegt sie in ihre Wahlheimat zurück. Das Heimweh ist groß. Im Gepäck hat sie unter anderem eine Puppe für Claudina ("Die ist in Deutschland viel preiswerter als bei uns."), einen Spargelschäler, Gummibärchen, Lakritz und jede Menge Schokolade.

"Darauf warten alle sehnsüchtig", berichtet sie lachend. Fünf Jahre war sie nicht in Grevenbroich gewesen. So viel Zeit soll bis zum nächsten Besuch nicht vergehen. Denn schließlich locken nach Deutschland auch Gaumenfreuden - wie Matjes oder Spargel...... Anneli Goebels Ihre Haut, so meint sie, fühle sich sehr trocken an.

Jeden Morgen, so sagt sie, sei ihre Nase "zu". Und außerdem, so behauptet sie, sei es kalt - in Grevenbroich. Sie ist auch andere Temperaturen gewöhnt, und Haut und Nase eine andere Luftfeuchtigkeit. Denn Linde Nobre, in der Schloss-Stadt aufgewachsen, lebt seit sechs Jahren in Brasilien.

(NGZ)
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