Grevenbroich Die Eichhörnchen-Mama

Grevenbroich · Rund 100 Eichhörnchen hat Jessica Hintzen (42) in rund drei Jahren groß gezogen. Immer wieder werden hilflose Hörnchen-Junge am Schneckenhaus im Bend abgegeben – und kommen dann in ihre Obhut.

 Der fünf Wochen alte Casper lässt es sich schmecken. Jessica Hintzen weiß, was Eichhörnchen-Babys gut bekommt.

Der fünf Wochen alte Casper lässt es sich schmecken. Jessica Hintzen weiß, was Eichhörnchen-Babys gut bekommt.

Foto: Michael Reuter

Rund 100 Eichhörnchen hat Jessica Hintzen (42) in rund drei Jahren groß gezogen. Immer wieder werden hilflose Hörnchen-Junge am Schneckenhaus im Bend abgegeben — und kommen dann in ihre Obhut.

Hungrig nuckelt Casper an der Spritze, die Vorderpfötchen halten den begehrten Nahrungsspender fest. "Katzenmilchpulver, Fencheltee und Kräuterextrakte", erklärt Jessica Hintzen die Zusammensetzung der Nahrung.

Die Grevenbroicherin weiß, was jungen Hörnchen schmeckt, Sie ist beim Schneckenhaus-Team als "Eichhörnchen-Mama" bekannt. Rund 100 Jungtiere hat die 42-Jährige bereits großgezogen. Der fünf Wochen alte Casper, den Namen gab ihre Tochter Greta (10), ist ihr derzeitiger Zögling in der Wohnung.

Vor drei Jahren besuchte Jessica Hintzen das Schneckenhaus. "Ich wollte mir Wildschwein ,Schweini' ansehen." Bei dem einen Besuch blieb es nicht, sie interessierte sich für ehrenamtliche Mitarbeit. "Eines Tages hatte ich ein Eichhörnchen-Junges in der Hand, sollte es füttern."

Seitdem haben die possierlichen Tiere sie nicht mehr los gelassen." Eichhörnchen sind entzückend, haben etwas Koboldhaftes", sagt sie. Immer wieder geben Grevenbroicher junge oder verletzte Hörnchen in der Tierstation ab — die kommen dann zu Jessica Hintzen oder zu Kerstin Ende. "Die beiden sind uns eine große Hilfe", sagt Umweltbeauftragter Norbert Wolf.

Nach der Geburt sind Eichhörnchen "nackt und nur so groß wie ein Korken. Die Augen sind geschlossen", erzählt Jessica Hintzen. In der ersten Zeit müssen die Hörnchen-Babys alle zwei, drei Stunden gefüttert werden — auch nachts. Casper mit seinem rotbraunem Fell hat bereits kräftig zugelegt und misst, wie das Lineal verrät, samt Schwanz 23 Zentimeter. Nach der Mahlzeit erkundet er neugierig eine Decke auf dem Wohnzimmerboden.

Dann macht er in der Hand von Jessica Hintzen Pause, genießt die Streicheleinheiten. Nachts schläft er in einem geräumigen Vogelkäfig in der Wohnung. Kater Cody toleriert die Mitbewohner. "Die Hörnchen gehen auch mal an die Möbel, aber ihre Krallen sind noch weich", so Hintzen, die selbst oft "Kletterbaum" ist. Während ihrer Arbeit — sie ist Assistentin der Geschäftsleitung eines Finanzdienstleisters — kümmert sich ihre Mutter um den Hörnchen-Nachwuchs, oder sie bringt ihn zum Schneckenhaus.

In etwa drei Wochen zieht Casper in eine Voliere dort um. "Dort tollt er mit anderen Eichhörnchen umher, gewinnt so an Kondition." Wenn er zwölf Wochen alt ist, heißt es Abschied nehmen. "Dann öffne ich das Türchen, entlasse die Hörnchen in die Freiheit. Sie brauchen nicht erst zu lernen, Futter zu suchen oder Verstecke anzulegen, das haben sie im Instinkt", sagt Jessica Hintzen. Schmerzt die Trennung? "Bei meinem ersten Zögling habe ich geheult. Heute denke ich: ,Es ist schön, dass es wieder ein Tier geschafft hat'."

(NGZ)
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