Grevenbroich Der Schrauber für DDR-Mopeds

Grevenbroich · Stolz präsentiert Ralf Lettgen seine blaue "Schwalbe", mit der er am liebsten bei sonnigem Wetter und milden Temperaturen über die Straßen Grevenbroichs und der Region fährt.

 Ralf Lettgen fährt nicht nur alte DDR-Mopeds, er restauriert und repariert diese auch. So wie hier seine eigene "Schwalbe".

Ralf Lettgen fährt nicht nur alte DDR-Mopeds, er restauriert und repariert diese auch. So wie hier seine eigene "Schwalbe".

Foto: Jazyk

Vor sieben Jahren wurde Lettgen auf die alten DDR-Mopeds der Marke Simson aufmerksam: "Damals habe ich jemanden mit einer ,Duo' fahren gesehen, und habe an dem Simson-Emblem direkt erkannt, dass das ein Fahrzeug aus der ehemaligen DDR sein muss", erzählt Ralf Lettgen.

Und sofort war er Feuer und Flamme für dieses Stück DDR-Geschichte. "Erst habe ich mich nur für das Moped und seine Technik interessiert", sagt der Kapellener, dessen erstes Simson-Modell dann auch eine "Duo" wurde. "Dann bin ich immer wieder mit Leuten aus Ostdeutschland ins Gespräch gekommen, die sich an die alten Zeiten mit ihren Simsons erinnerten."

Ein Stück DDR-Geschichte

Und so beschäftigte sich der 47-jährige Beamte im Ruhestand mehr und mehr mit der DDR-Geschichte: "Früher habe ich auch darüber gelacht, dass man dort für eine Banane anstehen musste. Jetzt verstehe ich, dass es nicht viel gab, und Ausflüge mit den Mopeds Abwechslung bedeuteten." Und weil die Mopeds im Gegensatz zu den Trabis schnell lieferbar gewesen seien, habe es auch viele davon gegeben.

Doch das gehöre der Vergangenheit an: Während der Mauerfall für die DDR-Bürger mehr Freiheit bedeutet habe, sei er für viele Simson-Mopeds das Ende gewesen. "Die Menschen hatten nach der Wende die Nase voll von alledem, und haben ihre Mopeds verschrottet", weiß Lettgen zu berichten. Andere hätten ihre Fahrzeuge einfach am Straßenrand stehen lassen.

Und so seien diese nach Westdeutschland gekommen. "Ein Glück für die Liebhaber hier, denn noch heute findet man immer mal wieder Leute, die noch eine alte Maschine im Keller stehen haben oder Ersatzteile anbieten", sagt Lettgen, der in seiner Freizeit selbst "Schwalben", "Duos" oder andere Simson-Zweitakter repariert und restauriert. "Ein Mann hat mir erzählt, dass sie damals Cola-Dosen als Auspuff verwendet haben", berichtet Lettgen schmunzelnd. Das sei heute nicht mehr nötig, denn es gebe Händler die Ersatzteile anbieten.

Gut erhaltene Originale

Lettgen selbst ist Mitglied bei den "Schwalben- und Zweitaktfreunden Neuss". "Viele Mitglieder geben ihre Schätzchen im Frühjahr in meine Hände", freut er sich, den Mopeds immer wieder zu neuem Glanz verhelfen zu dürfen. Ein schöner Lohn für diese Arbeit sei die Begeisterung vieler Menschen aus der ehemaligen DDR, wenn sie die gut erhaltenen Stücke aus ihrer eigenen Vergangenheit auf deutschen Straßen oder bei Ausstellungen wiedersehen würden.

(NGZ/rl)
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