Neuenhausen Psychologe dichtet über Marathonläufe

Neuenhausen · Dieter Franke aus Neuenhausen hat in einem Gedichtbändchen seine Erfahrungen bei Marathonläufen in der Sahara, in Boston, New York, London und Berlin verarbeitet. Ihm gelingt eine geerdetet Poesie mit einem besonderen Humor.

 Dieter Franke aus Neuenhausen hat einen Gedichtband über seine Marathonläufe geschrieben.

Dieter Franke aus Neuenhausen hat einen Gedichtband über seine Marathonläufe geschrieben.

Foto: Gundhild Tillmanns

Beim Laufen hat Dieter Franke aus Neuenhausen einen sehr langen Atem. Der 83-Jährige hat mit 56 Jahren begonnen, internationale Marathons zu laufen. Und der studierte Psychologe schreibt Gedichte über seine Erfahrungen bei den Marathonläufen. Gerade in dieser literarischen Kurzform komprimiert Dieter Franke vor allem auch mit einem ganz besonderen Humor das Wesentliche. Er sagt: „Es geht um Lauflust und Lauflast“. Dabei spricht er mit seinen sehr geerdeten, modernen Gedichten auch Menschen an, die nicht Sportler oder gar Marathonläufer sind. Er schafft Allegorien über das Durchhalten im Leben, den Kampf gegen sich selbst, der zu Erfolg und Ziel führt. Er bringt den „langen Lebensatem“ in die kurze und prägnate Form des Gedichtes.

Und das liest sich dann zum Beispiel in einer Strophe aus dem Gedicht „KM 11 Wunschzettel“ so:

„Hohe Ziele, weite Ziele

sollte man sich setzen.

Ist einmal ein Ziel zu weit.“

Franke blickt in den Gedichten auf seine Wettkämpfen bis zu seinem 80. Lebensjahr zurück. Doch mit drei Enkeln im Alter zwischen 18 und 21 Jahren hat er gewettet, dass er in seinem 85. Lebensjahr mit ihnen den Berlin-Marathon schaffen will. Alleine bei dem fast mörderischen Wüstenlauf „Marathon des Sables“ in der Sahara lief Franke 235 Kilometer in sechs Tagen. Seinen bisher größten Erfolg erzielte er mit einem dritten Platz in seiner Altersklasse beim Berlin-Marathon.

Doch weshalb fängt ein Mann mit 56 Jahren plötzlich das Laufen an und kann fortan nicht mehr damit aufhören? „Es war eine Wette“, sagt er schmunzelnd. Mit seinem Freund, dem Künstler Matthias Hinz, der auch den Einband für das Gedichtbuch gestaltet hat, wettete er um einen Marathonlauf. Und so hatte alles begonnen...vor allem das harte Training. „Für einen Marathonlauf muss man vorher mindestens 2000 Kilometer trainieren, und für den Wüstenlauf musste ich das sogar mit 15 Kilogramm Gepäck“, berichtet Franke.

So fit er sich durchs Marathonlaufen hält, so sind es auch die Gedichte, die den 83-Jährigen geistig vital erhalten. Mit Anfang 60 hatte er angefangen, die alten Gedichte aus seiner Schulzeit wieder zu memorieren. Es sei erstaunlich viel noch im Gedächtnis gewesen, stellte er fest. Und mit den ersten Marathonläufen begann er dann, seine Gedanken aufzuschreiben, bis er schließlich aus den Bruchstücken auch richtige Gedichte komponierte, die teilweise Anklänge an ihre großen Vorbilder erkennen lassen. So ist Goethe nicht nur sein großes Vorbild: Er griff dessen „Römische Elegien“ auch in seinem Gedicht zum Rom-Marathon wieder auf:

„Froh empfind ich auch mich auf klassischem Boden begeistert,

La Maratona della Città di Roma steht mir bevor. Doch da in Hexameters Maß noch niemand die Strecke gemeistert,

heißt es zum Schluss wohl: Klar, dass er den Rhythmus verlor.“

Da ist er wieder der unverkennbare Humor des Wahl-Grevenbroichers, der in Berlin aufgewachsen ist. Nach Herausgabe seines Gedichtbandes steht für Franke auch ein Buch zur Fertigstellung an, in dem er seine Jugendzeit im Berlin der Nachkriegszeit behandelt. Der Titel steht schon: „Berlin, Rosenthaler Straße 68“. „Das war in der Nähe des Führerbunkers“, erläutert der Autor.

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