Gesundheit in Grevenbroich Das große Rüsten gegen das Coronavirus

Grevenbroich · Plötzlich ist das Coronavirus da: Ein 47 Jahre alter Mann aus dem Kreis Heinsberg wurde in die Düsseldorfer Unikliniken eingeliefert. Der nur rund 25 Kilometer entfernte Rhein-Kreis Neuss bereitet sich auf Infizierte vor.

 Mundschutz der Klassen FFP (Filtering Face Piece) 2 und 3 sind geeignet, um das Coronavirus abzuwehren. OP-Masken reichen nicht aus.

Mundschutz der Klassen FFP (Filtering Face Piece) 2 und 3 sind geeignet, um das Coronavirus abzuwehren. OP-Masken reichen nicht aus.

Foto: Dieter Staniek

Die Verwaltungen im Rhein-Kreis Neuss sind auf mögliche Infektionen mit dem Coronavirus vorbereitet. Das ist das Ergebnis einer Hauptverwaltungsbeamtenkonferenz, bei der sich am Mittwoch die Bürgermeister und der Landrat beraten haben. Aktuell ist im Kreis noch keine Infektion nachgewiesen. Über Facebook verbreitete Gerüchte, dass es in Grevenbroich zu einem Corona-Fall gekommen sei, wurden vom Kreis und vom Rheinland-Klinikum dementiert.

  • Kliniken In den Krankenhäusern bestehen Möglichkeiten, infizierte Personen zu isolieren. „Dafür werden Betten frei gehalten“, sagt Kreis-Sprecher Benjamin Josephs. Für Infizierte ohne weitere Erkrankungen sei eine nicht benötigte Station im Grevenbroicher Krankenhaus vorgesehen. Für behandlungsbedürftige Infizierte, die beispielsweise zusätzlich an einer Lungentzündung leiden, stehen in allen drei Krankenhäusern des Rheinland-Klinikums in Neuss, Grevenbroich und Dormagen Isolierzimmer zur Verfügung. Im Rheinland-Klinikum Grevenbroich und Dormagen seien „verschärfte Hygienemaßnahmen ergriffen worden“, sagt Sprecherin Susanne Niemöhlmann. Ein Beispiel: „Um Infektionsquellen auszuschließen, werden Materialbelieferungen der Apotheke an die Kliniken und Stationen nicht mehr in den normalerweise verwendeten Plastikkisten vorgenommen, sondern in Kartons, die anschließend vernichtet werden.“ Die Hygienefachkräfte hätten die Mitarbeiter der Zentralen Notaufnahmen und der Intensivstationen geschult. Der Vorrat an Schutzmaterial sei rechtzeitig aufgestockt worden, sagt Niemöhlmann. Am Mittwoch Nachmittag hat im Elisabeth-Krankenhaus ein weiteres Abstimmungsgespräch stattgefunden, an dem Ärzte, Hygienefachkräfte, Qualitätsbeauftragte sowie die Leiterin der Krankenhaus-Apotheke teilnahmen. „Der Teilnehmerkreis wurde aufgrund der aktuellen Entwicklung um Vertreter der Grevenbroicher und Dormagener Praxisnetzwerke erweitert, die in den beiden Krankenhäusern die jeweilige Notfallpraxis der niedergelassenen Ärzte betreiben“, betont Niemöhlmann. Bei einem begründeten Verdachtsfall würde umgehend ein Abstrich genommen, um eine Diagnose zu erhalten, und der Patient isoliert untergebracht. Zeitgleich werde die Gesundheitsbehörde informiert, „mit der die Verantwortlichen in den Häusern ohnehin in Kontakt stehen“. 
  • Ärzte Sollten Erkrankte Symptome des Coronavirus bemerken, rät das Kreis-Gesundheitsamt als Vorsichtsmaßnahme den Hausarzt anzurufen und möglichst Kontakt zu anderen Menschen zu vermeiden, bis eine Klärung über eine Infektion herbeigeführt ist. Möglicherweise betroffene Patienten sollen zudem nicht ohne Ankündigung in die Hausarzt-Praxis fahren. Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNo) hat die niedergelassenen Ärzte in Grevenbroich und Umgebung bereits ausgiebig über den Umgang mit dem Coronavirus aufgeklärt. Denn es sei damit zu rechnen, dass bei den Hausärzten viele Patienten erscheinen – auch solche, bei denen kein Verdacht auf eine Infektion bestehe. „Die Praxen haben unter anderem ein umfängliches Informationsschreiben mit Empfehlungen und Leitfäden erhalten“, sagt Sprecher Christopher Schneider. Darin wird erklärt, welche Patienten auf das Virus getestet werden müssen und unter welchen Bedingungen, um eine Weiterverbreitung zu verhindern. Zum Beispiel müsse zwingend eine Labordiagnose erfolgen und die Übertragung der Infektion eingedämmt werden, indem auch Mediziner einen geeigneten Mund-Nasen-Schutz tragen. Bei der Diagnose Coronavirus steht der Arzt dann in der Pflicht, die Erkrankung an die zuständigen Stellen zu melden. „Da es sich im Falle des Coronavirus um eine meldepflichtige Erkrankung handelt, erfolgt die Koordination der Behandlungen über die Gesundheitsämter – im Fall von Grevenbroich über das Gesundheitsamt des Rhein-Kreises Neuss“, sagt Schneider.
  • Apotheken Viele Menschen im Kreis ergreifen die Initiative, um sich vor einer Ansteckung zu schützen. Die Nachfrage nach Desinfektionsmitteln und Mundschutz „vervielfacht sich von Tag zu Tag“, sagt eine Mitarbeiterin der Erft-Apotheke in der Grevenbroicher Fußgängerzone. In den ersten Geschäftsstunden am Mittwoch seien knapp 20 Mundschutz-Packungen verkauft worden. „Wir versuchen jeden Tag nachzubestellen, aber es ist schwer.“ In der Hirsch-Apotheke an der Lindenstraße in Grevenbroich gab es am Donnerstag noch Vorräte. „Wir hatten uns vor einigen Jahren, zur Zeit der Schweinegrippe, eingedeckt“, erläutert Inhaber Hans-Dieter Zweckerl. „Heute haben einige Arztpraxen Masken der FFP-Klassen 2 und 3 geordert“, ergänzt der Apotheker. Diese schützen vor Viren.
 Apotheker Hans-Dieter Zweckerl (l.) von der Hirsch-Apotheke hat noch Schutzmasken zum Verkauf. Er erklärt auch die korrekte Nutzung.

