Grevenbroich Ehrenamtskarte — warum sie nicht funktionieren kann

Grevenbroich · Seit zwei Jahren gibt es die Ehrenamtskarte, die das Land NRW herausgegeben hat, auch in Grevenbroich. Doch nur eine Minderheit interessiert sich dafür: Gerade mal 36 Grevenbroicher haben sie.

Dabei war die kleine Karte mit einem großen Anspruch aufgelegt worden: Sie sollte ein Dank an all diejenigen Menschen sein, die ihre freie Zeit unentgeltlich für andere zur Verfügung stellen. Doch dieses Dankeschön scheint die Grevenbroicher Ehrenamtler kalt zu lassen. Woran liegt es? Dafür kann es mehrere Gründe geben.

Zum einen ist es die Freude am eigenen Engagement. Wenn der Förderverein im Kindergarten, die Elternpflegschaft in der Schule, die "Grünen Damen" im Krankenhaus oder die Fußballgruppe Unterstützung braucht, dann gibt es immer Menschen, die das machen. Sie entscheiden sich freiwillig dafür, weil sie die Aufgabe als wichtig ansehen. Weil sie wissen, dass sie etwas Sinnvolles tun — nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere. Sie erwarten keine Be- oder Entlohnung. Bei Motivation aus sich selbst heraus — was interessieren einen da einige gesparte Cents? Da kann man eine Belohnung durch Rabatte an der Wursttheke, beim Bäcker oder an der Schwimmbad-Kasse durchaus als überflüssig empfinden. Außerdem kann die Ehrenamtskarte nur von einer Schnittmenge von Ehrenamtlern genutzt werden. Wer bereits eine Aufwandsentschädigung erhält, kann von ihren Vergünstigungen nicht profitieren. Zugleich sind die Kriterien für potenzielle Antragssteller anspruchsvoll: Mindestens fünf Stunden pro Woche muss man aktiv sein — und dies seit mindestens einem Jahr.

Bleibt der Aspekt der mangelnden Bekanntheit: Wie viele Grevenbroicher Ehrenamtler wissen überhaupt, dass es diese "Rabattkarte" gibt? An der Supermarktkasse wird jeder gefragt, ob er die jeweilige Treuekarte in der Geldbörse trägt — ob diese intensive Werbung auch von der Verwaltung, etwa im Bürgerbüro, betrieben wird? Natürlich kann die Stadt Grevenbroich als Nothaushaltsgemeinde keine Kisten Champagner verschenken — doch eine Belohnung sollte zumindest derart attraktiv sein, dass sie sofort den "Will ich haben"-Reflex auslöst. Ob dies der Zehn-Prozent-Nachlass beim Reifenhändler, im Fitnessstudio oder gratis Schokolade (ab erst ab fünf Euro Einkaufswert) wirklich leisten können? Das mag jede/r selbst beantworten.

Wenn die Stadtverwaltung mehr Ehrenamtskarten ausgeben will, muss sie etwas dafür tun: Dafür werben und attraktive Anreize schaffen — oder sollte darauf verzichten. Weil viele Ehrenamtler keine Extrawurst wollen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort