Grevenbroich Das Borussen-Örtchen
Grevenbroich · Heute ist Welt-Toilettentag. Jürgen Wagner (55) öffnet aus diesem Anlass die Tür zu seinem stillen Örtchen. Der zweifache Schützenkönig aus Laach sagt: "So muss ein Borussen-Klo aussehen."
Jürgen Wagner ist ein eingefleischter Fan der Fohlen-Elf. "Netzer, Vogts, Bonhof, Kleff – das waren früher meine Helden", erzählt der 55-Jährige. Bis heute ist er den Borussen treu geblieben. Wenn möglich, besucht der Laacher jedes Heimspiel der Gladbacher – wenn nicht, sieht er sich die Spiele live im Pay-TV an. Wagners größtes Glück: Ehefrau Maria teilt seine Leidenschaft. Sie schwärmt ebenfalls seit frühester Jugendzeit für die Bundesligisten aus der Vitusstadt.
Als das Paar im Sommer die Wohnung renovierte, übernahm Maria Wagner das Tapezieren des Gäste-WCs. Sie hatte die Arbeiten im Örtchen gerade abgeschlossen, als ihr Ehemann im Fachhandel eine Entdeckung machte: "Eine Borussia-Tapete! Die musste ich haben", erzählt er. Kein Problem: Seine Maria erstand das gute Stück, riss die gerade frisch an die Toilettenwand gekleisterte Tapete wieder ab und ersetzte sie durch den Neuerwerb mit den weißen, grünen und schwarzen Streifen. Das ganze ging heimlich über die Bühne: Jürgen Wagner hatte während dieser Arbeiten keinen Zutritt zum stillen Örtchen.
Erst zu seinem Geburtstag durfte er sich das Ergebnis ansehen: "Ich war baff – und ging direkt auf die Knie", erzählt er. Seine Maria hatte das Gäste-Klo nicht nur in den Gladbacher Farben tapeziert, sondern auch mit einer Fahne an der Decke und Wimpeln an den Wänden geschmückt.
Das war nur der Anfang – in den vergangenen Monaten wurde das schmucke Fan-WC kontinuierlich ausgebaut. Mütze, Kappe und Schal kamen an die Wand, Zahnputzbecher, Tassen, Lipgloss auf den Spiegelschrank, Feuerzeuge, Aschenbecher und Gladbach-Sekt aufs Regal – natürlich alles mit der Borussen-Raute versehen. Erst in den vergangenen Tagen erhielt das Gäste-WC, das eher einem Fanshop gleicht, den letzten Schliff: Vor der Schüssel wurde Kunstrasen verlegt, über die Tür kam ein digitaler Bilderrahmen, der in einer Diashow reihenweise Fotos aus dem Stadion zeigt. "Hier lässt es sich aushalten", meint Jürgen Wagner. Das "Fohlen-Echo" liegt natürlich in Reichweite.
Wagner ist seit 33 Jahren bei der Kreisverwaltung beschäftigt und hat dort den Posten des Chef-Hausmeisters inne. Vor drei Jahren heiratete er seine Frau Maria, beide haben neben den Borussen ein weiteres gemeinsames Hobby: das Schützenwesen. Sie war zwei Mal Königin, er zwei Mal König des Volks- und Heimatvereins Laach.
Seit wenigen Wochen ist Jürgen Wagner stolzer Opa des kleinen Tim. Was ihm die Freude ein wenig trübte: "Irgendjemand hat dem Kind ein Schalke-Trikot geschenkt. Das geht doch wohl gar nicht." Klar, dass Opa Jürgen dringend in den Fan-Shop muss, um dem Jungen das "einzig wahre Outfit" zu kaufen.
