Serie Denkmäler In Korschenbroich Das Fenster zum Pfarrer

Grevenbroich · Im denkmalgeschützten Pastorat an der Schlossstraße in Liedberg befindet sich im Flur ein Fenster, durch das die Bürger früher mit den Pfarrer sprechen konnten, ohne weiter das Haus betreten zu müssen.

 Das Denkmal hebt sich von den anderen Fachwerkhäusern im Ortskern ab: Es ist nur durch einen Anbau mit dem Nachbarhaus verbunden.

Das Denkmal hebt sich von den anderen Fachwerkhäusern im Ortskern ab: Es ist nur durch einen Anbau mit dem Nachbarhaus verbunden.

Foto: Lothar Berns

Liedberg Eng schmiegen sich die historischen Fachwerkhäuser in Liedberg aneinander. Nur ein Haus tanzt aus der Reihe: Es ist das alte Pastorat an der Schlossstraße 33. Lediglich durch einen Anbau ist es mit dem Nachbarhaus verbunden. Und nicht nur das: "Es ist eines der ganz wenigen Häuser im historischen Ortskern, das einen Vorgarten hat", sagt Eigentümerin Trude Fliegen (66). Geerbt hat sie das Haus von ihrer Mutter, aber aufgewachsen ist sie dort nicht. Es waren vielmehr ihre Urgroßeltern, die in dem alten Pfarrhaus wohnten. Und die, sagt Trude Fliegen rückblickend, seien damals richtig modern gewesen. Denn sie hatten das Haus als ihren Alterssitz gewählt.

Ursprünglich bewirtschafteten ihre Urgroßeltern den Blankertz-Hof hinter dem Burghof Scherer. "Als sie älter wurden, sind sie von dem Hof in das ehemalige Pfarrhaus gezogen", erzählt Trude Fliegen. "Sie haben auf dem Hof Platz gemacht für die nächste Generation. Das waren meine Großeltern", fügt sie hinzu. Anfang des 20. Jahrhunderts ist das gewesen. Kindheitserinnerungen an das ehemalige Pfarrhaus hat sie nicht. Aber ihre Mutter habe viel erzählt, sagt Trude Fliege: Dass sie sonntags mit ihren Geschwistern häufig zu den Großeltern ins alte Pfarrhaus ging, wo es zum Frühstück Weißbrot und Brötchen gab. Wie das Haus in den Besitz der Familie gelangte, und welche Kapläne dort zuvor gewohnt haben, wisse sie nicht, bedauert die Eigentümerin. "Das zu erfahren, wäre interessant für mich und meine Geschwister." Auch wer das Haus errichten ließ, ist nicht bekannt. Vermutlich war der Bauherr finanziell gut gestellt, worauf neben dem Vorgarten auch die Backsteingiebelwand schließen lässt, die heute verputzt ist. Sie zu mauern war damals kostspieliger als eine Wand aus Fachwerk zu errichten. Innen ist noch Fachwerk sichtbar, ebenso sind alte Steinfliesen und die Kölner Decken erhalten. Und ein kleines Fenster gibt es im Flur, durch das die Liedberger früher mit dem Pfarrer sprechen konnten, ohne weiter in das Haus eintreten zu müssen.

Der Heimatforscher Jakob Bremer berichtet in seinem Buch über Liedberg, dass man schon 1820 den Bau eines Pfarrhauses erwogen habe. 20 Jahre später erwarb der Bürgermeister ein Haus, das zuvor einem Geistlichen gehörte und richtete dort ein Gemeindebüro ein. Das Haus habe weiterhin Geistlichen zur Verfügung gestanden, heißt es bei dem Heimatforscher. Ob er sich auf das alte Pastorat bezieht, bleibt offen.

(NGZ)
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