Grevenbroich Djir-Sarai nimmt Abschied vom Bundestag

Grevenbroich · Die letzten Momente als Abgeordneter des Deutschen Bundestages waren für Bijan Djir-Sarai ganz still: Der FDP-Politiker hat sein Büro in Berlin geräumt und sich von seinen Mitarbeitern verabschiedet. Jetzt blickt er nach vorn.

 Vier Jahre lang war der Reichstag für Bijan Djir-Sarai die berufliche Heimat. Mit der Konstituierung des neuen Bundestages hieß es für den FDP-Politiker jetzt auch offiziell: Abschied nehmen.

Vier Jahre lang war der Reichstag für Bijan Djir-Sarai die berufliche Heimat. Mit der Konstituierung des neuen Bundestages hieß es für den FDP-Politiker jetzt auch offiziell: Abschied nehmen.

Foto: FDP-Bundestagsfraktion

Als der letzte Karton geschlossen ist, lässt Bijan Djir-Sarai den Blick noch einmal durch den Raum schweifen. Vier Jahre hat er dort gearbeitet, jetzt wird der FDP-Politiker zum letzten Mal die Tür zu seinem Büro in Berlin hinter sich schließen: Von diesem Moment an ist es nicht mehr sein Büro, ein neuer Abgeordneter wird dort einziehen. Gestern hat sich der neue Bundestag konstituiert, es wurde gelacht und geherzt im Berliner Reichstag. Viel mehr Kontrast geht nicht: Am Tag zuvor hat Djir-Sarai sein Büro "abgewickelt", es waren stille Momente. "Ich bin dankbar für die vier Jahre im Bundestag", sagt Djir-Sarai.

Der 22. September wirkt nach, als sei es gestern gewesen. Es ist, als spielten sie im Radio seither den Abschiedsblues. Ihm gehe es den Umständen entsprechend, lässt Djir-Sarai wissen. "Es geht einem wahnsinnig viel durch den Kopf", sagt er. Da ist die Schockstarre nach dem liberalen Wahl-Desaster, die langsam einer "Jetzt erst recht"-Stimmung weiche. Da ist das Aufarbeiten der Niederlage, das andauert. Da sind die Schulerklopfer, die Mut machen wollen, und die Danksagungen für die geleistete Arbeit. Und da sind die Momente, die doppelt wehtun, weil es um die ganz persönlichen Abschiede geht — zum Beispiel von den Mitarbeitern. "Das geht einem sehr nahe. Ich habe mich bei ihnen bedankt. Sie haben hervorragende Arbeit geleistet", sagt Djir-Sarai.

Heute geht es erst einmal zurück nach Grevenbroich. Es gibt viele Fragen, die Djir-Sarai in die Heimat mitnimmt. Zum einen geht es natürlich darum, wie es für ihn persönlich weitergeht. Es gibt eine Reihe Anfragen, aus der Politik ebenso wie aus der freien Wirtschaft, doch der 37-Jährige hat noch keine Entscheidung gefällt. "Das bedarf einer gründlichen Überlegung. Es ist eine wichtige Entscheidung in einer wichtigen Phase meines Lebens, für die ich mir die gebotene Zeit nehmen muss." Dass er der Politik treubleibt, daran lässt er keinen Zweifel. "Ich bin Liberaler mit Leib und Seele", sagt er kämpferisch. "Natürlich werde ich beim Wiederaufbau mit anpacken — in welcher Form auch immer."

In diesen Momenten schwindet der Abschiedsblues. Djir-Sarai nennt eine ganze Reihe positiver Signale, die ihm Mut für die Zukunft machen. Seit der Wahl-Niederlage habe die FDP bundesweit 1000 neue Mitglieder gewinnen können, auch im Rhein-Kreis Neuss habe man zugelegt. Ausdrücklich betont er seine Wertschätzung für FDP-Landeschef Christian Lindner, der für den Bundesvorsitz der Liberalen kandidieren wird. "Er hat schon bewiesen, dass er die Menschen begeistern kann." Und Djir-Sarai richtet den Blick nach vorn. "Man spürt, dass die Krise auch eine Chance ist. Wir müssen uns neu aufstellen und werden diesen Weg meistern."

Die Zeit in Berlin wird er in guter Erinnerung behalten — trotz manchen Rückschlags. Djir-Sarai hat persönliche Kämpfe ausfechten müssen, zum Beispiel als ihm die Uni Köln den Doktortitel nach Plagiatsvorwürfen aberkannte. Und er hat sich im harten Politik-Alltag der Berliner Republik durchgesetzt — und einen Namen als versierter Außenpolitik-Experte gemacht.

(NGZ)
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