Grevenbroich Erfthalle: Stadt empfiehlt Abriss

Grevenbroich · Jetzt steht es schwarz auf weiß: Die Verwaltung empfiehlt dem Rat, die Erfthalle abzureißen. Fraglich ist, ob die Politik am Donnerstag das Ende der Versammlungshalle beschließt. Fraktionen betonen, dass Ersatz her muss.

 Diese Blumen sind nicht als Grabschmuck gedacht, doch die Zukunft der Erfthalle ist düster, die Stadtverwaltung rät zum Abriss.

Diese Blumen sind nicht als Grabschmuck gedacht, doch die Zukunft der Erfthalle ist düster, die Stadtverwaltung rät zum Abriss.

Foto: M. Reuter

Nein, das Wort mit den sechs Buchstaben — Abriss — gebraucht die Stadtverwaltung nicht, aber auf nichts anderes läuft's hin-aus: "Unter Abwägung aller Gesichtspunkte kann die Verwaltung dem Rat nur empfehlen, den Gebäudekomplex der Erfthalle zurückzubauen und die frei werdende Fläche so zu gestalten, dass dort Veranstaltungen für Schützenfeste stattfinden können." Damit scheint — aus Rathaus-Sicht — das Ende der Erfthalle endgültig besiegelt. Bürgermeisterin Ursula Kwasny hat die Vorlage für den Rat selbst unterschrieben — und den Politikern reichlich Stoff zur Beratung in den Fraktionen am Montag geliefert.

Im Juni 2010 hatte die Verwaltung den Saal der Versammlungsstätte für Veranstaltungen ab 200 Menschen gesperrt. Der Grund: gravierende Mängel im Brandschutz. Mehrere Gutachten und ein runder Tisch folgten, die Wogen schlugen hoch. Die jüngsten Zahlen stellten Brandschutz-Sachverständiger Paul Corall, Architekt Günter Quasten und das Ingenieurbüro Schmitz vor: Allein für die Sicherheit sind danach 1,6 Millionen Euro nötig. Auf die aktuelle "Rückbau"-Empfehlung reagiert Hubert Geritan, Vorsitzender des Bürgervereins Frimmersdorf, mit Enttäuschung. "Aber ich habe nichts anderes erwartet. Für Gewerbeansiedlungen ist der Süden gut genug. Geld verdient wird bei uns, investiert aber in anderen Stadtteilen", so Geritan, der ankündigt: "Wir werden weiterkämpfen." Die Initiative für den Erhalt der Erfthalle und von Haus Neurath will — laut Hans Brüggen — ein eigenes Gutachten für die erforderlichen Investitionen in die Sicherheit in Auftrag geben.

Ob der Rat bereits am Donnerstag der Erfthalle den "Todesstoß" versetzen wird, ist vor den Fraktionssitzungen unklar. "Meiner Meinung nach ist die Halle nicht zu erhalten. Wir müssen Farbe bekennen", so CDU-Fraktionschef Norbert Gand. Ein Grundsatzbeschluss wäre denkbar, aber: "Ich halte es für sinnvoll, einen Abrissbeschluss mit der Frage zu verknüpfen, wie die Ersatzlösung aussehen soll." Dass es Ersatz geben soll, daran lässt Gand keinen Zweifel: "Plan B könne etwa ein Haus für alle gesellschaftlichen Gruppen sein — mit Gaststätte und Saal für mindestens 100 Menschen." SPD-Fraktionschef Horst Gerbrand erklärt: "Wir werden uns am Montag intensiv mit dem sensiblen Thema befassen. Wenn es wirklich keine Alternative zum Abriss gibt, dann sollten wir den Frimmersdorfern und Neurathern eine klare Perspektive zum Ersatz geben. Wir müssen mit ihnen eine Lösung finden. Wir brauchen die Entscheidung nicht übers Knie zu brechen."

Auch FDP-Fraktionsvorsitzender Manfred Hermanns hält neue Räume, "etwa ein Dorfgemeinschaftshaus", für nötig. Überlebenschancen für die Erfthalle sieht er nicht mehr: "Ich bin für Offenheit: Die Halle ist nicht zu halten."

(NGZ)
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