Grevenbroich Erft-Fotograf zeigt Flussimpressionen

Grevenbroich · Günter Rudolph (72) macht sich meist vor Sonnenaufgang auf den Weg, um die Erft von ihrer schönsten Seite zu fotografieren. Jetzt zeigt der Fotograf eine Auswahl seiner Bilder in einer Ausstellung im Museum Villa Erckens.

 Günter Rudolph zeigt die Erft in ihrer ganzen Pracht. Insgesamt 28 Bilder stellt der Fotograf jetzt in der Villa Erckens aus.

Günter Rudolph zeigt die Erft in ihrer ganzen Pracht. Insgesamt 28 Bilder stellt der Fotograf jetzt in der Villa Erckens aus.

Foto: Georg Salzburg

Günter Rudolph zupft noch einmal kurz am Bilderrahmen. Noch hängt die Fotografie leicht schief an der Wand im Erdgeschoss der Villa Erckens. Günter Rudolph richtet das Bild aus, es ist Fingerspitzengefühl gefragt. Zwischendurch klingelt immer wieder das Telefon. Es ist gestern kurz nach 12 Uhr, und der Fotograf bringt nicht nur die 28 Bilder für seine Ausstellung "Die Erft - Flussimpressionen" in Position, er nimmt auch zahlreiche Glückwünsche entgegen. Günter Rudolph hat Geburtstag, 72 Jahre wird er alt. Morgen gibt's das schönste Geschenk: Da wird die Ausstellung mit seinen Fotografien um 19 Uhr eröffnet. Zu sehen ist sie bis zum 11. Februar.

Zwischen 2008 und 2013 sind die sehenswerten Bilder entstanden. Sie machen Lust darauf, hinauszugehen und die Natur zu entdecken. Mystisch, in bunten Farben kommen die Flussimpressionen daher. Rudolphs bevorzugte Jahreszeit zum Fotografieren ist der Herbst, das verfärbte Laub und aufsteigender Nebel geben "seinem" Fluss im Morgenlicht dann etwas Verträumtes, Märchenhaftes. "Die Erft bedeutet für mich Heimat", sagt der Ur-Grevenbroicher, der an der Kölner Straße aufwuchs. Für ihn ist Grevenbroich nicht die Schlossstadt, sondern die Erftstadt.

Mit dem Fotografieren begann der 72-Jährige vor rund zehn Jahren. "Als die Rente in Sichtweite war, habe ich mich gefragt, was ich mit der Zeit anfangen möchte", sagt er. Fünf Jahrzehnte lang arbeitete er in der Maschinenfabrik Buckau-Wolf, die später zu BWS Technologie wurde. Jetzt, im Ruhestand, ist das Fotografieren mehr Leidenschaft als bloßes Hobby. Und mit den Erft-Bildern möchte Günter Rudolph auch seiner Jugend ein Denkmal setzen.

Gerne spricht er darüber, wie er sich mit Freunden damals am Flussufer traf. "Die Erft war unser Spielplatz", sagt Rudolph. "Mit den Bildern möchte ich auch meinen Freunden von damals etwas zurückgeben. Wir hatten eine tolle Zeit." Rudolph kann wunderbar erzählen, wie das seinerzeit gewesen ist, als sie Flitzebögen aus Ästen formten und am Ufer umhertollten.

Die Flusslandschaft hat ihn nie losgelassen. Wenn er Bilder an der Erft macht, bricht Günter Rudolph früh auf, meist lange vor Sonnenaufgang. Als Fotograf ist er ein einsamer Wolf, das Hobby eignet sich kaum, um mit anderen loszuziehen. "Man muss Geduld haben und warten können", sagt er. Warten, bis das Licht passend durch die Baumkronen bricht. Warten, bis eine Welle leicht wogt und dabei perfekt glitzert. Warten auf den richtigen Moment fürs Foto. "Das geht am besten alleine", sagt Rudolph.

Auch den Tagebau und Schloss Dyck liebt er als Fotomotiv. Und er macht sich immer wieder auf den Weg nach Sylt. Der sogenannte "Ellenbogen", jenes schmale, nördlichste Stück Deutschlands, ist dort sein Lieblingsort.

Die Erft aber, die sich auf ihrem 107 Kilometer langen Weg von Holzmühlheim in der Eifel bis zur Mündung in den Rhein bei Grimlinghausen auf rund 20 Kilometer durch das Grevenbroicher Stadtgebiet schlängelt, trägt er im Herzen.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort