Erftaue in Kapellen Erftauen-Retter bereiten sich auf Klage vor

Grevenbroich · Die Gegner der L361n befürchten, auf juristischem Weg gegen das Projekt vorgehen zu müssen. Deshalb wollen sie jetzt verstärkt um Mitglieder im assoziierten Verein „Rettet die Erftaue!“ und auch um Spendengelder werben.

 Um die Ausmaße der geplanten Umgehungsstraße zu verdeutlichen, haben die „L361n“-Gegner auch ein Modell der Trasse angefertigt.  Archivfoto: Ati

Um die Ausmaße der geplanten Umgehungsstraße zu verdeutlichen, haben die „L361n“-Gegner auch ein Modell der Trasse angefertigt. Archivfoto: Ati

Foto: Dieter Staniek

Bei der Jahreshauptversammlung des Vereins „Rettet die Erftaue!“ gab es zwar verschiedene Regularien, Wahl des Vorsitzenden inklusive. Der Hauptaugenmerk aber war auf ein einziges Projekt gerichtet, den aus Sicht der Vereinsmitglieder unnötigen Bau der Trasse L361n. Soll dabei im Verlauf des Planungsverfahrens noch mit legitimen Mitteln interveniert werden, muss das rasch geschehen. „Dafür wappnen wir uns jetzt“, erklärte Dirk Schimanski.

Der 48-Jährige ist der in der Hauptversammlung gewählte neue Vorsitzende des Vereins, er folgt auf Annette Reisinger, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zur Wiederwahl stellte. Diese Personalie markiert auch einen Generationswechsel, vor allem aber einen Aktivitätsschub – Schimanski ist mit Janine Heinze einer der Vorkämpfer der Netzwerkgruppe „Nein zur L361n“.

„Wir müssen den Verein aus seinem Dornröschenschlaf wach küssen“, wie die Vorstandsmitglieder Silvia Erschfeld, Lothar Rübsam und Richard Euler zusammen mit ihrem neuen Vorsitzenden bekräftigten. Denn die Zeit beim Thema „L361n“ drängt, eine Online-Petition mit mehren tausend Unterschriften liegt zwar im Düsseldorfer Landtag, einen Projektstopp bewirkte sie nicht. „Kommt erstmal der Bebauungsplan, bleiben uns nur noch wenige Wochen, gegen ihn vorzugehen“, wie Vereinskollege Rolf Behrens vermutet. Schon 2020 könnte er vorliegen. Deshalb soll jetzt Geld gesammelt werden, um für eine juristische Klage gerüstet zu sein. Die Mitglieder rechnen mit Kosten um die 10.000 Euro. 2313 Euro liegen derzeit in der Vereinskasse, „es gibt Handlungsbedarf“, sind sich alle einig.

Etwa 900 Mitglieder zählt der Verein, rechnet Richard Euler vor. „Viele von ihnen aber sind passiv“, sie möglichst zu reaktivieren ist eine Aufgabe. Denn „bei vielen haben wir keine E-Mail-Adressen, sondern nur postalische Anschriften. Sie alle jetzt anzuschreiben, würde unsere Kasse sprengen.“ Neu in „Kontakt kommen“ wollen die Erftauen-Retter möglichst auch mit vielen neuen Nachbarn, um sie von der Unsinnigkeit des Trassenbauprojekts zu überzeugen: „Diese Trasse bringt keine Entlastung für Kapellen“, rechnet Dirk Schimanski anhand aktueller Zahlen vor. „Die Wirtschaftlichkeit des Projekts lässt sich nicht darstellen“, sagt er über die einstmals veranschlagten 14 Millionen Euro, die sich nach vorsichtigen Schätzungen inzwischen auf knapp 50 Millionen Euro belaufen. Die außerordentlich hohen Kosten würden auch entstehen, weil teilweise über sumpfigem Gebiet gebaut werden müsste. „Außerdem würde das Naherholungsgebiet massiv beschädigt werden.“

Alles „gute Gründe, die gegen den Bau sprechen“ und genau so müsse man argumentieren, wie Wolfgang Stein forderte. In einem Vortrag erläuterte der inzwischen pensionierte Landschaftspflegeingenieur, der einst für Straßen.NRW berufstätig war, die einzelnen Stufen der Verfahrensabwicklung und legte die Einschreitungsmöglichkeiten des Vereins dar. „2020 ist ein wichtiges Jahr. Dann sind auch Kommunalwahlen“, Erftaue und Straßen sind dann „sicher ein Thema“. Andere argumentativ zu überzeugen, sei der „Königsweg, sich gegen dieses Projekt zu wehren“.

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