Grevenbroich Die Tür zum Stadt-Gedächtnis

Grevenbroich · Das Grevenbroicher Gedächtnis befindet sich in 750 Meter langen Regalen. Im Archiv auf der Stadtparkinsel lagern 3000 Fotos, tonnenweise Dokumente und Chroniken. Archivar Wolfgang Brandt zeigt die schönsten Schätze.

 "Die Bestände werden von uns nicht nur mit Handschuhen angefasst"

"Die Bestände werden von uns nicht nur mit Handschuhen angefasst"

Foto: NGZ

Wie kann man einen Stadtarchivar glücklich machen? Ganz einfach: Man schenkt ihm Omas Fotoalbum, das pickepackevoll mit historischen Fotos aus Grevenbroich und den Ortsteilen ist. "Das passiert leider nur alle paar Jahre mal", berichtet Wolfgang Brandt, Leiter des Stadtarchivs. Häufiger passiert es, dass historisch Interessierte ins Stadtarchiv kommen, um sich Informationen zu besorgen. Ein Großteil der alten Akten ist nicht direkt für die Nutzer zugänglich, sondern ist im Keller des Archivs gelagert.

Für Historiker sind sie die Tore zu einem kleinen Paradies. So sind dort sämtliche Jahrbücher aller Grevenbroicher Grundschulen gelagert. Oft ist deren Inhalt langweilig — nämlich dann, wenn nur die Fehlzeiten der Schüler oder andere Formalia eingetragen wurden. "Manche Lehrer haben aber auch sämtliche Ereignisse im Dorf eingetragen. So hat man heute eine regelrechte Dorfchronik", berichtet Brandt. Auch historische Karten sind im Magazin gelagert. Das älteste Dokument: Eine Dingstuhlkarte aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Grevenbroich, Allrath, Barrenstein und weitere Orte sind darauf verzeichnet. Der materielle Wert dieses Dokumentes ist nicht schätzbar, da es keinen Markt für solche Unikate gibt. Im Besitz des Stadtarchivs ist auch eine Fotosammlung von mehr als 3000 Exemplaren. Sie reichen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Allein vom alten Rathaus gibt es drei gut gefüllte Bildbände. Auch eine große Sammlung historischer Postkarten lagert im Archiv. "Wir arbeiten mit Sammlern eng zusammen", erklärt Brandt. Die Sammler können die Bestände des Archivs sichten und so neue Erkenntnisse über ihr Sammelgebiet gewinnen. Und das Archiv hat Gelegenheit, das eine oder andere Stück für die eigene Sammlung zu erhalten.

Neben den 750 Regalmetern Magazinbeständen gibt es noch eine Präsenzbücherei, in der Interessierte recherchieren können. Brandt legt auf folgendes großen Wert: "Die Bestände des Stadtarchivs werden von uns nicht nur mit Ärmelschonern und Handschuhen angefasst und nur verwaltet. Wir begrüßen es, wenn sie auch von den Bürgern genutzt werden." Das ist immer häufiger der Fall. So zum Beispiel von Schülern, die für ihre Praktika die Daten des Archivs nutzen. Brandt und sein Kollege Thomas Wolff sind dann gern behilflich und zeigen unerfahrenen Nutzern, wie sie am schnellsten zu guten Recherche-Ergebnissen kommen.

(NGZ)
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