Alte Maueren Die Gustorfer Wassermühle stand "auf fauligem Grunde"

Dass die Gustorfer Mühle in ihren historischen, denkmalgeschützten Mauern einmal Büroräume oder vielleicht einen Gastronomiebetrieb beherbergen sollte, hätten sich unsere Vorfahren wohl nicht träumen lassen. Für welche Funktion genau der Bau zukünftig genutzt wird, der bereits im Jahre 1386 erwähnt wurde, scheint noch nicht klar. Ansichten der Gustorfer Wassermühle heute und aus den 20er Jahren. 1386 wurde die Mühle erstmals erwähnt. Ein Brand 1961 ließ nur noch Restgebäude übrig. Nach den Plänen des heutigen Besitzers könnte aus diesen "Resten" wieder ein bedeutendes Gebäude werden. NGZ-Foto, Repro: H. Jazyk

Dass die Gustorfer Mühle in ihren historischen, denkmalgeschützten Mauern einmal Büroräume oder vielleicht einen Gastronomiebetrieb beherbergen sollte, hätten sich unsere Vorfahren wohl nicht träumen lassen. Für welche Funktion genau der Bau zukünftig genutzt wird, der bereits im Jahre 1386 erwähnt wurde, scheint noch nicht klar. Ansichten der Gustorfer Wassermühle heute und aus den 20er Jahren. 1386 wurde die Mühle erstmals erwähnt. Ein Brand 1961 ließ nur noch Restgebäude übrig. Nach den Plänen des heutigen Besitzers könnte aus diesen "Resten" wieder ein bedeutendes Gebäude werden. NGZ-Foto, Repro: H. Jazyk

Klar ist, dass nach den Vorstellungen des Bauunternehmers Klaus Antons aus Rosellerheide, dessen Frau Edith im Jahr 1998 die Mühle gekauft hatte, die Arbeiten auf dem Gelände bis zur Euroga 2002 abgeschlossen sein sollen. Und trotz aller Veränderungen durch die Jahrhunderte, wird auch dem heutigen Betrachter klar, dass er sich vor einem Gebäude befindet, dessen Mauerreste zu den ältesten des Stadtteils Gustorf überhaupt gehören.

Daran kann auch die Tatsache nichts ändern, dass ein Brand im Jahre 1961 das Denkmal schwer beschädigte. Die Gustorfer Mühle war ursprünglich eine erzbischöfliche Zwangsmühle. In alten Aufzeichnungen heißt es, sie sei eine Wassermühle auf der Erft "auf fauligem Grunde" gewesen. Zu ihrem Bannbezirk gehörte Gustorf mit Gindorf und Frimmersdorf. Frimersdorf hatte ursprünglich eine eigene Mühle.

Daran erinnerte später noch die Bezeichnung "Mühlenweg". Bereits 1386 wurde die Gustorfer Mühle erstmals erwähnt. Der Arbeitsalltag in einer solchen Mühle war mit Sicherheit weniger romantisch und um einiges arbeitsintensiver, als es sich der Spaziergänger, der heute an der Gustorfer Mühle vorbei geht, vorstellen kann: Zweimal die Woche, samstags und mittwochs, musste der Müller das "Gemahl" mit der Mühlenkarre in Frimmersdorf holen und am selben Tag wieder zurück bringen.

1654 beschwerten sich die Frimmersdorfer Bürger, dass dies unterblieb. Gelegentlich versuchte mancher Pächter, widerrechtlich auch Bürger aus Rommerskirchen und Vanikum zum Zwangsgemahl anzuhalten. Das geschah zum Beispiel in den Jahren 1660 und 1661. Diese Streitigkeiten wurden auf vertraglichem Wege mit Anna Maria von Hartfeld, der Inhaberin der dortigen Mahlgerechtigkeit, geschlichtet. Die Pacht konnte auf ganz unterschiedliche Wiese "gezahlt" werden, so ist zum Beispiel überliefert, dass 1392 auch zwei Schweine zur Pacht gehörten.

Im Jahre 1392 wurde die Mühle bei dem Zuge des Grafen von Berg in das Kölnische zerstört und 1398 wieder aufgebaut. Bis zum Jahre 1794 dauerte der Mühlenzwang, dann wurden durch die Franzosen alle derartigen Einrichtungen aufgehoben. Bei Reparaturen oder beim Neubau an der Mühle waren die Gustorfer und Frimmersdorfer verpflichtet, sogenannte "Spann- und Handdienste" leisten. Das brachte oft große Aufregung und Streit mit sich. Ganze Aktenbände sind voll von den hierüber geführten Prozessen.

Sie liegen heute noch im Rathaus von Gustorf vor. Die Liste der Pächter ist lang. So versah von 1568 bis 1580 der Müller Gerlach dieses Amt, genau wie sein Vater vor ihm. Da er die Pacht aber zu hoch hielt, wurde er abgezogen, um die Windmühle in Jüchen zu übernehmen. Graf Hermann zu Styrum hatte die Mühle zu Gustorf an den Bürger Antonius von Sinsteden verpfändet. Namen wie Gerlach, Heinrich Müller, Vinzenz, Johann Flücken und seien Schwiegersohn Heinrich Hoven folgten.

Im Jahre 1780 übernahm Adam Sinsteden die Mühle von den Erben Hoven. Es war ebenfalls Sinsteden, der sie 1802 von den Franzosen erwarb. Sie hatten die Wassermühle als Domänengut eingezogen. Zur dieser Zeit wurde in Gustorf eine besondere Ölmühle betrieben. Von der Familie Sinsteden kam die Mühle nacheinander an die Gustorfer Kirche - durch Erbschaft im Jahre 1878, 1914 an den Müller Bischoff aus Gindorf.

Der nächste Eigentümer war die Familie Knigge aus Grevenbroich, danach ging sie in den Besitz der Familie Arnolds aus Stollberg über. 1920 bis 1923 wurde die alte Mühle vollständig umgebaut und mit Turbinen versehen. Sie wurde aber nicht in Betrieb genommen. Am 4. November 1961 suchte ein Brand die Wassermühle heim. Die Restgebäude sind noch heute vorhanden.

Selbst wenn diese Reste unter Denkmalschutz stehen, werden sie doch vom Großteil der Bevölkerung als "ortsverschandelnder Torso" empfunden. Von daher dürften sowohl Sanierung als auch Renovierung auf Zustimmung stoßen. Die ursprünglichen Pläne des Besitzers werden sich allerdings teilweise nicht realisieren lassen.

Aus Gründen des Denkmalschutzes ist die Nutzung der Gustorfer Wassermühle als Wohnraum nicht zulässig. Der Ansiedlung eines Gastronomiebetriebes wäre eine denkbare Alternative. Und so bietet sich dann vielleicht wirklich mit der Eröffnung der Euroga 2002 die Möglichkeit, in dieser landschaftlich reizvollen Umgebung - die "alten Mauern im Rücken - schöne Mußestunden im Biergarten an der Gustorfer Mühle zu verbringen. Anja Pick

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