Grevenbroich Die Weihnachtskinder

Grevenbroich · Das Weihnachtsfest wirkt sich im Kreißsaal gleich doppelt aus. Zum einen steigt neun Monate später die Geburtenzahl spürbar an. Zum anderen wollen Mütter möglichst nicht über Weihnachten entbinden.

 Sie freuen sich auf die Geburt: leitende Hebamme Tanja Jaeger-Goetz, Funktionsoberärztin Katharina Tharra, Chefarzt der gynäkologischen Abteilung Dr. Edgar Harms, Vater Simon und Mutter Lea Travaglianti.

Sie freuen sich auf die Geburt: leitende Hebamme Tanja Jaeger-Goetz, Funktionsoberärztin Katharina Tharra, Chefarzt der gynäkologischen Abteilung Dr. Edgar Harms, Vater Simon und Mutter Lea Travaglianti.

Foto: H. Jazyk

"Bääh, wääh", dringt es unüberhörbar aus dem Nachbarzimmer. Es ist mal wieder soweit: Im Grevenbroicher Kreiskrankenhaus ist ein Baby zur Welt gekommen. Das geschieht ungefähr 600 Mal im Jahr.

"So gut wie jedes Kind in Grevenbroich wird bei uns entbunden", erläutert Dr. Edgar Harms, Chefarzt der gynäkologischen Abteilung. "Und davon 50 Prozent außer der Dienstzeit", schiebt er nach. Für die neuen Erdenbürger ist es aber kein Nachteil, ob sie um 12 Uhr mittags oder 2 Uhr morgens kommen. "Ich hab' schon einen Kaiserschnitt Silvester um fünf vor zwölf gemacht", berichtet Harms. Denn der Mediziner wohnt gleich neben dem Krankenhaus. Wenn Not am Mann ist oder wenn ein komplizierter Fall zu lösen ist, kommt er schnell in den Kreißsaal und hilft. Schließlich ist der 61-Jährige seit Jahrzehnten im Geschäft: "Ich habe in den vergangenen 25 Jahren über 20 000 Kinder zur Welt gebracht. Mich erschreckt nichts mehr", meint der Chefarzt gelassen. "Meistens werde ich nur noch gerufen, wenn irgendwo etwas klemmt."

Eine Besonderheit sind die Weihnachtskinder. Von dieser Sorte gibt es zwei Kategorien. "Im September haben wir überdurchschnittlich viele Geburten", berichtet die Funktionsoberärztin Katharina Tharra (33). Der Grund: Offensichtlich werden an den besinnlichen Weihnachtstagen mehr Kinder gezeugt als sonst. Die zweite Art der Weihnachtskinder sind diejenigen, die Weihnachten geboren werden.

Eigentlich könnte man meinen, dass sich Eltern über solch ein Weihnachtskind freuen. Das ist jedoch nicht so. Denn: "Fast alle Eltern wollen das Weihnachtsfest lieber zu Hause verbringen." Und das möglichst mit dem Nachwuchs, wie die leitende Hebamme Tanja Jaeger-Goetz berichtet. Das Krankenhaus hat sich aber bestens auf die Weihnachtsbabies eingestellt. So gibt es zum Beispiel spezielle Familienzimmer, in denen sich die Mutter gemeinsam mit ihrem Mann und den vielleicht schon existierenden anderen Kindern einquartieren kann. Sie sind dort weitestgehend ungestört.

Rund 25 Prozent der Mütter wollen übrigens eine Kaiserschnitt-Geburt. Die Zahl hat deutlich zugenommen. "Als ich hier anfing, waren es nur sieben Prozent", erinnert sich Harms. Ein Grund ist, dass der Kaiserschnitt heutzutage viel weniger Komplikationen hervorruft als früher.

Klar, dass beim Krankenhauspersonal die Weihnachtsschicht nicht zu den Lieblingsschichten gehört. "Da wechseln wir uns eben ab. Einer hat Weihnachten Dienst, der andere dafür Silvester", sagt Tanja Jaeger-Goetz.

(NGZ)
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