Grevenbroich Der neue Boss der Kraftwerke

Grevenbroich · Tilman Bechthold (52) über seinen Job am größten Kraftwerksstandort im Revier.

Grevenbroich: Der neue Boss der Kraftwerke
Foto: Lber

Mit seiner Frau und den beiden Söhnen lebt er am Rande des Bergischen Landes. Sein Heimatort Rösrath liegt nicht gerade in unmittelbarer Nähe seines Arbeitsplatzes. Doch Tilman Bechthold ist es gewöhnt, weite Anfahrtswege zurückzulegen, wenn es um den Job geht. Vier Jahre lang war er für RWE in Portugal tätig, ein halbes Jahr in Südafrika - und nun ist er in Grevenbroich angekommen. Seit Oktober leitet der 52-Jährige die Braunkohle-Kraftwerke in Frimmersdorf und Neurath, die ihm alles andere als fremd sind: "Viele meiner Kollegen kenne ich schon seit langem", sagt Tilman Bechthold.

Das liegt daran, dass er als Leiter der Technischen Dienste - dem internen Servicebereich der RWE Power - viele Jahre in Frimmersdorf arbeitete und sich dort bestens auskennt. 2010 wurde der gebürtige Erftstädter mit der Leitung des Braunkohle-Kraftwerks in Niederaußem beauftragt, bevor er nun im Rahmen der Job-Rotation des Konzerns wieder an seinen alten Standort zurückkehrte. Bechthold übernahm die Aufgaben von Eberhard Uhlig, der nun für die Technischen Dienste verantwortlich zeichnet.

Sein neuer Arbeitsplatz habe ihn denn auch in den ersten beiden Monaten nicht überrascht, gibt der 52-Jährige zu, obwohl er den größten Kraftwerksstandort im Rheinischen Revier schon als Herausforderung sieht. Auch weil es für ihn und sein Team nun gilt, sich auf die Sicherheitsbereitschaft vorzubereiten. Heißt: Die beiden Frimmersdorfer Blöcke "Paula" und "Quelle" werden ab dem 1. Oktober 2017 nur noch für Notfälle zur Verfügung stehen, Block "Cäsar" in Neurath geht im Herbst 2019 in die Reserve. Nach jeweils vier Jahren werden die Anlagen dann komplett vom Netz genommen. "Wir sind intensiv in die Planung eingestiegen", sagt Tilman Bechthold: "Wir müssen uns so aufstellen, dass die Blöcke nach einem möglicherweise monatelangen Stillstand schnell ans Netz gehen, wenn sie vom Netzbetreiber abgerufen werden." Zurzeit werde ein Konzept aufgestellt, das gesamte Prozedere sei technisch recht aufwendig, zum Teil werde damit Neuland betreten.

Das Kraftwerk Frimmersdorf wird künftig mit weitaus weniger Personal auskommen müssen als bisher. Da der Altersdurchschnitt dort hoch ist, werden viele Mitarbeiter Ende 2017 in den Ruhestand gehen. "So wird es schnellstmöglich zu einem ,Know how'-Austausch zwischen Neurath und Frimmersdorf kommen", berichtet Tilman Bechthold. Ohnehin ist er zurzeit dabei, die beiden Standorte organisatorisch zusammenzulegen. Unter anderem soll das in Neurath mit der BoA 2 &3 eingeführte und als weniger gesundheitsbelastend geltende Fünffach-Schichtsystem auch auf Frimmersdorf übertragen werden. Dort wird noch in vier Schichten gearbeitet. "Das bedeutet für die Mitarbeiter eine große Umstellung", sagt Bechthold.

Was er an seinem Vorgänger Eberhard Uhlig schätzt, ist dessen "erfolgreiche Vernetzung in Grevenbroich". Auch ihm sei daran gelegen, den Kontakt zu Organisationen und Vereinen aufzubauen - "da werde ich nach und nach einsteigen", erklärt der 52-Jährige. Entspannung von seinem Job findet er vor allem in seiner Familie. Bleibt dann noch Zeit übrig, spielt er Tennis und geht Joggen, auch die Gartenarbeit liegt ihm. Zudem hat er ein Hobby: der Maschinenbau-Ingenieur sammelt leidenschaftlich Modelle von Turbinen, wie sie in den Kraftwerken eingesetzt werden.

(NGZ)
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