Grevenbroich Der gestiefelte Kater kommt ins Museum

Grevenbroich · Erzählerin Brigitte Köppen wird junge Besucher in der Villa Erckens mit auf einen Streifzug durch die Welt der Märchen nehmen. Dabei dreht es sich auch um Mühlen, Müllersöhne & Co. - passend zur aktuellen Ausstellung im Museum.

Erzählerin Brigitte Köppen wird junge Besucher in der Villa Erckens mit auf einen Streifzug durch die Welt der Märchen nehmen. Dabei dreht es sich auch um Mühlen, Müllersöhne & Co. - passend zur aktuellen Ausstellung im Museum.

Einen Spickzettel hat Brigitte Köppen nicht nötig. Als Märchenerzählerin hat sie 1997 begonnen; viele dieser fantastischen Geschichten, die man aus den Hausmärchen der Gebrüder Grimm und anderen Überlieferungen kennt, kann die 63-Jährige auswendig wiedergeben. Mehr noch: Sie macht die Märchen zusätzlich spannend - durch geschickte Erzählweise. "Dabei belasse ich es stets beim Originaltext", sagt Köppen. Mit beliebten Märchen wird sie am Samstag, 11. Juli, ab 15 Uhr eine Brücke zur Ausstellung "Von Erft-Mühlen, Mehl und täglichem Brot" in der Villa Erckens schlagen.

Drei Märchen hat die Langenfelderin dafür ausgesucht. In allen geht es um Mühlen, Müller, Müllersöhne oder das Müllerhandwerk. Auf ihrer Liste stehen: "Der gestiefelte Kater" und "Die Nixe im Teich", die sich beide in den Grimmschen Hausmärchen finden, sowie "Wie das Salz ins Meer kam". Aber dabei soll es beim Märchennachmittag in der Villa Erckens nicht bleiben. "Mal sehen, was sich die Kinder so wünschen", sagt Brigitte Köppen. "Ich werde darauf natürlich nach Möglichkeit eingehen."

Mit den Märchen soll bei den jungen Besuchern schließlich auch die Neugierde auf ein Stück Heimatkunde geweckt werden. Denn Grevenbroichs Stadtgeschichte wäre ohne die Mühlen so nicht denkbar gewesen. Auch das zeigt die Ausstellung, die Thomas Wolff vom Fachbereich Kultur und seine Mitstreiter vom Museumsteam zusammengestellt haben. Sechs Mühlenstandorte sind im heutigen Stadtgebiet entlang der Erft belegt. Klassisch betrieben wurden die Getreide- und Ölmühlen in der Regel vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert. Und auch wenn dort kein gerissener Kater den Müllersohn überzeugte, ihm Stiefel zu schenken und ihn wie im berühmten Märchen in die Welt zu schicken, gibt es jede Menge Spannendes zu entdecken.

Zudem sind Märchen ein wichtiges Kulturgut. Das Absurde, Überzeichnete, Wundersame spiegelt die Gesellschaft ihrer Zeit. In ihnen wird Kritik geübt, an den Reichen, den Mächtigen, den Übersättigten, und es wird Solidarität bekundet mit den Armen, den Geschlagenen. Dabei lehren Märchen viel über die Vergangenheit.

Ihre Faszination für Märchen möchte Brigitte Köppen daher gerne weitergeben. "Es würde mich freuen, wenn Kinder, die bei dem Erzählnachmittag dabei sind, die Geschichten später an die nächste Generation weitergeben", erklärt sie. So wie es ihr Vater einst zu Hause getan hat. "Das hat mich wohl geprägt. Vermutlich wurde damit die Basis für meine Märchen-Begeisterung gelegt."

Diese Begeisterung hat sie ihr Hobby mit Ernsthaftigkeit angehen lassen. In Seminaren der Europäischen Märchengesellschaft hat Brigitte Köppen die Kunst des Erzählens verfeinert, vor fünf Jahren wurde sie in die Gilde der Märchenerzähler aufgenommen. Zudem schloss sie eine Qualifizierung zur Literaturpädagogin an.

Der Eintritt zum Märchen-Nachmittag in der Villa Erckens kostet fünf Euro.

(NGZ)
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