Grevenbroich Ein Stück Gustorfer Geschichte

Grevenbroich · Die Gustorfer Wassermühle hat sich von einer kleinen Mühle am Hauptstrom der Erft hin zu einem bis zu 18 Meter hohen Gebäude gemausert. Statt Müllern arbeiten heute Ärzte und Anwälte im denkmalgeschützten Gebäude.

 Das Wehr an der Gustorfer Wassermühle: Die Mühlenbesitzer, Familie Antons, planen auch, die Turbinen wieder in Betrieb zu nehmen und Strom zu erzeugen.

Das Wehr an der Gustorfer Wassermühle: Die Mühlenbesitzer, Familie Antons, planen auch, die Turbinen wieder in Betrieb zu nehmen und Strom zu erzeugen.

Foto: M. Reuter

Die alte Wassermühle ist nicht nur für Gustorfer ein Teil des Stadtbildes. Das erste Mal wurde sie 1386 urkundlich erwähnt. Immer wieder wurde sie beschädigt und neu aufgebaut. 1961 brannte die Mühle fast vollständig ab, nur das Müllerhaus und das Mühlengebäude blieben übrig. Fast 40 Jahre stand die Ruine ungenutzt am Ortseingang, bis die Familie Antons 1998 das 16500 Quadratmeter große Areal kaufte und sich der Renovierung des denkmalgeschützten Gebäudes annahmen. Jetzt soll die Turbine erneuert werden.

 Rund um die Mühle wird wieder gebaut.

Rund um die Mühle wird wieder gebaut.

Foto: Michael, Reuter

Udo Antons ist Bauingenieur und hat mit seinen Eltern Edith und Klaus sowie seinem Bruder Stephan das Haus saniert. "Im Grunde wurde das alles hier von uns vier gemacht — von den Fundamenten bis zum Blitzableiter", berichtet er stolz. Die aktive Bauphase wurde 2008 abgeschlossen, inzwischen sind Anwaltskanzleien, Arztpraxen und Privatwohnungen in dem alten Gebäude untergebracht.

Turbine soll wieder Strom liefern

Dabei hatte die Familie Antons ein gewaltiges Stück Arbeit. Das Müllerhaus, das 1749 errichtet wurde, stand auf Eichenpfählen, die bis zu neun Meter ins sumpfige Erdreich hineinragten. Sie waren allerdings über die Jahre weggefault, das Haus stand gefährlich schief. "Wir haben das Fundament mit mehr als 1000 Kubikmetern Beton stabilisiert", erzählt Antons. Auch ein neuer Dachstuhl war notwendig. Dabei hat die Familie Antons immer darauf geachtet, dass das historische Gebäude seinen Charakter behält: "Wir haben viele Materialien aus der Mühle selbst verbaut." So wurde etwa das Scheunentor aus Holzbrettern gezimmert, die ursprünglich an anderer Stelle verbaut waren.

Das nächste Projekt wird die Instandsetzung der alten Turbine sein, die in den 1930er Jahren eingebaut wurde und die seit mehr als 50 Jahren stillsteht. Früher hat die Turbine die Mahlwerke angetrieben. Wenn der Plan von Familie Antons aufgeht, kann sie bald zur Stromgewinnung genutzt werden. "Dafür müsste nicht nur die Turbine restauriert werden, sondern auch das alte Holzwehr", sagt Udo Antons. Er verhandelt im Moment mit der Stadt, der das Wehr gehört, um es wieder auf Vordermann bringen zu dürfen. Zwar wurde es vor 15 Jahren schon einmal repariert, "aber langsam wird es wieder Zeit".

Antons hofft, dass er die Turbine im kommenden Jahr wieder anwerfen kann. Davor steht noch einiges an Arbeit. Die Turbine müsste an den neuen Wasserstand in der Erft angepasst werden, außerdem müsste sie noch umgebaut werden, damit man tatsächlich Strom gewinnen kann. "Mahlen werden wir eher nicht mehr", sagt der Bauingenieur scherzend. Ob die Turbine tatsächlich erneut laufen wird, hängt auch davon ab, wie störend ihr Lärm sein wird. "Ich möchte die Mieter schließlich auch nicht vergraulen", sagt Antons.

(schm-)
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