Apotheker Hans-Dieter Zweckerl (l.) von der Hirsch-Apotheke hat noch Schutzmasken zum Verkauf. Er erklärt auch die korrekte Nutzung.

Foto: Dieter Staniek
  • Einzelhandel Im Grevenbroicher Toom-Baumarkt gibt es keine Schutzmasken der Klassen 3 und 2 mehr, sagte eine Mitarbeiterin auf Anfrage unserer Redaktion. Man habe bereits mit dem Lieferanten der Masken, die auch im Arbeitsschutzbereich eingesetzt werden, Kontakt aufgenommen. Doch dort bestehe ein größerer Lieferengpass, so dass man nicht sagen könne, wann Toom wieder Schutzmasken der FFP-Klassen 2 und 3 anbieten könne. In der Not auf FFP 1-Masken auszuweichen, mache keinen Sinn. Diese Masken seien nur als Staubschutz geeignet und verhinderten keine Virenübertragung. Ein Mund-Nasenschutz kann laut dem Robert-Koch-Institut, der obersten Bundesbehörde für Infektionskrankheiten, für Menschen mit einer Atemwegserkrankung sinnvoll sein. Keinen ausreichenden Beleg gebe es dafür, dass der Mund-Nasen-Schutz das Ansteckungsrisiko für den Träger „signifikant verringert“. Zudem muss laut dem Institut der Schutz korrekt, eng anliegend getragen – und ausgewechselt werden, wenn er durchfeuchtet sei.
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