Grevenbroich Das Amtsgericht - ganz bürgernah

Grevenbroich · 64 Menschen arbeiten in dem 1905 errichteten Gebäude an der Lindenstraße. In einer Serie stellt die NGZ die verschiedenen Aufgaben und Abteilungen vor. Heute geht es um die Zuständigkeiten des Grevenbroicher Amtsgerichts.

Grevenbroich: Das Amtsgericht - ganz bürgernah
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Wer das Amtsgericht durch den Haupteingang betritt, bei dem piept es. Meistens, also - im wörtlichen Sinn. Denn der schmucke, weiße, um 1905 errichtete Bau an der Lindenstraße verfügt über eine hochmoderne Sicherheitsschleuse. Wie am Flughafen werden die Besucher darin durchleuchtet. Haustürschlüssel, Telefon und Schmuck landen vor dem Durchqueren in einem Plastikschälchen, Taschen und Tüten werden auf einem Gepäckband "geröntgt". Bei metallenen Gegenständen, bei Knöpfen, Nieten, Zahnfüllungen, Messern, Pistolen oder sonstigen Waffen schlägt das System im Idealfall Alarm.

 Das Amtsgericht (rechts) gehört seit vielen Jahren zum Bild der Lindenstraße in Grevenbroich. Das Foto entstand in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Links ist das Kaiserliche Postamt zu sehen.

Das Amtsgericht (rechts) gehört seit vielen Jahren zum Bild der Lindenstraße in Grevenbroich. Das Foto entstand in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Links ist das Kaiserliche Postamt zu sehen.

Foto: Stadtarchiv

So eine aus Sicherheitsgründen unverzichtbare Schleuse ist mittlerweile Standard in allen größeren Gerichten. Der Nachteil ist: Sie schafft Distanz. Dabei möchte gerade das Amtsgericht besonders bürgernah wirken. Immerhin hat fast jeder Grevenbroicher irgendwann einmal aus irgendeinem Grund dort zu tun. Das Gerichtsgebäude an der Lindenstraße wurde 2005 durch einen Anbau erweitert. Die Grundbuchstelle sitzt zum Beispiel dort, die Nachlass-, Betreuungs- und Vollstreckungsabteilung - jene Teile des Justizapparates also, die zur so genannten Freiwilligen Gerichtsbarkeit gehören.

Obwohl sich viele Unternehmen in Grevenbroich niedergelassen haben, wurde das Registergericht, das das Handels-, Genossenschafts-, Vereins- und Partnerschaftsregister verwaltet, vor einiger Zeit ans Amtsgericht Mönchengladbach "ausgelagert". Auch die Insolvenzabteilung, zuständig für die Abwicklung privater und gewerblicher Konkurse, wird von Mönchengladbach aus geführt. Das zentrale Mahngericht für den Bezirk des Oberlandesgerichts Düsseldorf hat seinen Sitz in Hagen. Von dort aus werden alle automatisierten gerichtlichen Mahnverfahren gesteuert. Grundsätzlich gehört das Amtsgericht - neben dem Landgericht, dem Oberlandesgericht und dem Bundesgerichtshof - zu den vier Ebenen der so genannten Ordentlichen Gerichtsbarkeit.

Von den Ordentlichen Gerichten werden Straf- und Zivilverfahren bearbeitet. Dabei ist das Amtsgericht tatsächlich das Gericht mit der größten Bürgernähe. Dort werden zum Beispiel kleinere Nachbarschaftsstreitigkeiten entschieden, Bußgelder festgesetzt, Ladendiebe verurteilt und zerrüttete Ehen geschieden. Im zivilrechtlichen Bereich ist die unterste Instanz für Fälle bis zu einem Streitwert von 5000 Euro zuständig (Ausnahme: Wohnraummiete), im Strafrecht für solche, in denen nicht mehr als vier Jahre Freiheitsstrafe zur Debatte stehen.

Das Amtsgericht Grevenbroich existiert seit dem Jahr 1875. Damals war es für kurze Zeit im städtischen Rathaus untergebracht. Heute arbeiten neun Richter, zwölf Rechtspfleger, 33 Servicekräfte für die Büro- und Aktenverwaltung, fünf Justizwachtmeister sowie fünf Gerichtsvollzieher und Vollziehungsbeamte in den Räumen an der Lindenstraße. Allesamt sind für insgesamt rund 100.000 "Kunden" aus Grevenbroich, Jüchen und Rommerskirchen zuständig - bei denen es ab und an eben mal piepen kann.

(NGZ)
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