"Idealismus verloren" Crynen zieht sich jetzt aus Politik zurück

"Idealismus verloren" · Am Donnerstag bereitete Heinz Dieter Crynen allen Spekulationen um seine politische Zukunft ein Ende: Der Noithausener wird weder - wie vielfach spekuliert - Mitglied der UWG-Fraktion werden noch als "Einzelkämpfer" bei der Kommunalwahl antreten. Crynen, ursprünglich als Vertreter für die CDU im Rat, hatte mit seiner Partei im Dauerclinch gelegen - bis die Fraktion ihn im Januar 2004 aus ihren Reihen ausgeschlossen hatte.

"Mir ist diese Entscheidung nicht leicht gefallen. Letztendlich habe ich sie gemeinsam mit meiner Familie getroffen", sagte Crynen am Donnerstag im Gespräch mit der NGZ. "Ich habe meinen Idealismus verloren und bin sehr enttäuscht, aber ich habe erkannt, dass es in Grevenbroich keine Möglichkeit gibt, irgendetwas zu bewegen." Crynen kritisiert weiter: "Ich habe zwischenzeitlich eingesehen, dass die Grevenbroicher Kommunalpolitik nicht das Format hat, die aktuellen Themen und Probleme aufzugreifen und sie zielorientiert abzuarbeiten."

Daran werde sich auch künftig nichts ändern, weil die Parteien für die nächsten Kommunalwahlen - von Ausnahmen abgesehen - dieselben Personen nominiert hätten, die auch schon jetzt im Stadtrat sitzen. "Ordnungsprinzipien wie Ehrlichkeit, Disziplin und Moral" verlören immer mehr an Wert. Heinz Dieter Crynen zieht eine negative Bilanz für die Schloss-Stadt: "Kommunalpolitisch gesehen haben wir die letzten Jahre verschlafen." Es fehle ein dringend benötigtes Wirtschaftsförderungskonzept, es wurde nicht geschafft, ein Stadtmarketingkonzept aufzustellen, und auch die Verwaltungsstrukturreform ist nach Crynens Auffassung nicht "durchschlagend" umgesetzt.

Crynen sieht auch Handlungsbedarf darin, die Eigenverantwortlichkeit der Schulen zu stärken, den Defiziten beim ÖPNV angemessen zu begegnen oder mehr für Familien und Kindergärten zu tun. Auch für die Kommunalwahl fürchtet das frühere CDU-Mitglied, "dass der Unmut der Bürger gegen die Grevenbroicher Kommunalpolitik Züge von Verachtung annimmt und dass sich diese Verachtung am Wahltag in breiter Stimmenthaltung niederschlägt, nach dem Motto: Stell' Dir vor, es sind Wahlen und keiner geht hin'." Der pauschale "Klüngel-Vorwurf" von Crynen an den Rat oder das wiederholt kritisierte erste Ausschreibungsverfahren für die Katholische Hauptschule - das waren nur zwei Streitpunkte zwischen dem Noithausener und seiner Fraktion. Die CDU hatte ihm vorgeworfen, die eigene Meinung höher als die Fraktionsgeschäftsordnung zu werten und einstimmig für seinen Ausschluss votiert. busch

(NGZ)
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