Grevenbroich - mit Video Die Schaltzentrale der BoA

Grevenbroich - mit Video · Die beiden BoA-Blöcke in Neurath sind noch im Bau – die Leitwarte ist aber längst einsatzbereit. Im Nervenzentrum des neuen RWE-Kraftwerks werden zurzeit Schritt für Schritt die einzelnen Anlagen in Betrieb genommen.

Die beiden BoA-Blöcke in Neurath sind noch im Bau — die Leitwarte ist aber längst einsatzbereit. Im Nervenzentrum des neuen RWE-Kraftwerks werden zurzeit Schritt für Schritt die einzelnen Anlagen in Betrieb genommen.

Ein Dutzend Männer und Frauen beugt sich über die Computerbildschirme im großen Raum, leise wird diskutiert. Etliche bunte Symbole, verbunden durch ein verwirrendes Netz von Linien, leuchten oder blinken auf den drei Großbildmonitoren an der Wand — jeder ist rund sechs Meter breit. Cape Canaveral wenige Stunden vor einem Space-Shuttle-Start? Nein, ein weiteres Anlagenteil für die beiden BoA-Blöcke in Neurath wird in Betrieb genommen.

Noch hat das Kraftwerk keinen Strom geliefert. Die Leitwarte ist aber schon voll einsatzbereit — auch wenn die Tische noch mit Schonbezügen "verkleidet" sind. "Das ist sozusagen das Nervensystem für das Kraftwerk", sagt Manfred Lang, Pressesprecher von RWE Power. "Hier laufen alle Meldungen zusammen, werden rund um die Uhr alle Arbeitsabläufe überwacht und kontrolliert." Arbeit gibt's in der Leitwarte auch vor der Stromproduktion reichlich: Nach und nach gehen die einzelnen fertigen Kraftwerkskomponenten in Betrieb, werden dafür alle Funktionen genau gecheckt.

"In den vergangenen Tagen haben wir beispielsweise die Heizungsanlage in Betrieb genommen", erläutert Horst Gnech. Der 38-Jährige ist Blockmeister bei der Schicht mit neun Mitarbeitern in der Leitwarte — verstärkt wird das Team durch zahlreiche "Inbetriebsetzer". 17 Jahre lang hat Gnech im Kraftwerk Frimmersdorf gearbeitet. "Da habe ich Strom von Hand gemacht", sagt der Elsdorfer. In den alten Leitwarten in Frimmersdorf werden nämlich viele Schalter noch manuell bedient. Mit der neuesten Computertechnik in Neurath dagegen "klickt" sich die Leitstand-Crew mit der Computer-Maus durch etliche Bedienungsebenen bis zum gewünschten Betriebsteil irgendwo im Werk. Drei nebeneinanderstehende Leitstände mit je einem Mitarbeiter reichen im großen Raum aus, um beide 1100-Megawatt-Blöcke und die gemeinsamen Anlagen im Werk zu überwachen, bei Bedarf etwa die Leistung hoch zu fahren oder zu drosseln.

Wie's geht, das lernen die Mitarbeiter in Niederaußem am Kraftwerks-Simulator. Mit der acht Millionen Euro teuren, mit modernster Software gespickten Anlage dort können alle Abläufe vom Anfahren des Kessels bis zur Betriebsstörung simuliert und trainiert werden. Horst Gnech und sein Team machen weiter, auf den Tischen liegen große Pläne: Als nächstes soll das Speisewasser-System für die Versorgung des Kessels in Betrieb genommen werden — ein weiterer Schritt, damit 2011 die Blöcke "Gustav" und "Friedrich" nacheinander ans Netz gehen.

(NGZ)
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