Corora-Schulfrei in Grevenbroich „Meine Mutter gibt sich ja alle Mühe, aber...“

Grevenbroich · Wie Viertklässler aus Frimmersdorf die Corona-Zeit erleben, haben sie ihrer Lehrerin geschrieben.

 Schulfrei kann langeweilig sein. Viertklässler Max vermisst den Unterricht.

Schulfrei kann langeweilig sein. Viertklässler Max vermisst den Unterricht.

Foto: Karin Montag

Max, dem Viertklässler aus Frimmersdorf, ist mächtig langweilig. Und er hat im Corona-Stubenarrest dieser Tage eines ganz klar für sich herausgefunden, wie er an seine Klassenlehrerin Monika Lange schreibt: „Meine Mutter gibt sich zwar alle Mühe, aber so gut wie von Dir ist kein Unterricht.“ Da musste die derart gelobte erst einmal vor Rührung schlucken – hat sich anschließend aber sehr über die handgeschriebenen Worte gefreut: „Wann bekommt man das schon mal gesagt – als Lehrerin.“

Seit 43 Jahren unterrichtet Monika Lange Grundschulkinder. Wenige Wochen vor ihrem Wechsel in den Ruhestand ist sie plötzlich Risikogruppe – altersbedingt – und darf die Viktoria Grundschule bis auf weiteres nicht betreten. „Es hat ein paar Tage gebraucht, bis ich das für mich angenommen hatte“, gesteht die Pädagogin und hält seither mit den 23 Mädchen und Jungen ihrer 4b so viel Kontakt wie möglich: per Mail, per Telefon und in handgeschriebenen Briefen.

 Briefe an die Klassenlehrerin – hier veröffentlicht natürlich mit Zustimmung der Eltern. Darin kommentieren Viertklässler die Lage sehr nüchtern. Einerseits seien die extra langen Ostergerien schön. Andererseits vermissen sie die Schule und den Unterricht.

Briefe an die Klassenlehrerin – hier veröffentlicht natürlich mit Zustimmung der Eltern. Darin kommentieren Viertklässler die Lage sehr nüchtern. Einerseits seien die extra langen Ostergerien schön. Andererseits vermissen sie die Schule und den Unterricht.

Foto: Karin Montag

Rund 270 Kinder besuchen die Viktoria Grundschule in normalen Zeiten. Derzeit kommen ganze drei Erstklässler in die Notfallbetreuung. Zwei Pädagogen aus dem gut zwei Dutzend Personen großen Kollegium kommen für sie ins Schulgebäude. Die übrigen Lehrer arbeiten von zu Hause aus, geben den Kindern Aufgaben und sprechen mit ihnen die nächsten Materialien durch. An dieser Stelle kommen den Großen und Kleinen in der Viktoria-Schule zu Gute, dass sie sich bereits vor einiger Zeit ein Vertretungskonzept überlegt haben. Die Kinder haben für Notfälle einen weißen Ordner – mit Material, das zum Unterrichtsstoff ihrer Stufe passt.

Digital fitte, jüngere Lehrerinnen haben an der Viktoria Grundschule den Ausbau der Lernplattform Logineo vorangetrieben. Das digitale Klassenzimmer ist fast fertig, ein Satz Tablet-PCs gehört zur Grundschulausstattung und kann nun in diesen Zeiten genutzt werden. Ende dieser Woche würden die Osterferien beginnen. „Bis dahin haben wir unseren Klassen den Unterrichtsstoff mitgegeben“, sagt Lehrerin Monika Lange. Wie es nach den Osterferien weitergeht, muss die große Pandemie-Lage ergeben.

Abgesagt wurden bereits alle Klassenfahrten bis zu den Sommerferien; ungewiss ist, ob Lehrerin Monika Lange gemeinsam mit einer Kollegin den Ausstand feiern kann. In dieser Zeit helfen die Briefe der Schulkinder mit ihrer eigenen Weisheit: Einerseits seien die langen Osterferien toll. Andereseits dürfe man ja kaum nach draußen. Deshalb wünschen sie ihrer Lehrerin „Bleiben Sie gesund“ und vor allem, „dass wir uns bald wiedersehen.“

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