Wegen Ausbreitung des Coronavirus Taxi-Unternehmer liefert Einkäufe nach Hause

Grevenbroich · Etliche Grevenbroicher bieten im Internet ihre Hilfe an. Davon profitieren können ältere Mitbürger oder Menschen, die sich in Quarantäne befinden.

 Ein Fahrer des Taxi-Unternehmens Sürder klingelt an der Tür und bringt Einkäufe direkt nach Hause. Menschen, die aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus zu Hause bleiben, sollen so versorgt werden.

Ein Fahrer des Taxi-Unternehmens Sürder klingelt an der Tür und bringt Einkäufe direkt nach Hause. Menschen, die aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus zu Hause bleiben, sollen so versorgt werden.

Foto: Dieter Staniek

Die Menschen in Grevenbroich rücken angesichts des Coronavirus zusammen. Das Taxiunternehmen Sürder aus Hemmerden bietet seit Montag einen neuen Service an. Fahrer übernehmen Besorgungen im Supermarkt, Gartencenter, Baumarkt oder in der Apotheke und liefern innerhalb von wenigen Stunde nach Hause. Für diesen Service wird eine Pauschale von 20 Euro berechnet. „Wir wollen den Menschen helfen, die sich nicht mehr aus dem Haus trauen“, sagt Steven Sürder, Chef des Taxi-Unternehmens.

Entstanden ist die Idee aber eher aus der Not heraus. Nahezu alle Aufträge der Firma, die sich zu einem großen Teil auf Schülerverkehr spezialisiert hat, sind weggebrochen, nachdem alle Schulen geschlossen wurden. „Wir haben sehr hart damit zu kämpfen“, sagt Sürder. Trotz der wenigen Aufträge müssen die Löhne von 70 Mitarbeitern weiter bezahlt und die Autos müssen unterhalten werden. Finanziell wird es immer enger für das Taxi-Unternehmen. Sürder schätzt, dass ihm jeden Monat rund 100.000 Euro Einnahmen fehlen. Weil auch Bars und Kneipen geschlossen haben, ist zudem das Abend- und Wochenendgeschäft eingebrochen. Dabei unternimmt Sürder alles, um Fahrten zu ermöglichen – trotz Virus. Die Fahrzeuge werden desinfiziert und die Fahrer halten strenge Hygienemaßahmen ein.

„Wir hoffen, dass wir mit dem neuen Service ein wenig einnehmen“, sagt Sürder. „Viel Geld werden wir aber nicht machen. Es geht aber eher darum, dass das Unternehmen überlebt.“ Vereinzelt habe es bereits ein paar Anfragen gegeben. Doch der neue Service kommt schleppend in Gang. „Ich habe am Montag zum ersten Mal auf das Angebot hingewiesen“, sagt Sürder. „In der Regel dauert es ein paar Tage, bis sich sowas herumgesprochen hat.“

Dass die Ausbreitung des Coronavirus seine Firma so hart und von heute auf morgen treffe, damit hatte Sürder nicht gerechnet. Mit dem neuen Service greife er nach dem „letzten Strohhalm“, versichert er. Parallel nimmt Sürder weitere Maßnahmen in Angriff, um die Existenz seiner Firma und die Arbeitsplätze seiner Mitarbeiter zu retten. Er hat bereits Kurzarbeit beantragt sowie zehn Autos abgemeldet, um die Versicherung und Steuern zu sparen. Kritik, wonach der Service nur eine neue Geschäftsidee ist, um sich in schwierigen Zeiten zu bereichern, will Sürder deshalb nicht gelten lassen: „Wir machen das, um die 70 Arbeitsplätze zu retten“.

Steven Sürder ist einer von vielen, der Hilfe anbietet. Im sozialen Netzwerk Facebook gibt es eine neue Gruppe mit dem Titel „CoronahelpGV“, wo Grevenbroicher ihre Hilfe anbieten – angefangen von Einkäufe erledigen über den Hund Gassi führen bis hin zu Besorgungen machen. Bereits in vielen Stadtteilen bieten Menschen ihre Hilfe an, zum Beispiel in Hemmerden, Elsen, Wevelinghoven oder in der Südstadt.

Jenny Goergens hat die Gruppe ins Leben gerufen. Sie möchte so ein Netzwerk schaffen. „Grevenbroicher, die nicht zur Risikogruppe gehören, können helfen, dafür ist die Gruppe gedacht“, sagt sie und betont, dass die besondere Nachbarschaftshilfe wichtig werden könnte: „Es leben viele ältere Menschen in der Stadt und ich glaube, dass bald viele Infizierte in Quarantäne leben und die Geschäfte schließen.“

Die Gruppe kommt gut an. Sonntagmorgen ins Leben gerufen, tummeln sich dort bereits über 200 Mitglieder. Damit gibt sich Goergens aber nicht zufrieden: „Ich will, dass die Gruppe weiter wächst.“ Deshalb bewirbt sie die Nachbarschaftshilfe offensiv. Auch Bürgermeister Klaus Krützen hält die Gruppe für eine gute Sache und hat mittlerweile angekündigt, dass er eventuell städtische Ressourcen zur Verfügung stellen möchte. „Es wäre klasse, wenn die Stadt uns unterstützt“, sagt Goergens.

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