Grevenbroich Djir-Sarai in Afghanistan

Grevenbroich · Bei einem Truppenbesuch in Afghanistan diskutierte der Grevenbroicher Bundestagsabgeordnete Bijan Djir-Sarai mit Soldaten über ihren Einsatz. Überschattet wurde die Reise vom Tod von vier Deutschen bei Angriffen der Taliban.

 Bijan-Djir Sarai (33), FDP-Abgeordneter aus Grevenbroich, besuchte gemeinsam mit Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg Afghanistan.

Bijan-Djir Sarai (33), FDP-Abgeordneter aus Grevenbroich, besuchte gemeinsam mit Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg Afghanistan.

Foto: NGZ

Die Nachricht vom Tod der vier deutschen Soldaten, die am Donnerstag durch eine Sprengfalle und Beschuss der Taliban ums Leben kamen, erreichte ihn per SMS im Hubschrauber: Bijan Djir-Sarai (33), FDP-Bundestagsabgeordneter aus Grevenbroich, war mit Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und sechs weiteren Bundestagsabgeordneten nach Afghanistan gereist, um sich über den Einsatz der Bundeswehr zu informieren.

Grevenbroich: Djir-Sarai in Afghanistan
Foto: NGZ

"Wir wären — wie der Verteidigungsminister — am liebsten sofort zurückgeflogen, um den Soldaten unsere Anteilnahme auszudrücken, aber bei einem Zwischenstopp in Usbekistan wurde uns davon abgeraten", sagt das Mitglied des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag.

Fehlende Flugkapazitäten und die Tatsache, dass der Besuch einer Parlamentsdelegation auch im Camp der Deutschen in Afghanistan Kräfte binde, hätten eine Umkehr unmöglich gemacht. Dass am Samstag Berichte auftauchten, nach denen den Abgeordneten "aus Kreisen der Afghanistan-Truppe" (Welt-Online) wegen des planmäßigen Heimflugs mangelnde Anteilnahme vorgeworfen wird, kann Djir-Sarai nicht nachvollziehen: "Fast eine Unverschämtheit. Wer so etwas behauptet, kennt die Lage dort nicht."

Um eben diese Lage zu beschreiben spricht Djir-Sarai zwar nicht von Krieg, aber von einem bewaffneten Konflikt, in dem die Soldaten auch durch die neue Strategie der gemeinsamen Einsätze mit der afghanischen Armee immer höheren Risiken ausgesetzt seien. "Das bedeutet einerseits, dass die Soldaten die bestmögliche Unterstützung brauchen. Andererseits ist es aber auch Aufgabe der Politik, die Bevölkerung schonungslos mit der Realität zu konfrontieren." Anders als zu Beginn des Einsatzes noch von der rot-grünen Bundesregierung propagiert, so der FDP-Politiker, seien die Bundeswehrsoldaten eben nicht als "Entwicklungshelfer in Uniform", sondern in einer hoch gefährlichen Mission unterwegs.

Ein Abzug der Truppen ist für Djir-Sarai trotz der steigenden Zahl der Getöteten derzeit kein Thema: "Wir verteidigen in Afghanistan auch unsere eigene Sicherheit." Das sähen die Soldaten in den Camps in Kundus und Masar-i-Scharif genauso: "Sie haben mir immer wieder gesagt: ,Wenn wir jetzt abziehen, wären unsere Kameraden umsonst gefallen'".

Djir-Sarai, der nach dem Besuch der Trauerfeier für die bereits vor zwei Wochen getöteten Soldaten aus Niedersachsen noch am Afghanistan-Einsatz zweifelte, empfiehlt nun den Kritikern des Einsatzes, sich vor Ort zu informieren: "Das kann man nicht vom Schreibtisch in Berlin aus beurteilen." Ohne die Bundeswehr, davon ist der Grevenbroicher inzwischen überzeugt, würden die Taliban und damit der Terrorismus in Afghanistan innerhalb kürzester Zeit wieder die Oberhand gewinnen.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort