Museum Villa Erckens zeigt Wolf im Spiegel der Zeit Der Wolf als Fabelwesen und Mythos

Aus der Sammlung Burkhart Haefele zeigt das Museum Grafiken und Einzelblätter, die ein gemeinsames Thema haben: Wölfe. Ob Märchen, real existierendes Tier oder Legende: der Wolf ist ein beliebter Topos der Kulturgeschichte.

Fotos: Wolf im Museum in Grevenbroich
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Grevenbroicher Ausstellung zeigt den Wolf im Museum

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Foto: Museum Villa Erckens

Das Leben war schon immer ein bisschen märchenhafter als andere Existenzformen. Kein Wunder also, finden sich darin real existierende Erscheinungen in abgewandelter Form – wie etwa der Wolf. Weil er ein beliebtes Thema in der Literatur- und Kunstgeschichte war und ist, widmet die Villa Erckens ihm eine eigene Schau. „Unter Wölfen. Mythos, Märchen und Geschichten“ zeigt den Vierbeiner anhand von Grafiken und Einzelblättern aus der Sammlung Burkhart Haefeles.

Der ist Österreicher, gelernter Polizist und hat außerdem Ethnologie studiert und „schon begonnen, Grafiken zum Thema zu sammeln, bevor Wölfe wieder zum Kult-Tier avancierten“, wie Museumsleiter Thomas Wolff weiß. Zusammen mit Mariele Petersen-Garborini, früher als Kunsterzieherin am Erasmus-Gymnasium tätig und seit langem mit dem Österreichischen Sammler bekannt, hat er die Schau vorbereitet. „Kulturpolitisch wird der Wolf aus den Anfängen im antiken Kontext hin zur frühen Neuzeit bis in die Gegenwart gezeigt.“

 Der Wolf ist ein beliebter Topos der Kulturgeschichte. In der Villa Erckens werden Grafiken und Einzelblätter aus der Sammlung Burkhart Haefele gezeigt. Hier eine Jagdszene aus dem 17. Jahrhundert mit einem angeschossenen Wolf.

Der Wolf ist ein beliebter Topos der Kulturgeschichte. In der Villa Erckens werden Grafiken und Einzelblätter aus der Sammlung Burkhart Haefele gezeigt. Hier eine Jagdszene aus dem 17. Jahrhundert mit einem angeschossenen Wolf.

Foto: Museum Villa Erckens

Zum Konvolut sehenswerter Bilder gehört beispielsweise eine Abbildung der kapitolinischen Wölfin, die Romulus und Remus säugte, die später auf den sieben Hügeln der Sage nach Rom gründeten, ebenso wie Szenen, die Jäger dabei zeigen, wie sie Wölfe abschießen. Mal sind es hier eigentlich stattliche Männer, die in der Darstellung fast minimalistisch neben der unendlichen Bedrohung namens Wolf wirken, mal sind es tapfere Jäger, die elendig blutende Tiere betrachten. Ein bisschen Naturkunde zeigen sie alle – und filigrane Zeichenkunst sind sie sowieso.

 In „Rotkäppchen und der Wolf“ frisst der Bösewicht die liebe Großmutter.

In „Rotkäppchen und der Wolf“ frisst der Bösewicht die liebe Großmutter.

Foto: Museum Villa Erckens

„Um den Wolf ranken sich viele Mythen und Geschichten“, wissen die Organisatoren, ein Schwerpunkt der Schau ist deshalb die Darstellung von Tierfabeln. Eine der bekanntesten ist das berühmte Volksmärchen „Rotkäppchen – und der Wolf“ und eine Grafik zeigt einen großmäuligen Wolf, der im Begriff ist, die Großmutter zu verschlingen. „Dem Wolf wird allerlei Schlechtes an eigentlich menschlichen Charakterzügen zugeschrieben“, weiß Mariele Petersen-Garborini über den „bösen Wolf als Projektionsfläche“. Als Übeltäter stigmatisiert, ist er der Archetyp schlechter Eigenschaften: betrügerisch wie in „Der Wolf und die sieben Geißlein“, heimtückisch wie in „Rotkäppchen“, gefräßig sowieso und dümmlich noch dazu. Einzig als so etwas wie Mutterersatz wie in besagter kapitolinischen Wölfin, an deren Zitzen Romulus und Remus hängen, steht er in positivem Kontext. Erinnerungen an die Zukunft liefert die Ausstellungen auch deshalb, weil der Wolf als Werwolf in Filmklassikern unsterblich ist und zuletzt die Medien beherrschte, weil er als realer Rückkehrer in mitteleuropäischen Wäldern ausbreitet und im niederrheinischen Wesel Schafe reißt – womit sich der Kreis zu den auf Grafiken gezeigten Jagdszenen aus dem 17. Jahrhundert schließt.

 Quasi als Wolf im Schafspelz verkleidet sich Isegrimm gerne.

Quasi als Wolf im Schafspelz verkleidet sich Isegrimm gerne.

Foto: Museum Villa Erckens
 Grafik der kapitolinischen Wölfin, die Romulus und Remus säugte.

Grafik der kapitolinischen Wölfin, die Romulus und Remus säugte.

Foto: Museum Villa Erckens
 Wölfe als Übeltäter, die eine Frau angreifen.

Wölfe als Übeltäter, die eine Frau angreifen.

Foto: Museum Villa Erckens

Oft sind die in der Ausstellung gezeigten Blätter akribisch-liebevoll beschriftete Dokumente, in französischer Sprache oder mit altdeutschen Schriftzeichen. „Zu diesen Beschreibungen gibt es in einem Hand-Out Erklärungen“. Zur Vernissage am 14. Juni wird auch der Sammler Burkhart Haefele erwartet, der einleitende Worte sprechen wird. Darüber hinaus arbeiten Thomas Wolff und Kollegen derzeit am flankierenden Programm zur Ausstellung. Dazu werden fach- und sachkundige Führungen ebenso gehören wie einzelne Vorträge.

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