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Grevenbroich Diebe plündern Kühlschränke

Grevenbroich · Im Grevenbroicher Zerlegezentrum werden alte Kühlschränke fachgerecht entsorgt. Doch immer mehr Geräte erreichen im ausgeschlachteten Zustand den Betrieb. Wertstoff-Diebe haben sie geplündert. Das birgt Gefahren.

 Kühlgeräte werden vor der Entsorgung immer häufiger von Wertstoff-Dieben ausgeschlachtet. Das bringt Gefahren für die Umwelt mit sich.

Kühlgeräte werden vor der Entsorgung immer häufiger von Wertstoff-Dieben ausgeschlachtet. Das bringt Gefahren für die Umwelt mit sich.

Foto: C. Goettert

Der etwa zehn Kilogramm schwere Klotz ist das Objekt der Begierde. Denn so ein Waschmaschinen-Kompressor bringt bei einschlägigen Schrotthändlern einen Preis von gut zwei Euro ein. "Auf den ersten Blick nicht viel, aber die Masse macht's", sagt Wolfgang Peters (50), Vorstand der Noex AG. Das merkt der Chef der Grevenbroicher Aufbereitungsanlage für Elektrogeräte an seinem eigenen Betrieb: "Hier werden immer mehr ausgeschlachtete Kühlschränke angeliefert. Sie wurden von Wertstoff-Dieben beraubt", klagt Peters.

Steigen die Preise für Rohstoffe, sind die Plünderer mit ihren Lieferwagen unterwegs. Ihr Ziel sind Kühlgeräte, die zur Entsorgung an den Straßenrand gestellt wurden. Neben Kompressoren haben sie es auf Wärmetauscher, Leitungen und Elektrokabel abgesehen — denn auch das kann versilbert werden. "Alleine in NRW werden jährlich Teile von etwa 90 000 Kühlgeräten illegal entfernt", erläutert Peters.

Die Diebe schlagen auch in Grevenbroich und Umgebung zu: Adnan Kahrimanovic (32), Betriebsleiter der Aufbereitungsanlage, hat 37 Container mit Kühlgeräten untersuchen lassen, die aus dem gesamten Rhein-Kreis Neuss angeliefert wurden.

Das Ergebnis: "Die Geräte waren zu 44 Prozent ausgeschlachtet worden." Der wirtschaftliche Schaden sei für die Aufbereitungsanlage derzeit noch überschaubar, meint Wolfgang Peters. Viel gravierender seien jedoch die Gefahren für die Umwelt, die beim Ausschlachten der alten Schränke entstehen können.

"Der Kreislauf eines Kühlgeräts enthält etwa 250 Gramm Thermo-Öl. Ein einzelner Tropfen verseucht bis zu 1000 Liter Trinkwasser", erklärt der Noax-Vorstand. Und: Bei der Beschädigung der Schränke können bis zu 128 Gramm des Treibgases FCKW in die Umwelt entfleuchen. "Der Austritt aus einem einzigen Gerät entspricht einer Kohlendioxid-Emission von 1,4 Tonnen", meint Peters. Dies entspreche dem CO2-Ausstoß eines Dieselfahrzeugs bei rund 20 000 gefahrenen Kilometern.

NRW-Umweltminister Johannes Remmel fordert vor diesem Hintergrund mehr Sorgfalt bei der Entsorgung von Kühlgeräten. Wolfgang Peters schließt sich dem an: "Wir wollen Konzepte mit den Kommunen entwickeln, um von festen zu variablen Abfuhrzeiten zu kommen. Damit die Diebe nicht nach Terminkalender zuschlagen können." Außerdem sollen Bürger sensibilisiert werden, ihre alten Kühlgeräte nicht am Vorabend, sondern erst am Tag der Entsorgung vor die Haustüre zu stellen. "Der Wertstoff-Klau soll möglichst keine Chance haben", sagt Peters.

Noex bereitet im Jahr 230 000 Kühlgeräte auf. Dabei wird FCKW zu 99,9 Prozent ausgeschleust, Öle und Kühlflüssigkeit werden mit Absauganlagen beseitigt und auf Sondermülldeponien entsorgt.

(NGZ)
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