Grevenbroich Der Heimat-Kenner

Grevenbroich · "Kinder kennen heute Mallorca besser als ihre Heimat", sagt der Wevelinghovener Friedrich Schmitz. Der 69 Jahre alte, soeben in den Ruhestand getretene Notar möchte dagegen etwas unternehmen.

 In seinem Bücherschrank stehen auch eigene Titel: Friedrich Schmitz beschäftigt sich seit Jahren mit der Geschichte seiner Heimat.

In seinem Bücherschrank stehen auch eigene Titel: Friedrich Schmitz beschäftigt sich seit Jahren mit der Geschichte seiner Heimat.

Foto: M. Reuter

Das Gesetz ist rigide, und am 7. Mai, wenn Friedrich Schmitz sein 70. Lebensjahr vollendet, wäre für ihn endgültig Schluss als Notar gewesen: In den vergangenen Wochen hat er seinen Nachfolger Markus Graser hier und da noch vertreten, doch offiziell befindet sich Schmitz bereits seit Ende Februar im Ruhestand. 40 Jahre lang war sein Name in der Region für jeden, der einen Notar benötigte, ein fester Begriff.

Seit 1970 bereits als Notarvertreter tätig, wurde er offiziell am 1. März 1978 bestellt. Erst einmal waren es überdurchschnittlich gute Examensnoten, die den gebürtigen Wevelinghovener, der in Köln und Freiburg Rechtswissenschaften studierte, hierfür qualifizierten. Eine Rolle spielte letztlich auch sein Naturell: Das Streitbare, zuweilen gar Streitlustige, das für den Anwaltsberuf bekanntermaßen nicht von Schaden sein muss, war seine Sache nicht: "Das Verbindliche lag mir mehr", nennt Friedrich Schmitz einen auch von einem Anwaltskollegen früh erkannten Grund dafür, Notar zu werden.

Öffentlicher Streit blieb ihm gleichwohl nicht erspart, dies allerdings in seiner Funktion als Lokalhistoriker, der den auf inzwischen über 300 Mitglieder angewachsenen Geschichtsverein Grevenbroich gegründet hat. Anlass war ein früherer Berufskollege, nämlich Vinzenz von Zuccalmaglio, für dessen Montanus-Denkmal sich Schmitz nachhaltig engagiert hatte. Vorbehalte gegen den Altkatholiken und Preußenfreund waren noch mehr als 100 Jahre nach Zuccalmaglios Tod unverkennbar, wobei Friedrich Schmitz nach wie vor die Auffassung vertritt, "dass Bismarck nicht allein auf den Kulturkampf reduziert werden sollte".

Ein Faible für die Geschichte der Region hat der Notar bereits von Kindesbeinen an. Lebhaft bedauert er, dass "die Kinder heute vielfach Mallorca besser kennen als ihre Heimat". Um hier zumindest ein wenig Abhilfe zu schaffen, hat er etwa bei den Viertklässlern der Kapellener Grundschule schon einmal Heimatkunde unterrichtet.

Gern erinnert sich Schmitz an die Fahrrad-Exkursionen, die er mit Freunden und der Familie unternahm: "Von der Erft bis an Rhein" lautete das Motto der mit vielen Wissensfragen garnierten Ausflüge, die stets große Resonanz fanden: "Ob alt oder jung — es waren stets 80 Leute dabei." Als Notar mag er nun im Ruhestand sein, seine historischen Interessen dürften jedoch dafür sorgen, dass Friedrich Schmitz wenig Langeweile haben wird. Seit Jahrzehnten greift der Geschichts-Kenner für die Bürgerschützen aus Grevenbroich und Wevelinghoven zur Feder: Derzeit beschäftigt er sich mit den Luftschutzbunkern, die während des Zweiten Weltkriegs in Grevenbroich eingerichtet wurden.

(NGZ)
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